Mai 2021     

Mit Spannung haben wir auf den neuen Monat gewartet. Die Reisebeschränkungen innerhalb von Frankreich sollten am 3. des Monats aufgehoben werden und wir damit die Möglichkeit bekommen, uns auf die lang ersehnte Reise zu machen. Wir hatten die Pandemiezeit zwar mit Einschränkungen, doch persönlich recht gut abgewettert. Unser Schiff bot uns alles, was es zu einem guten Leben braucht. In der Nachbarschaft lebten ein paar Leidens- und Schicksalsgenossen, die, genau wie wir, auch ihrem grossen Tag entgegen fieberten. So verteilte sich die Ungeduld auf mehrere Schultern und war damit leichter zu ertragen.

Am 1. Mai erlebten wir eine kleinere Überraschung. An diesem Tag verspürten Monika und Martin offenbar wieder einmal echt Heimweh nach ihrer Coeur de l'Écluse. Erneut hatten sie die Reise aus der Innerschweiz samt Covid-Test auf sich genommen, ihrem Schiff einen Besuch abzustatten. Genau so, wie man einem lieben Mitmenschen, der für längere Zeit wegen irgend eines Gebrechens im Spital weilen muss, von Zeit zu Zeit mit einem Besuch eine Freude bereitet. Diesmal wurden wir bei diesem Anlass sogar zu einer Hafenrundfahrt mit Nachtessen eingeladen.
Vom Bassin de la Citadelle, unserem aktuellen Standort, ging die Fahrt durch das östliche Hafenbecken hinüber Richtung Bassin Vauban.

Sieben Monate hatten wir an der selben Stelle festgelegen und jetzt bescherte uns diese Rundfahrt ungewohnte Ein-und Ausblicke.

  

Wir genossen die Fahrt, als Passagiere auf einem ganz anderen Schiff, völlig unbeschwert und fühlten uns so richtig verwöhnt.
Im Bassin Vauban kamen wir an den vielen Kreuzfahrtschiffen vorbei, die hier seit einem Jahr auf bessere Zeiten warteten. Ihnen hatte die Reisesperre auf Grund der Coronaeinschränkungen bestimmt sehr viel grössere Sorgen bereitet als uns. Man braucht nicht Unternehmer zu sein, um nachvollziehen zu können, dass da ein Geschäft im Argen liegt.

  

Unsere Gastgeber waren sichtlich stolz auf ihr Schiff und wir konnten gut verstehen, dass auch sie sich die Abreise in ihr Sommerabenteuer herbeiwünschen.

Ein ins Alter gekommenes Voltmeter in unserem Steuerhaus mussten wir noch unerwartet ersetzen. Weil ein passendes altes Modell nicht überall am Lager ist, mussten wir uns dafür noch zwei, drei Tage gedulden. In der Zwischenzeit brauchten wir blaue Farbresten auf und erneuerten einen Teil der Streifen auf unserem Schiff. Wieder einmal konnten wir erfahren: mögen die Verbesserungen auch noch so klein sein, die Freude, die das Resultat bereitet, ist jeweils gross.

  

Weil unsere eigene Abfahrt dann doch in Sicht kam, wurden wir auch noch bei Rosemary und John auf ihrer Forty Roses III zu einem Abschiedsapéro eingeladen. Da ihr Schiff zum Verkauf ausgeschrieben ist, war uns die Tragweite dieses Abschieds nicht ganz ersichtlich. Ein erfolgreicher Verkauf würde wohl ihre Rückkehr nach Canada und damit einen Abschied auf längere Zeit bedeuten. Und so waren wir gar nicht so sicher, was wir Ihnen und uns in dieser Situation wirklich wünschen sollten: 'Viel Glück!' oder 'Good bye!' .... 'Bonne chance!' ou 'au revoir!'

Am 8. Mai war es dann tatsächlich so weit. Wir rutschten rückwärts zwischen zwei Schiffen aus unserer engen Liegestelle und fuhren unter eigener Kraft in den Canal de la Marne au Rhin ein. Dieser bildete, als die Binnenschifffahrt noch das einzige Transportmittel für schwere und Schütt- Güter, wie Holz, Backstein, Kies, Getreide usw darstellte, die direkte Verbindung von Strassburg über Nancy nach Paris.
Es war ein wunderschönes Gefühl, als wir uns nach so langer Zeit am gleichen Ort wieder auf den Weg machen konnten. Ein letztes Winken für unsere beiden Nachbarn aus Kanada ...

