Oktober 2012

Der Herbst hatte leise aber bestimmt die Führung übernommen. In der zweiten Woche mussten wir schon unseren Ofen anfeuern, um es noch gemütlich zu haben.
Aber der dicken Kreuzspinne konnte das Wetter offensichtlich nichts anhaben! Ist sie nicht eine Schönheit?

An einem Samstagmorgen, uns erschien es, als wäre es mitten in der Nacht, hatte es auf dem Platz neben dem Hafen begonnen zu wiehern und zu stampfen. Beim Morgenessen haben wir dann eine grosse Zahl kräftiger, schwerer Pferde gesehen, dazwischen viele Männer und Frauen, die sehr geschäftig hin und her eilten und sich zwischendurch an den Tieren zu schaffen  machten. Es galt offensichtlich, die mächtigen Tiere zu striegeln und herauszuputzen. Erst später haben wir erfahren, dass dieses Treffen der Zuchtauslese für die aus dieser Gegend stammenden Rasse 'Trait du Nord' diente. Es waren nur Hengste anwesend und deren stolze Besitzer!

Es waren echte Prachtskerle von Rössern. Gross, wenn nicht sogar riesig, schwer und richtige Muskelprotze. Alle erinnerten sie uns an das kräftige Pferd Boxer in Orwell's 'Farm der Tiere'.

  

Die Tiere wurden nach strenger Regel und echt vaterländisch geschmückt. Stroh und Bänder in den Farben der Tricolore wurden in Schwanz und Mähne geflochten. Stolz und Testosteron allüberall.

  

Für die Richter musste einmal im Schritt und einmal im schnellerer Gangart eine gewisse Strecke abgelaufen werden...

... und alle Umstehenden schauten interessiert zu!

     

Leider begann es bald heftig zu regnen, was allerdings nur bei uns die Stimmung zu dämpfen vermochte.

Ein paar Tage später: ein junges Paar, offensichtlich mit Ambitionen für Frankreichs 'Next Topmodel' bat um Erlaubnis, auf unserem Schiff Fotos schiessen zu dürfen. Es wäre schön, wenn die Mizar etwas zum allfälligen Erfolg beitragen könnte ...
(Vielleicht wird sie noch einmal berühmt!)

  

Unser Nachbar Drew von der MARIA nützte noch den letzten schönen Tag, ein paar 'Gebrauchsspuren'  nach dieser Saison zu beseitigen. Wir packten gleichzeitig unsere Blumentöpfe ein und machten die Mizar für den Winterschlaf fertig.

  

Dann war es soweit, wir verliessen Cambrai mit etwas Herzschmerz (vor allem bei Matz) in Richtung Schweiz, von wo wir dann Ende Oktober nach Amsterdam fliegen werden.

Noch ein kleiner Nachtrag:
Ein echtes Erlebnis ist die Reportage, die das welsche Fernsehen über eine uns befreundete Schifferfamilie gemacht hat.
Brigitte, eine Zürcherin und ihr französischer Mann Guy leben und arbeiten zusammen mit ihren beiden Kindern Elodie und Yannick auf der Péniche 'Elo-Yan'. Wir waren ihnen zum ersten Mal im Juni 2010 begegnet. Seither hatten sich unsere Wege mehrfach gekreuzt. Dieses Jahr hat sich für uns aber unvermittelt die Möglichkeit ergeben, ihre Péniche von innen anzuschauen. Bei einem anschliessenden Apéro bei uns haben wir dann noch viel mehr über ihre Arbeit und ihr Leben auf dem Schiff erfahren. Ein Blick in eine andere Welt, der auf uns grossen Eindruck gemacht hat.
Wer dieses Erlebnis nachvollziehen möchte, gönne sich diese 30 Minuten!

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