Dezember 2022 

Am ersten Tag im Dezember haben wir etwas Besonderes unternommen. Wir hatten erfahren, dass die Stadt Teruel seit einiger Zeit einen 'Flughafen' besitzt, der aus nicht viel mehr als einer Piste und einem Kontrollturm besteht. Diese werden jedoch kaum benutzt, denn normale Flüge sind hier gar nicht vorgesehen. Die Flugzeuge, die hier stehen, tun das nur, weil ihre Besitzer für sie im Moment keine Verwendung haben oder sie gar los werden wollen. Und das in unserer ökonomie-gesteuerten Welt, die sonst sogar mit den Stellen hinter dem Komma rechnet. Trotzdem sind gegenwärtig fast alle der 225 Abstellplätze belegt. Und das, weil die Coronaepidemie vor gut zwei Jahren das Fliegen weltweit fast über Nacht zum Stillstand gebracht hatte.

Das weite, offene Gelände diente früher als Militärflugplatz und wird heute wegen des trockenen Klimas von verschiedenen Fluggesellschaften als Abstellplatz benutzt. Flugzeughersteller und -unterhaltsfirmen profitieren davon, warten die ungenutzten Flieger regelmässig oder schlachten sie als Ersatzteillager aus. Bei einem Stückpreis von rund 100 Millionen Dollar verspricht das ein gutes Geschäft.

Während die Flugzeuge der Ukraine International hier wohl einfach den bombenfreien, blauen Himmel genossen, wurde bei unserem Besuch gerade eine Airbus A-380 der Lufthansa für den Rückflug nach Frankfurt bereit gemacht. Der riesige Doppelstöcker, der noch vor wenigen Jahren als letzter Schrei unter den Grossraumflugzeugen galt, hatte hier mit seinen anderen Lufthansaschwestern einen verlängerten 'Winterschlaf' verbracht. Weil hier die Einrichtungen fehlen, die richtige Funktion des Fahrwerks zu prüfen, musste der Überflug mit ausgefahrenem Fahrwerk auf geringener Höhe erfolgen. Er dauerte darum länger und verbrauchte ein Mehrfaches an Treibstoff. Sollten sich aber die Hoffnungen der Fluggesellschaften in absehbarer Zeit erfüllen, wird der Luftverkehr bald wieder zu neuem Leben erwachen und den Gesellschaften den lang vermissten Gewinn einbringen.

     

Am Abend vor unserer Abreise wirkte die Stadt Teruel überaus belebt. Der Weihnachtsbaum auf dem Hauptplatz glitzerte endlich in seinem üppigen Schmuckkleid und zu seinen Füssen war eine traditionelle Krippe im Stall zu Bethlehem aufgebaut. Auf einer extra montierten Bühne führte die Schuljugend ihre einstudierten Tanzchoreografien gängiger Weihnachtslieder vor, die allerdings eher zu einer der unsäglichen Casting-Shows am Fernsehen gepasst hätten und wenig weihnächtliche Vorfreude verbreiteten.
Trotzdem war die Aussicht aus unserem Hotelzimmer erfreulich.

  

Für unsere Weiterfahrt wählten wir erneut kleinere Seitenstrassen, von denen wir uns besseren Blick auf die ungewohnte Landschaft versprachen. Dabei mussten wir uns immer in Erinnerung rufen, dass wir uns zumeist auf einer Höhe zwischen 1000 und 1500 m ü. M. bewegten. Das erklärte die ausgesprochen karge Landschaft, trotz deren südlicher Lage.

Allerdings gab es offenbar auch in früheren Zeiten viel Verkehr auf dieser Strecke. An verschiedenen Stellen querten wir die alte Landstrasse, die sich in viel engeren Windungen einen Weg zwischen den Hügeln gesucht hatte.

  

Obschon die Gegend wenig bis kaum bewohnt ist, öffneten sich immer wieder erstaunliche Aussichten. Je mehr wir uns der Küste näherten, desto gebirgiger und schroffer wurde die Landschaft.

  

Unser Ziel war die Kleinstadt Peñiscola, deren Altstadt auf einem eindrücklichen Felsen liegt, der ihr zu einer prächtigen Aussicht auf das Meer verhilft. Mit viel Geschick und Googles Hilfe hatte Matz uns hier eine Unterkunft reserviert, die uns alles zu Füssen legte, was der Ort an Sehenswertem zu bieten hat. Auch hier hatte der stetig wachsende Tourismus nämlich nicht nur erfreuliche Folgen gebracht. Die gröbsten Bausünden liegen jedoch weit unterhalb der Burg und entlang der fast endlosen Meeresküste.