  

... und das Ganze aus ihrer Sicht!
(Danke Rosemary und John für die Bilder)

  

Wenig später kamen wir vorbei an einer Reihe von Schiffen, von denen wohl jedes vor nicht allzu langer Zeit einer Familie ein arbeitsreiches, aber zufriedenes Leben ermöglicht hatte. Jetzt bieten sie noch unverbesserlichen Enthusiasten eine gesuchte, aber nicht ganz anspruchslose Wohnstätte.

Besonders befreiend wirkte auf uns, nach der Enge des Hafens, die Weite der Landschaft. Der Horizont auf beiden Seiten war ungewohnt weit weg.

  

Vor der Schleuse 47 ruhte das Frachtschiff Isabelle für das Wochenende. Das selbe Schiff, das während all der Zeit, während der wir im Hafen gelegen hatten, täglich zwei Mal an uns vorbeigefahren war. Leer zu Tal und mit Kies beladen zu Berg. Das einzige, noch regelmässig arbeitende Schiff, das uns in der letzten Zeit begegnet ist!

Für den 9. Mai planten wir die Nacht in Dettwiller. Dumm war nur, dass bei unserer Ankunft die ganze Schiff-Anlegestelle von Fischern belegt war und wir uns mit dem Grasbord davor begnügen mussten. Mit einer derart geballten Übermacht wollten wir es dann doch nicht verderben und fügten uns in das Unvermeidliche.

  

Auf unserer kurzen Reise bis hierher hat uns nur eines immer wieder bedrückt: in fast regelmässigen Abständen bemerkten wir tote Tiere im Kanal, denen offenbar die steilen Spundwände zum Verhängnis geworden waren. Fast nirgends gab es ordentliche Ausstiegsmöglichkeiten. Mindestens 20 Rehe und einen Dachs sahen wir auf dieser kurzen Strecke im Wasser treiben. Und das waren nur die grösseren, augenfälligen Opfer.

Am 10. kamen wir dann in Saverne an. Weil auch hier der Hafen ausgebucht war, legten wir im Kanalstück unmittelbar davor an. Diesen Platz hatten wir gewählt, weil wir hier das Schiff für ein paar Tage liegen lassen konnten, um während dieser Zeit in die Schweiz zu fahren. Am 13. war für uns der erste Impftermin für die Coronaimpfung vorgesehen.

Für einen kurzen Rundgang durch die Stadt reichte die Zeit aber dennoch.
Sehr dominant wirkt das Schloss Rohan. Sehr interessant ist seine bewegte Geschichte. Im Jahre 1704 zog Kardinal Antoine Gaston de Rohan in das bereits bestehende Gebäude aus dem 17. Jahrhundert ein und engagierte den Architekten des Königs, damit dieser ihm eine würdige Bleibe im Stile des Schlosses in Versailles erstelle. Als Kardinal und Fürst-Bischof von Strassburg erachtete er das als seinem Amt geschuldet, ähnlich wie der König zu wohnen. Zu seinem Vergnügen liess er auch einen 4 km langen Kanal quer durch seinen Garten graben. Neben dieser Residenz gehörte ihm allerdings bereits das prächtige Palais Rohan in Strassburg und ein etwas kleineres Schloss in Mutzig. Bescheidenheit ist (bekanntlich) eine Zier, doch ...
In diesem Rahmen beherbergte er gerne illustre Gäste, wie Johann Wolfgang von Goethe, oder die 14 Jahre junge Marie Antoinette, die als Dauphine von Frankreich auf der Durchreise von Wien nach Paris war, wo sie später als Gemahlin von Louis XVI Königin von Frankreich wurde.
1779 fiel das Schloss einer Feuersbrunst zum Opfer, die ganze drei Tage dauerte. Bei diesem Unglück wäre der aktuelle Bewohner, Kardinal Louis René Edouard de Rohan, beinahe ums Leben gekommen. Er hatte das Amt als Nachfolger seines Onkels Antoine angetreten. Die Gelegenheit nutzend, liess er das Schloss in seinem heutigen Umfang neu aufbauen.
Immerhin: 140 Meter beeindruckende Fassade!
Er konnte allerdings nicht ahnen, dass durch die französischen Revolution, die zu seiner Zeit bereits in der Luft lag, sowohl der König, wie auch die Kirche ihre Macht verlieren würden. Darum sah das Schloss nach 1789 einer traurigen Zukunft entgegen. Während der folgenden 60 Jahre wurde es für verschiedene Zwecke auserwählt: Gefängnis, Kirche, Bahnhof, Kavalleriekaserne, Forstschule, Textil- oder Tabakfabrik. Einmal hätte seine Hauptfassade nach Strassburg transportiert werden sollen und etwas später erwog man sogar, das ganze Gebäude als Steinbruch zu nutzen. Ab 1852 nahm dann Napoleon III die Sache an die Hand, renovierte das ganze Schloss und gestaltete die Fassade, wie man sie noch heute bewundern kann. Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1890 und der deutschen Besetzung danach, diente es als Kaserne für die preussische Infanterie.
Ein bedeutender Teil des Gebäudes wird heute als Jugendherberge genutzt.

