Juli 2020 |
Im Juli wurde es nun endlich Gewissheit: wir würden in den nächsten Tagen
unsere lange Reise mit der Mizar wieder aufnehmen
können. Allerdings wären wir gerne auf dem Canal des Vosges
(Vogesenkanal) gegen Norden
gefahren, jedoch blieb dieser vorläufig noch geschlossen. Der Grund war
angeblich Wassermangel, zumindest in seinem 'bief de partage', dem obersten
Teilstück. Die Entscheidung, ob der Kanal dieses Jahr überhaupt noch frei
gegeben wird, soll erst gegen Ende August gefällt werden. Für uns also
zu spät. Darum haben wir
unsere Route einmal mehr geändert. Wir entschieden uns für den
Canal du Rhône au Rhin. Diesen hatten wir zwar schon
einmal befahren, während ein paar Monaten im Sommer 2011 (siehe dort). Aber er stellte
jetzt den sichersten Weg dar, ganz ohne Eile, rechtzeitig nach Strassburg
zu gelangen.
Verschiedenste, unvorhersehbare Umstände hatten uns während anderthalb
langen Jahren im Hafen von
St.Jean de Losne festgehalten. 2018 waren wir in einer
einzigen Fahrt, quer durch halb Europa, von Berlin hierher
zurückgekehrt. Wir mussten das Zertifikat erneuern, das hier vor zehn Jahren
auf der Grundlage der europäischen Vorschriften für unsere Mizar ausgestellt worden war. Seit ungefähr dieser Zeit muss in
Europa
jedes Schiff mit einer Länge von 20 Metern und mehr ein
entsprechendes Dokument ständig mit sich führen. Die technischen Abklärungen und Kontrollen
durch einen staatlich lizenzierten Experten waren zwar rasch
erledigt und bereits Ende Oktober hatten wir sämtliche Unterlagen den Aufsichtsbehörden in Lyon eingereicht. Bis diese allerdings ihre eigenen
Gutachter vorbei zu schicken geruhten und danach die Dokumente ausgestellt hatten,
war jedoch schon längst der Sommer des nächsten Jahres ins Land gezogen. Damit
hatten sich unsere Pläne für 2019 in Luft aufgelöst und wir nutzten
die restlichen Monate für eigene Kontrollen und ein paar Revisionsarbeiten. Ein
Schiff, das beinahe 100 Jahre auf der Bilge hat, bietet dazu immer
reichlich Gelegenheit.
Im März des aktuellen Jahres sind wir mit dem Auto von der Schweiz hierher gefahren,
weil wir die Grenze nach Frankreich passieren wollten, ehe diese
wegen der Corona-Krise geschlossen wurde. Das war gut
so, denn nirgends hätten wir die Zeit des Lockdowns besser abwettern können, als auf
unsrerem eigenen Schiff. Wir erledigten wiederum einige kleinere Arbeiten und ersetzten zum Schluss die Batterien. Während einigen Tagen testeten
wir die ganze Einrichtung, doch am 6. Juli hiess es
endlich:
Leinen los!
Es war ein etwas wehmütiges Gefühl, für wohl lange Zeit ein letztes
Mal durch den Hafen zu fahren, der für uns, während schwierigen Monaten,
beinahe zu einer
zweiten Heimat geworden war. Wir hatten einige alte Bekanntschaften
weiter gepflegt, ein paar neue gemacht und dabei verschienste Lebenswege
kennen gelernt. Ein Blick auf den Platz, an dem wir so
lange gelegen hatten und dann ab, durch die Schleuse in die Welt hinaus.
Die Schleuse führt direkt auf die Saône und von da genügte es, für ein
paar hundert Meter nach Backbord abzudrehen, damit wir dort am
Quai National anlegen konnten. Ein prächtiger Liegeplatz und
wir verweilten hier gerne für ein paar Tage. Der erste Schritt zu unserer
weiteren Reise war getan. Und den wollten wir bewusst geniessen. Die Ferien konnten kommen!