  

  

Natürlich fehlte auch ein Weihnachtsmarkt nicht, auf dem der überall gängige Kram vertrieben wurde. Aber wenigstens kam damit etwas Leben in das zu dieser Jahreszeit eher ruhige Städtchen.

      

Trotz allem liess die Aussicht vom Felsen am frühen Abend kaum Wünsche übrig.

     Wir blieben unserem Vorsatz treu und mieden, soweit irgend möglich, die grösseren Städte.

Bei Valencia machten wir allerdings eine Ausnahme.
Das Museum der Künste und Wissenschaften ist eng mit dem Namen des Architekten Santiago Calatrava verbunden, der, als spanisch-schweizerischer Doppelbürger, an der ETH in Zürich studiert hatte und dort, bevor er in der ganzen Welt berühmt geworden ist, bereits seine eigenwilligen Spuren hinterlassen hatte (Bahnhof Stadelhofen, Zürich). Hier in Valencia wirkt sein Werk fast etwas zu gross, sodass man sich als Laie die Frage stellen darf, ob hier nicht oft mehr gemacht wurde, als sinnvoll und notwendig war. Eine Frage, der sich im Besonderen ein Architekt stellen muss, der für sich in Anspruch nimmt, das Gesicht der künftigen Welt zu gestalten.

  

  

Dem gegenübergestellt seien Gebäude in der Innenstadt, die oft eine lange und wechselhafte Geschichte überlebt haben, die Stadt aber immer noch prägen und ihre Aufgaben weiterhin erfüllen.
Wie der Mercado de Colon ...

  

... oder Lonja, die alte Seidenbörse, deren Bau um 1480 begonnen worden war und über 60 Jahre gedauert hat. Die alte Säulenhalle mit ihrer massiven Holzdecke fordert dem Besucher noch heute uneingeschränkten Respekt ab.

     

Ganz im Stadtzentrum gelegen ist der Mercado Central, der unter seinem prächtigen Kuppelbau einen Markt beherbergt, der mit seiner Vielfalt seinesgleichen sucht.

  

Während das üppige Angebot fast unwiderstehliche Lust aufs Essen weckt, beschleichen den etwas weniger hungrigen Besucher Fragen zu unserem Verhalten. Wie gross und wie reichhaltig darf ein Fischmarkt sein, wenn man daran denkt, dass alle Meere der Welt hoffnungslos überfischt sind und Millionen Menschen auf unserer Erde nicht einmal das Notwendigste zum Essen haben?  Mancherorts müssen Eltern gar zusehen, wie ihre Kinder vor Hunger sterben.

        

Beeindruckend ist auch die Plaza del Ayuntamiento, wo um das Verwaltungsgebäude herum die Häuser noch immer Stolz und Würde der Stadt widerspiegeln.

  

Was sich bei uns über einige Zeit als anfänglich leichte Erkältung angedeutet hatte, wurde durch einen entsprechenden Test zur Gewissheit:
wir beide hatten Corona!
Da wir für die kommende Zeit ein Haussitting in Javea in Aussicht hatten, informierten wir umgehend die Gastgeber, die es daraufhin vorgezogen haben, auf unsere Dienste zu verzichten.

Wir änderten unsere Pläne und richteten uns in einer kleinen Wohnung in Denia ein, wo wir ein paar ruhige Tage bei bester Aussicht auf Burg und Stadt verbrachten und uns dabei rasch erholten.

Auch die Freude am Essen kehrte damit zurück.

Von der Burg aus schauten wir auf den Hafen, wo ein dunkler Fleck in der hintersten Schiffsreihe unsere Aufmerksamkeit auf sich zog.

Bei genauerem Hinsehen erwies sich dieser als gekonnter Nachbau eines historischen Schiffes aus dem 17. Jh. Erbaut wurde die Galeón Andalucia erst 2010. Während einigen eindrücklichen Reisen auf fast allen Meeren der Welt hat sie ihre Seetüchtigkeit bewiesen und das Leben der Seefahrer von damals neu erlebbar gemacht. Ein Rundgang durch alle Räume liess uns erahnen, wie Reisen in jenen Zeiten sich anfühlte.

 Die nächste Tagesetappe nach Jávea war geografisch nur sehr kurz, führte jedoch Matz zurück in ihre früheste Jugend. Während Jahren hatten ihre Eltern dort für die Ferien jeweils ein kleines Haus gemietet und damit ihrem kleinen Fratz einen Blick in die weitere Welt ermöglicht. Und dieser hatte offensichtlich diese Gelegenheiten ausgiebig genutzt. Jedenfalls wurden jetzt viele Erinnerungen aus jener Zeit plötzlich wieder lebendig und Gefühle der Kindheit kamen für eine Weile zurück.
Aussicht vom Cap de Sant Antoni auf die Bucht von Jávea.

