März 2024      

Das House Sitting vom letzten Monat hatte von der Gastfamilie kurzfristig abgesagt werden müssen. Unvorhersehbare Umstände hatten es verunmöglicht, dass sie zu ihren wohlverdienten Ferien aufbrechen konnten. Es hat uns ausserordentlich gefreut, dass unser herzlicher Kontakt mit einem gemütlichen Anlass bestätigt werden konnte: wir wurden zu einem feinen Mittagessen im Fischhaus in Ditzum beim Hafen an der Emsmündung eingeladen. Schon die Anfahrt nach Ditzum, von Haren aus über Dörfer mit Namen wie Bingum, Jemgum, Midlum, Critzum und Hatzum versetzte uns in gute Laune und machte Lust auf ein ungewohntes Erlebnis. Es war schön, Christine und Werner bei guter Gesundheit und ebenso guter Laune anzutreffen. In sympathischer, schiffiger Umgebung wurden wir mit einem feinen Fischessen verwöhnt. Ganz herzlichen Dank dafür!
Wir hatten dabei eine anregende Unterhaltung mit interessanten Leuten, die in der Umgebung wohnen und auch beruflich langjährige Erfahrungen im Umgang mit Schiffen mitbrachten. Ein Treffen, das wohl allen in guter Erinnerung bleiben wird.

   

 Wir hatten unseren Aufenthalt in den beiden Mietwohnungen in Haren und Leer vor allem dazu genutzt, uns an diese beiden Adressen Material senden zu lassen, das wir während der Sommersaison auf dem Schiff brauchen werden.

Danach leisteten wir uns einmal selber Ferien und fuhren mit der Fähre nach Norderney ins Hotel Inselloft. In diesem Hotel waren wir im März 2016 schon einmal einquartiert (siehe dort) und hatten damals so gute Erfahrungen gemacht, dass wir uns darauf freuten, sie nun einige Jahre später zu wiederholen.
Eine Stunde Fahrt mit dem Auto brachte uns zum Norddeich, wo die Fähre nach der ostfriesischen Insel wegfährt. Eine weitere knappe Stunde auf dem Schiff genügt, um in eine andere Welt zu gelangen, die vielen Menschen übers Jahr die Möglichkeit gibt, dem Alltag zu entfliehen. Natürlich nicht so sehr in der Jahreszeit, die wir gewählt hatten.

 

Es waren nicht sooo viele Gäste da, trotzdem herrschte überall ausgeprägte Ferienstimmung und das Leben der ganzen Insel scheint allein darauf ausgerichtet zu sein. Stundenlang könnte man entlang des Strandes wandern, sich an der Weite der Landschaft und der wundersamen Vielfalt der angeschwemmten Muscheln freuen.

   

Etwas geschützter geht es im Conversationshaus zu, wo ein Lesesaal und eine Bibliothek für geistige und ein Café für körperliche Nahrung sorgen. Selbst unser Hotel offeriert ein Wohnzimmer, in dem man sich tagsüber selber etwas zu trinken aussuchen und es sich damit gemütlich machen kann. Für ganz Harte ist auch im Winter die Eisdiele offen.

     

Bei so viel Ablenkung fällt es auch den Kleinsten leicht, sich vom Schnuller zu trennen, während die Grösseren bequem von der weiten Welt träumen können.
(Haben wir fast alles auch schon besucht!)

     

Bei der Rückfahrt konnten wir nicht darauf verzichten, den Fortschritt unserer Entenzucht auf der Mizar zu überprüfen. Die Mütter waren wacker am brüten. Aber wir waren doch etwas erstaunt, dass bei einem Nest gleich deren zwei an der Arbeit waren. Weil im ersten Fall die Hürde für die Küken zum Ausstieg zu hoch war, mussten wir die brütende Ente für einen kurzen Moment wegschicken, während dem wir eine Treppe zum sicheren Aussteigen für die Kleinen einfügten. Mit den besten Wünschen für einen glücklichen Start ins Leben überliessen wir das beachtliche Gelege seinem Schicksal.

   

Damit war für uns der Moment gekommen, unsere Rückreise in die Schweiz anzutreten. Die Vorbereitungsaufgaben für den Sommer waren erledigt und wir mussten das Auto zurückbringen. Dazu wählten wir einen Weg, der uns durch Gegenden von Deutschland führte, die wir bis jetzt noch nicht besucht hatten.
Irgendwie hat sich dann auf der Fahrt nach Münster die Idee ergeben, die Quelle der Ems zu besuchen, den Ursprung der Flusses, auf dem wir unsere Reise in diesem Sommer beginnen werden.