Das war unser Gefühl in diesem Moment. Doch das änderte sich rasch, als uns
ein Brief der Motorfahrzeugkontrolle in der Schweiz zugestellt wurde. Ab
einem bestimmten (nicht mehr ganz jungen) Alter, müssen
Motorfahrzeugführer mit schweizerischem Ausweis jedes zweite Jahr einen
ärztlichen Test bestehen, ansonsten ihnen der entsprechende Ausweis
entzogen wird. Einen solchen Termin hatten wir fristgerecht im März mit Amt und Arzt vereinbart.
Er
wurde dann aber, wegen den behördlichen Massnahmen gegen die Ausbreitung des
Coronavirus, für eine unbestimmte Zeit sistiert. Die Mitteilung betreffend die
Wiederaufnahme der Untersuchungen hatte uns aber aus unerfindlichen
Gründen, wohl weil wir im Ausland weilten, nicht erreicht.
Schweizerische Behörden arbeiten jedoch schnell und gründlich. Nach einem Monat
wurde ein Verfahren zum Ausweisentzug eingeleitet. Genau diese
Mitteilung erreichte uns an unserem ersten Tag am Quai National und es
blieben uns genau drei Tage zum reagieren! Als ganz
besondere Zugabe würde mit dem selben Verfahren auch der
Schiffsführerausweis eingezogen, weil er durch die selbe Behörde ausgestellt
wurde. Das löste bei uns etwas Hektik aus.
Zu allem Überfluss besuchte uns am selben Tag gleich auch noch die
Police Fluvial und kontrollierte die Papiere unseres
Schiffes, die Verfalldaten von Feuerlöschern und Schwimmwesten. Als ob
wir keine anderen Sorgen hätten. Zwar war das
alles kein Problem, waren die entsprechenden Dokumente ja noch beinahe druckfrisch. Grosse
Augen machten wir erst, als der Beamte uns noch nach einem 'gelben
Buch' fragte. Davon hatten wir noch nie gehört, allerdings
schwante uns Böses, wegen unserer Erinnerungen an das 'rote Buch',
das offiziell 'Régistre de Sécurité' heisst (siehe Juni 2019). Auch
damals war damit plötzlich ein Problem aus dem Nichts aufgetaucht.
Diese neue Geschichte ersparen wir für den Moment dem Leser. Sie gleicht in so vielem der ersten. Wir erreichten allerdings im Gegenzug, dass wir - selbstverständlich gerne - eine Woche an diesem Platz liegen bleiben durften.
Wir hatten dabei kein schlechtes Gewissen, da ja die Beschränkung der Liegezeit offensichtlich nur für Schiffe Gültigkeit hat, die kürzer als 15 Meter sind ;-)
Allerdings wurde damit ein neues Programm für die nächsten Tage dringlich. Hansruedi musste kurzfristig in die Schweiz fahren, die Geschichte mit den Ausweisen zu regeln.
Matz besuchte in dieser Zeit humpelnd (siehe letzten Monat) und zu Fuss den Markt und die nähere Umgebung.
Und empfing Besucher in der Nacht.
Hansruedi genoss während ein paar freien Stunden in der Schweiz einen Ausflug mit dem Zodiac von Tochter, Schwiegersohn und Enkeln auf dem Rhein bei Eglisau.
Der Arzt war zufrieden und die Behörden in der Schweiz beruhigten sich.
Für uns kam die Zeit, unsere Reise fortzusetzen.
Wir wollten erst einmal nicht sehr weit. Nur bis Saint-Symphorien, wo wir uns von Willi und Fredy verabschieden wollten. Sie sind nicht nur gute Freunde, sondern auch Urgestein des Schleusenschiffervereins, bei dem auch wir seit vielen Jahren Mitglied sind.
Doch wir hatten nicht damit gerechnet, dass uns das Schicksal einmal mehr einen schweren Stein in den Weg legen wollte.