Im Sommer waren auf dieser Promenade damals bestimmt viel mehr Leute unterwegs als gerade jetzt. An unserem Frühstückstisch, beim Blick zurück, wurden die Geschichten aus jener Zeit wieder lebendig und nahmen viel Raum ein.

  

Die beiden folgenden Tage fuhren wir zunächst entlang der Küste nach Alicante, wo wir eine gemütliche Kaffeepause einlegten. Dann ging es weiter nach La Mata (leicht nordöstlich von Torrevieja), wo wir die Nacht verbrachten. Am nächsten Morgen fuhren wir dann nach Almeria.
Dort kehrten wir der Küste den Rücken und steuerten ins Landesinnere Richtung Granada.
Dieser Weg führte uns durch die östlichen Ausläufer der Sierra Nevada, dem erstaunlich schroffen Gebirgsrücken, der sich entlang der Küste zwischen Malaga und Almeria bis auf eine Höhe von 3500 m ü. M. erhebt.
Südlich von Tabernas kamen wir durch eine Gegend, die durch die Filmindustrie berühmt geworden ist, obschon sie kaum einer kennt. Wilder Westen in Spanien! Die ursprüngliche, karge Landschaft gibt den Eindruck, fern jeder Zivilisation zu sein und das ist offenbar auch den Location-Scouts verschiedener grosser Ciné-Firmen nicht verborgen geblieben. Gleich mehrere berühmte Blockbuster wurden hier gedreht. Am bekanntesten sind wohl 'Für ein paar Dollar mehr', 'Zwei glorreiche Halunken' und einige Filme der Serie 'Indiana Jones'. Etwas weiter westlich entstand um die 'Sweetwater Ranch' herum 'Spiel mir das Lied vom Tod'. Der Italo-Western unter Sergio Leone wurde hier unsterblich. Filmgrössen, wie Clint Eastwood, Sean Connery, Anthony Quinn, Claudia Cardinale, Raquel Welch, Peter Fonda und Charles Bronson feierten, zusammen mit vielen anderen, hier ihre grössten Erfolge. Mehrere Themenparks versuchen heute, die Vergangenheit am Leben zu erhalten und vom grossen Geld wenigstens nachträglich etwas abzubekommen. Von der Strasse aus kann man aber auch das Wenige sehen, das von den zerfallenden Kulissen übrig geblieben ist.


Sweetwater Ranch aus 'Spiel mir das Lied vom Tod'(Bild Internet)

Unser Ziel war jedoch die Stadt Granada.
Diesmal hatte Matz ein Hotel mitten in der Stadt gefunden. Die Reservation war allerdings mit einer speziellen Erlaubnis der Polizei verbunden, dank der man auf einer explizit festgelegten Route, mehrfach in verbotener Fahrrichtung und auf 'Strassen' die auf beiden Seiten des Autos kaum 5 cm Raum boten, zum Hotel gelangen konnte. Der Nervenkitzel fing aber dort erst an, weil der Concierge den Platz im Parkhaus je nach Autogrösse zuteilte. Von da an war Millimeterarbeit gefragt, obschon unser Auto ja zu den kleinsten gehört.

Dafür waren wir dann nur Minuten von den Sehenswürdigkeiten der Stadt entfernt.
Und das ist, nebst der Kathedrale, ohne Zweifel die Alhambra.

Nach der Rückeroberung der Gegend durch die Katholischen Könige Isabella I und Ferdinand II, kurz nach dem Jahr 1500, bestätigten sie ihren Erfolg durch den Bau einer grossen Kathedrale. Beeindruckend am gewaltigen Bau ist bereits die Eingangstüre, welche die Möglichkeit geboten hätte, auch weit grössere Besucher zu empfangen. Doch auch der Innenraum braucht den Vergleich mit berühmteren Kathedralen nicht zu scheuen.

    

Das Prunkstück ist aber wohl die Alhambra.

Bereits im 10. Jh sicherten die immer weiter vorrückenden Mauren ihre Eroberungen durch die ersten Befestigungen und Siedlungen auf dem Hügel bei Granada. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit eine befestigte Oberstadt sowie die Zitadelle für die Herscherfamilie. Der maurisch-islamische Baustil wuchs mit der zunehmenden Machtfülle der neuen Herrscher und erreichte vom 13. bis zum 15. Jh seinen Höhepunkt. Was von der damaligen Pracht heute noch übrig geblieben ist, macht aus der Alhambra immer noch eine der bedeutendsten Touristenattraktionen Spaniens. Einige Beispiele aus verschiedenen Teilen der riesigen Anlage müssen hier genügen.