 Immerhin ist die Ems 370 km lang, von denen rund 200 km schiffbar sind. Die Emsquellen, am Rande des Teutoburger Waldes, sind eigentlich unspektakulär, aber die Landschaft darum herum dafür umso schöner. Den Bedürfnissen der modernen Zeit entsprechend, wurde sogar ein Selfie Point ausgezeichnet. Der soll die schönsten Fotos ergeben. Wir haben es ausprobiert.

   

Ebenso spontan haben wir dann beschlossen, auch noch den Ursprung der Weser und der Donau zu besuchen, weil die auch an unserem Weg lagen.

Schon der nächste Stop bei Hann. Münden (offiz. Abk. von Hannoversch Münden) bot eine erste Gelegenheit dazu. Hier vereinigen sich die kleinen Flüsse Fulda und Werre zur Weser. Diese Stelle wird mit dem Weserstein ausgezeichnet.

 

Hann. Münden ist die südlichste Stadt Niedersachsens und rühmt sich mit dem Humboldt-Zitat, eine der sieben schönstgelegenen Städte der Welt zu sein.
Ein Besuch lohnt sich tatsächlich!

 

Etwas ungewohnt sieht der Ursprung der Donau aus. Allerdings war er etwas weiter entfernt und wir besuchten ihn in Donaueschingen erst gegen Ende unserer Reise. Die Donau entspringt im Schlosspark und legt danach auf seinem Weg zum Schwarzen Meer 2840 km zurück. Wenige Kilometer nach der Quelle verschwindet allerdings das Wasser wieder von der Oberfläche und fliesst eine beachtliche Strecke unterirdisch, bevor es dann wieder ans Tageslicht kommt.


Ein Schwergewicht auf unserer Rückreise bildete die Goethe-Stadt Weimar. Darum blieben wir gleich zwei Tage.
Vor dem Deutschen Nationaltheater steht das Denkmal der beiden deutschen Dichterfürsten Goethe und Schiller, die beide während einiger Zeit hier ihren Wohnsitz hatten und dabei engen Kontakt miteinander pflegten. Gemeinsam mit Wieland und Herder begründeten sie die Epoche der Weimarer Klassik.

Auf dem Weg zum eindrücklichen Goethe Haus, kamen wir zunächst beim Haus von Schiller vorbei, der etwas bescheidener gewoht hatte.

   

Goethe bekleidete viele Ämter und stand in enger Beziehung zum regierenden Fürsten Carl August von Sachsen-Weimar. Der vielen Gäste wegen teilte er sein Haus in einen repräsentativen öffentlichen Teil, der vorwiegend gegen die Stadt hin lag und einen privaten im Hinterhaus. Dieser bot eine ruhige Aussicht auf einen weitläufigen Garten.

       

Zwischen den beiden Häusern lag die Vorfahrt für die Kutschen des Hausherrn und jene seiner Besucher.

       

Eindrücklich sind sein gut erhaltenes privates Arbeitszimmer und das Schlafzimmer mit dem Stuhl, auf dem Goethe 1832 gestorben ist. Er wurde in der Fürstengruft in Weimar begraben. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin direkt neben Schiller, der bereits 1805 verstorben war. Eine Genanalyse im Jahr 2008 hat dann allerdings ergeben, dass im Nachbargrab nicht die Überreste von Schiller lagen. Der Sarg wurde rasch geleert und sein Inhalt auf einem anderen Friedhof beigesetzt. Schillers Sarg in der Fürstengruft ist heute darum leer.

    

Ein Schritt zurück in der Zeit war unser Besuch in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek (HAAB), die bereits 1691 gegründet worden war. 1797 hat Herzog Carl August seinem persönlichen Freund  Goethe die Oberaufsicht über die Einrichtung übertragen, worauf sich das Haus zu der bedeutendsten Forschungseinrichtung für deutsche Literatur entwickelte.

     

In der Bibliothek hängt ein Bild, das Goethe zusammen mit seinem persönlichen Sekretär in seinem privaten Arbeitszimmer zeigt. Es entspricht bis ins Detail dem Zimmer im Goethe-Haus.

Unsere Weiterfahrt führte uns durch den Thüringer Wald, wobei der Wald allerdings über weite Strecken aus grossflächig umgeholzten Fichten zu bestehen schien. Kurz hinter der Grenze zu Bayern erreichten wir die fränkische Stadt Bamberg
Die gut erhaltene Altstadt gruppiert sich um das auffällige Rathaus und Klein-Venedig, die ehemalige Fischersiedlung der Stadt.