Der alte Hafen von Saint-Symphorien, in dem auch wir
unsere ersten Winter verbracht hatten, beherbergte während der
vielen Jahre, als er noch seriös geführt worden war, ganzjährig wohl an die
zwanzig grosse
Schiffe. Heute liegen da, auf Grund der Vernachlässigung
durch die VNF, lediglich deren fünf oder sechs. Diese
hatten mit der Voies Navigables
de
France, zum Preis von etwa einem Euro pro Tag, einen
Liegeplatz für das ganze Jahr erworben. Seither betrachten sie den
ganzen Hafen, trotz des geringen Obolus, offensichtlich als ihr Eigentum. Wir hatten an einem Schiff
festgemacht, das seit Monaten verlassen vor sich hin rostete und ganz
sicher von seinem Besitzer in diesem Jahr noch nie besucht worden war.
Wir behelligten also niemanden auch nur im geringsten. Trotzdem dauerte es keine zehn Minuten, bis der erste Besitzer von einem
der anderen Schiffe bei uns vorsprach und uns lauthals und
unmissverständlich klar machte, dass wir hier nichts verloren hätten. Er
empfahl uns, am Warteponton der Schleuse festzumachen, obschon dort
genau das ein offizielles Schild ausdrücklich vebietet. Das hätte der Schiffer
eigentlich
selber wissen müssen. Als seine unangebrachten, beisserischen Vorwürfe
bei uns nichts fruchteten, trollte er sich, bloss um nach wenigen Minuten
zurückzukommen. Er habe in der Zwischenzeit, sagte er, mit dem Besitzer des Bootes,
an dem wir festgemacht hatten, direkt nach Kanada (!) telefoniert und der wolle
auch absolut niemanden an der Aussenseite seines Schiffes dulden. Als
dies von unserer Seite lediglich mit einem mitleidigen Lächeln beantwortet wurde, drohte
er gar, die Polizei zu rufen. Das hätte uns aufrichtig gefallen, denn
sein Anspruch widerspricht nicht nur dem Gesetz, sondern genau so den
Gepflogenheiten unter Schiffern und ganz grundsätzlich jedem normalen Anstand.
Beim dritten Besuch berichtete er dann, die Polizei würde in zwanzig Minuten
kommen. Wir würden also auf jeden Fall die Nacht nicht hier verbringen!
Da die ganze Keifferei bisher zu nichts geführt hatte, rottete er sich mit
allen
anderen Besitzern, die gerade anwesend waren, zusammen und gemeinsam
beratschlagten sie lautstark, was gegen die aufmüpfigen, unerwünschten Eindringlinge
vorzukehren sei. Matz hat sich nach einiger Zeit in bester Absicht zu der erbosten Gruppe dazugesellt und
versucht, die aufgeregten Gemüter zu beruhigen. Allerdings vergeblich.
Da die verhasste Mizar einfach nicht weiterfahren wollte und die Polizei auch nach einer halben Stunde noch nicht aufgetaucht war, wurde die Szenerie allmählich stiller und die erbosten Leute versuchten, ihren Ärger bei einem gemeinsamen Aperitif zu kühlen. Doch selbst, als es nach und nach eindunkelte, leuchteten die erhitzen Köpfe noch lange in die aufkommende Nacht hinein.
Nur um die Sache deutlich zu machen: wir würden als allerletzte das
Recht dieser Leute auf einen Liegeplatz während des ganzen Jahres
bestreiten. Wir mögen ihnen auch ihren äusserst vorteilhaften Deal von Herzen
gönnen und verstehen, wenn sie diesen verteidigen wollen. Nur ist der
gewählte
Weg ganz sicher der falsche!
Denn ausserhalb ihres Liegeplatzes gelten weiterhin die
Vorschriften der Binnenschifffahrt. Diese erlauben Freizeitschiffen in Frankreich, überall festzumachen, wo es nicht verboten ist,
sofern
dadurch der Schiffsverkehr
nicht gestört wird. Grosse Schiffe sind generell verpflichtet, Aussenlieger zu
akzeptieren, sofern die Umstände dies erfordern und gestatten. Soweit war
die ganze Aufregung für die Katz.
Traurig gemacht hat uns bloss, dass der laute Besitzer dem selben
englischen Bootsverband DBA angehört wie wir und ein
weiterer dem Schweizerischen Schleusenschifferclub,
dessen prominentestes Paar wir ja gerade besuchen wollten. Beide
Organisationen haben das erklärte Ziel, die Interessen der
Binnenschiffahrt zu fördern und die Kameradschaft unter den Teilnehmern
zu pflegen. Von solchen Leuten
hätten wir eigentlich mehr schifferisches Denken und entsprechendes
Verhalten erwartet.