Mexuar (Eintrittshalle / Gerichtshalle für gewöhnliche Leute)

Patio de los Arrayanes

  

Patio de los Leones

  

Jardines del Partal

Generalife ('Sommerresidenz' auf dem Hügel gegenüber)

  

Vom höchsten Turm der Alhambra hat man eine Aussicht, die eigentlich nur durch schlechtes Wetter eingeschränkt werden kann ...

... in ihrer Mitte steht die Kathedrale, deren wahre Dimensionen der Betrachter in der Stadt unten gar nicht so richtig zu erkennen vemag.

Nach all der Kultur wollten wir uns wieder vermehrt weltlichen Genüssen zuwenden und steuerten eines der grossen Weingüter in Montilla an.
Auf dem Weg dahin kamen wir bei Priego durch eine Gegend, die nur aus Olivenbäumen zu bestehen scheint. Die Dimensionen der Monokulturen sind gewaltig. Das Geschäft läuft aber offensichtlich gut und hat Zukunft, denn überall werden junge Bäume im grossen Massstab angepflanzt. Das hat uns so beeindruckt, dass wir einen Olivenzweig als Titelbild für diesen Monat gewählt haben.

   

Unser Ziel aber waren die Bodegas Alvear, eine der ältesten Weinkeltereien in Spanien. Seit 300 Jahren ist sie in der Hand der selben Familie und verarbeitet Weine, die alle aus der selben weissen Pedro-Ximenes-Traube gewonnen werden. Durch Trocknen der gepflückten Traube an der Sonne sowie ausgeklügelte Keltermethoden wird der Zuckergehalt der Maische nach und nach gesteigert, sodass verschiedene Weine mit unterschiedlichem Charakter entstehen, die bis zu 20% Alkoholgehalt aufweisen.

Der Rundgang beginnt in einer gepflegten Anlage, ...

... und führt dann durch mehrere Hallen, wo die Maische in grossen Tongefässen zunächst vergoren und dann in Fässern gereift wird. Diese sind zum Teil über 200 Jahre alt!

  

Der wichtigste Teil der Führung kommt aber am Schluss: das Verkosten der berühmten Weine, die hier hergestellt werden.
Und das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Von Montilla war es nicht mehr weit bis Cordoba, eine knappe Stunde vielleicht, bis zur Stadt am Guadalquivir.
Schon 200 Jahre vor unserer Zeitrechnung hatten die Römer hier eine Siedlung angelegt, welche durch Kaiser Augustus wenig später zur Hauptstadt der römischen Provinzen auf der Iberischen Halbinsel ernannt wurde. Im Laufe der folgenden 300 Jahre wurde die Gegend von Rom aus nach und nach christianisiert, während die politische Macht der Römer in der selben Zeit immer mehr nachliess. Um das Jahr 700 n. Ch. fiel Cordoba endgültig an die islamischen Eroberer unter deren Einfluss die Stadt rasch zu neuer und noch grösserer Blüte erwachte. Im 10. Jh erklärten sich ihre mohammedanischen Führer zu Kalifen (Nachfolger des Propheten) und ihre Stadt zum Kalifat. Mit rund 250'000 Einwohnern war Cordoba damals die grösste Stadt in Westeuropa. 1236, im Laufe der Reconquista, wurde Cordoba unter Ferdinand III wieder christlich und verlor damit umgehend die Bedeutung, die ihr während der maurischen Zeit zugefallen war.

Die Römische Brücke über den Guadalquivir war Teil der Via Augusta, der alten Römerstrasse, die von den Pyrenäen über 1500 km der Küste entlang bis nach dem heutigen Cádiz führte .

Auch hier gleicht das Parkieren des Autos einem Albtraum und die Stadt ist mit ihrem komplizierten System von Einbahnstrassen nicht wirklich verkehrsfreundlich.
Dafür ist sie reich an gemütlichen Plätzen, die - ausserhalb der Hauptreisesaison - sehr einladend sind.

Blickfang ist jedoch die Mezquita (Moschee). Im 8. Jh wurde an der Stelle einer früheren christlichen Basilika von den Mauren eine Moschee erbaut, die dann während 200 Jahren fortwährend erweitert wurde. Betreten wurde sie durch das Tor, das zunächst in einen Innenhof führt, in dem Orangenbäume, Zypressen und Palmen noch heute den Schatten spenden, in dem damals die Gläubigen an den zahlreichen Brunnen ihre rituellen Waschungen vornehmen konnten.