      

Besonders sehenswert ist der Domplatz, der vor dem viertürmigen Dom liegt und durch die alte sowie die neue Residenz begrenzt wird. In den repräsentiven Gebäuden wohnten zu jener Zeit die Bischöfe zu Bamberg.

  

Wie so oft, ist Schein nicht gleich Sein, ...

... denn die 'Anbauten und Fassaden' der neuen Residenz sind nichts als aufgemalte Fresken, wohl die 'Graffitis' jener Zeit.

  

Von dort fuhren wir weiter der Schweiz zu, in Richtung der Stadt Ulm.

Kurz davor stiessen wir in Gingen a.d. Brenz auf eine weitere Sehenswürdigkeit. Dort erinnert das neue Steiff Museum an das Werk von Margarethe Steiff, die, trotz schwerster Behinderung duch ihre in der Kindheit durchgemachte Kinderlähmung, mit ihrem Lebenswerk unendlich viele Kinderherzen hat höher schlagen lassen.
Nach beinahe als Zufall zu bezeichnenden Anfangserfolgen mit dem ersten Elefäntle, das eigentlich ein Nadelkissen war, baute sie mit Fleiss und viel Geschick und den berühmten Teddybären ihre bescheidene Nähstube zum weltbekannten Unternehmen mit dem 'Knopf im Ohr' aus. Allerdings, wo früher in einem gläsernen Produktionsgebäude hunderte von Frauen fleissig Stofftiere nähten, das darum im Volksmund als Jungfrauenaquarium bezeichnet wurde, stanzen heute wenige Angestellte nur noch den Knopf in die Ohren der Spielzeuge. Die Stofftiere selber werden in Millionenauflagen in Tunesien und Kambodscha gefertigt.
Trotzdem bietet das Museum eine verspielte Suche nach den ersten Erzeugnissen der Firma, während im Laden tausende von Bären und anderen Tieren auf ihre glücklichen Besitzer warten. Es verhalf uns auch zum verspielten Titelbild dieses Monats.

   


(Bild HP Steiff)

Danach fuhren wir weiter nach Ulm, wo Hansruedi in erster Linie seinem alten Drang folgen wollte, Türme, die eine besondere Aussicht bieten, zu besteigen.
Dazu hätte eben auch der Turm des Kölner Doms mit seiner auf 143 m liegenden obersten Besucherplattform vorzüglich gepasst.
Leider waren die oberen Etagen des Turms wegen Bauarbeiten geschlossen und so mussten wir auf dieses gewiss sportliche Erlebnis verzichten.

 

Eine ganze Woche verbrachten wir danach in der Schweiz, besuchten alle, die wir während der nächsten Monate vermissen werden, packten aus, was wir in den kommenden Monaten nicht brauchen werden und ein, was während der hoffentlich etwas wärmeren Zeit nützlich sein wird.

Zurück nach Haren fuhren wir am 25. März mit der Eisenbahn. Guten Mutes, trotz der nicht enden wollenden Streiks bei der Deutschen Bundesbahn. Der ICE verliess zwar Zürich auf die Minute genau, aber wir kamen trotzdem nach einer fast 12-stündigen Reise an unserem Ziel mit einer Verspätung von drei Stunden an. Der Bahnhof war um diese Zeit nicht mehr besetzt, Busse verkehrten keine mehr und weit und breit war auch kein Taxi zu sehen. Zum Glück hatten wir ein Hotelzimmer reserviert. Die freundliche Empfangsdame dort besorgte uns umgehend ein Taxi, das uns am Bahnhof abholte.

Am nächsten Morgen, bei unserer Ankunft bei der Mizar, hatten wir zunächst zwei Erlebnisse:
1. das Hochwasser an Neujahr hatte tatsächlich beeindruckende Höhe erreicht (siehe Marke an der Dalbe)
2. die Enten hatten ihre Brutarbeit noch nicht abgeschlossen.

Wir würden also auf Ostern voraussichtlich eine Schar Entenküken begrüssen dürfen.

 

Gute Nachricht!
Im ersten Nest, am Ostermorgen, Sonntag dem 31. März 2024, neu geschlüpft!

Wir hätten ihnen besseres Wetter für den Start ins Leben gewünscht ...
Drei Stunden später sah es schon viel besser aus.
Weitere drei Stunden später noch viel besser.

   

Die ganz grosse Überraschung wird aber erst in drei Tagen kommen, wenn dann das zweite Nest mit 24 Eiern soweit ist.

Daneben sieht unser Werk bescheiden aus, aber sein Schicksal ist schon jetzt gewiss!

Wir wünschen allen frohe Ostern!

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