Immerhin ist der Kanal, den der Kardinal hatte graben lassen, heute Teil des Marne-Rhein Kanals! Dafür sind wir ihm zu Dank verpflichtet.

    

Die übrige Stadt lebte bei unserem Besuch, trotz Corona, schon fast wieder normal.

Unsere Impftermine in Winterthur und Bülach verliefen normal. Die Bevölkerung versprach sich offensichtlich von der Impfung eine rasche Rückkehr zu einem normalen Leben. Sie erschien darum zahlreich und pünktlich zur im Internet gebuchten Zeit am richtigen Ort.

Und das waren die einzigen verbleibenden äusseren Spuren des ganzen Abenteuers.
(Der zweite Schuss wird etwa einen Monat später erfolgen.)

  

Ein paar Kilometer südwestlich von Saverne (deutsch: Zabern) liegt in sehr exponierter Lage das Château du Haut-Barr (Burg Hohbarr). Das Schloss war im Laufe des 16. Jahrhunderts als Festung ausgebaut worden. Nach dem 30-jährigen Krieg musste die stolze Felsenburg aber als Bedingung des Westfälischen Friedens von 1648 weitestgehend abgebrochen werden.
Heute präsentiert sich die Ruine auf markanten, zu senkrechten Türmen und Abbrüchen erodierten Sandsteinformationen. Von dort aus bietet sie fast rundum eine wunderschöne Aussicht über die Vogesen. In der Ferne erblickten wir sogar den Turm des Münsters von Strassburg.
Um uns die Übersicht über die komplexe Anlage zu errleichtern, zeichnete Matz ganz kurz einen Grundriss.

     

 

     

Die offen liegenden Querschnitte durch die vielfältigen Sandsteinschichten bieten einen spannenden Einblick in die geologische Vergangenheit der Gegend. Erstaunlich, wie viel Zeit auf wie wenig Sediment Platz findet.
Dem Besucher, dem die teilweise etwas sportlichen Anlagen zu anstrengend werden, steht heute im Burghof ein gemütliches Restaurant zur Verfügung.

  

Nur etwa 150 m weiter unten steht der Tour Chappe, einer der letzten (funktionstüchtigen) Signal-Türme, der einst Teil eines weitverzweigten optischen Telegrafensystems (Semaphoren) war. Das System war zur Zeit der französischen Revolution von Claude Chappe entwickelt worden. Mit einem Balken, der horizontal und vertikal ausgerichtet werden kann und zwei weiteren beweglichen Latten an seinen Enden, können 98 verschiedene Zeichen gebildet werden. Diese wurden auf etwa 10km entfernten Türmen mittels einfacher Fernrohre beobachtet und so visuell von Turm zu Turm weitergegeben. Napoleon hatte sofort die Bedeutung der schnellen Verbreitung militärischer Nachrichten erkannt und baute das System weiter aus zu einem, das ganze Land überspannende Netz. Die von Chappe entwickelte Signalübertragung war so erfolgreich, dass sein System in vielen Ländern der ganzen Welt nachgeahmt wurde.