  

Im Gegensatz zu den berühmteren Moscheen in Damaskus und Jerusalem, wo vorwiegend in die Höhe gebaut worden war, baute man hier vermehrt in die Breite, um mehr Raum für die Betenden zu schaffen. So entstand eine riesige Halle, in der weit über 1000 Säulen, die teilweise aus römischen Ruinen stammend und die rot-weiss gestreiften Bogen tragen, auf denen die gigantische Decke liegt.

     

Einige Zeit nach der Rückeroberung der maurischen Gebiete gab König Karl I im 16. Jh die Erlaubnis, mitten ins Herz der Moschee eine riesige christliche Kathedrale zu bauen. Sie ist bis heute die offizielle Kathedrale von Cordoba. Ein besonderes Prunkstück ist ihr riesiges Chorgestühl aus Mahagoniholz.

     

Die Weihnachtswoche verbrachten wir in Algarrobo Costa, zwischen Nerja und Torre del Mar. Wir hatten uns dort eine Wohnung gemietet, im neunten Stock eines der vielen Häuser, die weit mehr als zur Hälfte mit Ferienwohnungen belegt sind. Damit hatten wir einen ruhigen Platz, wo wir bequem leben konnten und hatten dabei eine uneingeschränkte Aussicht aufs Meer und alles, was sich darauf und am Strand bewegte. Langweilig wurde uns so nie, besonders, weil das Bild am Tag sich derart von jenem in der Nacht unterschied.

  

Besondere Sehenswürdigkeiten gab es hier allerdings nicht. Ein typischer Ferienort eben, der sich durch intensive Bautätigkeit fortwährend verändert, aber dabei nicht unbedingt schöner wird.
Natürlich lebt diese Region fast ausschliesslich vom Tourismus, hat aber auch ausgeprägte Communities von deutschen oder holländischen Staatsangehörigen. Einige Nordländer sind auch mit dabei und verbringen hier den gemütlichen Teil ihres Lebens. Sie alle bleiben fast das ganze Jahr über da und prägen so nicht nur das Erscheinungsbild des Küstenabschnitts an dem sie wohnen, sondern auch den Strand, die Strassen und - nicht zuletzt - die Restaurants. Denn nicht allen fällt es leicht, mit dem Nachtessen bis halb zehn Uhr abends zuzuwarten. Es wäre denn, man setze sich wie die Spanier erst um halb zwei Uhr zum Mittagessen und lässt es sich bis halb vier schmecken. Denn die Restaurants, die diesem Rhythmus folgen, bleiben dann zwischen vier und acht Uhr geschlossen. Eine kulinarische Zweiklassengesellschaft.
Für das Weihnachtsfest mussten wir unsere Gewohnheiten etwas umstellen. Den Regeln des Marktes folgend, hatte man uns schon längst mit blinkendem und flackerndem Weihnachtsschmuck übersättigt und rotbefrackte Weihnachtsmänner kletterten an fast allen Hausfassaden hoch. Doch, was wir uns unter weihnächtlicher Stimmung vorstellen, das mussten wir selber mitbringen. Selbst der Heiligabend wurde manchenorts mit Feuerwerk begangen.

Während der ganzen Zeit war das Wetter super, tagsüber bei 22 Grad, und wir konnten stundenlang am Strand spazieren und dabei Ferien mit dem gemütlichen Teil des Lebens verbinden. Die vielen Palmen waren von Hunderten von Papageien (Mönchssittiche) bevölkert, die in der robusten Krone ihre Nesterkolonien bauten. Dabei vollführten sie einen Riesenlärm, der erst bei Sonnenuntergang langsam verstummte.
Während der Nacht lauschten wir dann dem Kommen und Gehen der Brandung, bis sich das Geräusch im Nirgendwo verlor.

Am 28. reisten wir auf der Küstenstrasse nach Gibraltar, wo wir für drei Wochen die Betreuung von zwei Katzen und einem kleinen Hund übernommen hatten.

Gibraltar hat einen ganz speziellen Platz in der Geschichte Europas und versprach uns allein deswegen viele neue Erfahrungen, von denen wir im nächsten Jahr berichten werden.


Von allen unseren Lesern verabschieden wir uns hiermit für das Jahr 2022 und wünschen, dass ihnen auch in diesen turbulenten Zeiten ein unbeschwertes und vorwiegend fröhliches neues Jahr vergönnt sein werde.
Von der Piste des Flughafens von Gibraltar gelingt hoffentlich ein guter Start ins neue Jahr!



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