Der Höhepunkt der Besichtigung war allerdings die Führung durch ein begeistertes und von seiner Mission erfüllten Paar. Mit Hingabe und Humor berichteten die zwei, als wäre die Erfindung erst gestern erfolgt. Am meisten Spass hatten sie offensichtlich an der Tatsache, dass den Deutschen die Nachahmung nicht wirklich geglückt war.
Allein diese Führung zu erleben, hätte sogar den Hinweg zu Fuss gerechtfertigt.

  

Das Wetter war in den letzten Tagen wirklich nicht grossartig. Man sprach vom kältesten und nassesten Frühling seit vielen Jahren. Trotzdem haben wir uns einmal, gerade als das Wasser für einen Moment am Himmel kleben blieb, auf den Weg gemacht, einen alten jüdischen Friedhof zu besuchen. Dieser wird seit dem 17. Jahrhundert in der Nähe von Saverne erwähnt. Solche Friedhöfe erlauben oft, weil die Religion eine unbeschränkte Grabruhe vorschreibt, einen Blick weit zurück in die Vergangenheit. Wobei die vergangene Zeit deutliche Spuren hinterlässt.
Auf dem Weg dahin erblickten wir am Wegrand einige Kleinode der Natur: wunderschöne Blüten der Dunklen Akelei, zwei Weibchen des Grossen Leuchtkäfers, und zwei Fremde, die sich doch kennen müssten. Leuchtkäfer findet man nicht mehr sehr häufig. Weil ihre Larven sich von Schnecken ernähren, werden sie sehr stark durch Pestizide und Schneckenbekämpfung dezimiert. Darum waren wir erstaunt, dass wir gerade zwei Tiere fanden und haben ihnen gerne geholfen, sicher über den stark begangenen Weg zu kommen. Wenn es dann endlich wärmer wird, werden sie in einer lauen Juni-Nacht mit ihren Leuchtsignalen unermüdlich Männchen anlocken. Ihr geheimnisvolles, romantisches Blinken wird dann sicher weitere Naturfreunde entzücken.
Dieses kleine Erlebnis legten wir in die zweite Waagschale, als Versuch, unsere traurigen Erfahrungen mit den ertrunkenen Tieren im unteren Teil des Kanals aufzuwiegen.

     

Der Friedhof erfüllte unsere Erwartungen voll und ganz. Gerade weil wir die Grabinschriften nicht lesen konnten, strahlte er Würde und Ruhe aus. Es ist aber offensichtlich kein schlechtes Schicksal, wenn man einst für seine Rückkehr in den Schoss der Natur genügend Zeit bekommt.

  

Weil die Bedingungen der Corona-Massnahmen es nun endlich wieder erlaubten, gönnten wir uns auf dem Place du Général de Gaulle ein kleines Bierchen im Freien.

Unsere nächste Etappe brachte uns bis Lutzelbourg. Kurz zuvor hatten wir die Region Alsace verlassen und damit in die Region Moselle im Departement Lorraine gewechselt. Was im Nachhinein vielleicht etwas kleinkrämerisch anmuten mag, machte während der Corona-Zeit oft einen entscheidenden Unterschied. Je nach den aktuellen Fallzahlen waren die angeordneten Massnahmen in einer Region oft strenger als in der Region daneben und damit entscheidend für die verbleibenden Freiheiten. Im Hafen von Lützelburg fanden wir im zweiten Anlauf dann doch noch einen guten Liegeplatz, denn über weite Strecken war entlang der Hafenmauer die Wassertiefe für unser Schiff zu gering. Ein weiterer Hinweis darauf, dass selbst in den Häfen kaum mehr Wartungsarbeiten ausgeführt werden.

Weil das Wetter bald wieder schöner wurde, machten wir eine kleine Wanderung zum Schloss Lützelburg. Die weitläufige Ruine, einer gegen Ende des 11. Jahrhunderts durch die Stauffer auf einem Felsensporn erbauten Burg. Da die Burg zwei Burgfriede und komplizierte Ringmauern aufwies, lassen die verbliebenen Mauern und Türme den Besucher auch heute noch seine kühnsten Ritterfantasien ausleben. Die schöne Ausssicht auf das Tal der Zorn belohnt die kleine Mühe des Aufstiegs grosszügig.

  

     

Ein angenehmer Spazierweg führt von hier hinüber zum Rocher du petit Moulin. Eine ganze Reihe eindrücklicher Nagelfluh Felsen, die einer Skulptur von Türmen und steilen Abbrüchen gleichen, in denen Geröll und Sediment sich zu festem Fels verbunden hatten. Wunderschöne Aussicht, frischer Frühlingswald und spektakuläre Landschaft, alles miteinender.

Vor dem Abstieg ein mitgebrachtes Picknick ...

... und dann ging es über die Treppen steil hinunter, zurück aufs Schiff.

Drei Nächte haben wir in Lützelburg verbracht und dabei zwei Tage mit unangenehm starkem Wind vorbeiziehen lassen. Unsere kleinen Ausflüge in die Umgebung haben uns allerdings reichlich dafür entschädigt. Dann allerdings sind wir weiter gefahren in Richtung des Plan Incliné de Saint-Louis Arzviller. Im Februar 2021 (siehe dort!) waren wir schon mit dem Auto hierher gekommen, in Sinne einer Rekognoszierung. Der Weg mit dem Schiff war deutlich einfacher: einfach dem Kanal entlang. Dabei genossen wir die schöne Landschaft bei allerschönstem Wetter ganz besonders.
Kurz vor unserem Ziel fuhren wir an der Stelle vorbei, wo früher der alte Kanal nach rechts abzweigte. Mit einer Schleusentreppe mit17(!) Schleusen überwand der alte Kanal auf einer Strecke von nur 4 km eine Talstufe von 45m Höhe. Allein das bedeutete eine mühsame Tagesreise für die damaligen Schiffer. 1969 wurde dann der Schräglift eingeweiht, mit dem Ziel, die Schleusentreppe zu umfahren und damit den Warenverkehr zu vereinfachen.

     

Kurz danach haben wir im Becken unter dem Schräglift festgemacht.
Ein bequemer Liegeplatz für zwei Tage.

     Wir hatten immer schon gewusst, dass das Elsass dem Paradies nahe kommt. Trotzdem waren wir wieder erstaunt ob der vielseitigen und über weite Strecken intakten Landschaft. Die ist so stark gegliedert, dass sie kaum für die unendlichen Monokulturen Platz bietet, die sonst die offene Landschaft in Frankreich prägen. Darum gibt es hier noch grosse, intakte Wälder, natürliche Bachläufe, schroffe Felsen und lebendige Dörfer und Städte. In diesen wirkte die Stimmung zur Zeit allerdings etwas bedrückt, weil immer noch die Pflicht galt, überall eine Maske zu tragen.

Trotz der schönen Natur haben wir uns immer wieder gefragt, wo wohl all die Insekten hingekommen sind, die sonst in dieser Jahreszeit so zahlreich Blumen besuchten, Bäume umschwirrten und in der Luft umher tanzten. Wir leben meistens auf dem Wasser und haben uns dort auch schon über Mücken geärgert. Vor allem nachts. Seit mindestens drei Jahren haben wir allerdings ohne Mückennetz geschlafen, weil es nicht mehr nötig war. Es klettern auch keine Eintagsfliegenlarven mehr am Schiffsrumpf hoch, um von dort aus ihr kurzes Leben als fliegendes Insekt zu beginnen. Und danach als Fischfutter zu enden. Wir erwischten uns dabei, dass wir voller Freude einer einzelnen Hummel zuschauten oder einen kleinen Falter oder Käfer bewunderten. Wir haben uns ab und zu gefragt, was wohl die Schwalben in dieser Lage fressen und haben erst dann bemerkt, dass wir bisher kaum eine gesehen hatten. Verschiedenste zuverlässige Untersuchungen zeigen, dass in Europa die Lebendmasse an Insekten in den letzten Jahren um mindestens zwei Drittel geschrumpft ist. Das sollte uns zu denken geben!

Das darf gerne als Aufruf an unsere Landsleute verstanden werden, die im nächsten Monat über eine Trinkwasser- und eine Pestizidinitiative abstimmen dürfen. Beide verfolgen in etwa das selbe Ziel.
Es wäre jetzt Zeit, die richtigen Weichen zu stellen!

Monat Mai 2021:
- 12 h 35
- 28 Schleusen
- 41 km

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