Schliesslich konnten wir uns trotz allem von den beiden Koryphäen der
schweizerischen Schleusenschifferei und Veranstalter so mancher
Burgundertage, sowie Mitorganisatoren und Leiter etlicher Schiffsbesichtigungen in Holland, gebührend verabschieden.
Willi und Fredy, wir freuen uns auf ein Wiedersehen!
Am anderen Tag ging unsere Fahrt weiter.
Wir kamen vorbei an idyllischen Flecken üppiger Natur und ...
... an nicht mehr so ganz taufrischen Zeugen von Industrie und Wirtschaft. Diese haben sicher auch schon bessere Zeiten gesehen.
Nach vier Stunden Fahrt legten wir an einem Steg in Choisey an, einem
kleinen Dörfchen, das noch viel von seinem französischen Charme bewahrt
und uns für zwei Nächte gerne willkommen geheissen hat.
Dort erholten wir uns in Ruhe von der unnötigen Aufregung der letzten
Tage.
Am übernächsten Tag setzten wir unseren Weg fort und näherten uns schon
bald der Stadt Dôle.
Gerne hätten wir hier den nächsten Halt gemacht, allerdings fand sich
kein Platz, der für uns geeignet war. Zu viele der schrägen Quaimauern
sind für für uns zu unpraktisch und meistens ist gerade deswegen die Wassertiefe
nicht ausreichend.
Die Ausfahrt aus der Stadt verläuft durch eine wunderschöne Allee, die einen das
heisse Wetter vergessen lässt.
Hingegen ist stetige Aufmerksamkeit angesagt, denn verschiedene Engpässe
und schmale Kanalstücke würden Gegenverkehr schlecht ertragen.
Die nächste Möglichkeit zum Halten bot sich am Warteponton vor der Schleuse 63 bei Moulin Rouge. Nachdem uns während des ganzen Tages ein einziges Schiff entgegengekommen war, erlaubten wir uns, das 'Warten' etwas auszudehnen und blieben hier für die Nacht. Die Lage war idyllisch. Am steilen und lehmigen Flussufer auf der Gegenseite brüteten zahlreiche Bienenfresser. Ihr lautes und auffälliges Jagdverhalten hat uns auf sie aufmerksam gemacht.
Diese Aussicht beim Nachtessen lässt man sich gerne gefallen.
Bei der Weiterfahrt am nächsten Tag wechselten sich Wegstücke, die durch
einen Kanal führten, mit solchen, wo der Kanal vom Fluss sichtbar
abgetrennt war. Am besten gefielen uns allerdings jene auf
dem offenen Fluss. Sie zeigten eine fast unberührte
Landschaft.
Über weite Strecken war der Kanal sehr stark mit Teichrosen bewachsen und nur eine schmale Fahrrinne in der Mitte blieb
frei. Die fast armdicken Rhizome des seerosenähnlichen Gewächses tragen
viel zum raschen Verlanden der Kanals bei und behindern die Schifffahrt
zunehmend. Da wäre wohl Arbeit angesagt.
Nach den guten Erfahrungen am letzten Warteponton erlaubten wir uns das selbe Vorgehen auch bei der Schleuse 58A bei Roset-Fluans. Auch hier kam kaum ein Schiff vorbei und der Platz gefiel uns ausgezeichnet.
Der nächste Halt war am Ende eines Kanalstücks bei Le Maroc, unmittelbar neben einem beeindruckenden Wehr, das für eine starke Geräuschkulisse sorgte. Den ganzen Abend beobachteten wir zwei Graureiher, die im turbulenten Wasser nach Fischen suchten, die sie umgehend ihren Jungen brachten, die in einem nahen Baum ungeduldig warteten.
Weiter führte unser Weg flussaufwärts, teilweise durch Bereiche, wo die Wassertiefe nur wenig über dem absoluten Minimum lag. An einer Stelle kratzten wir sogar den Boden, wo das eigentlich nicht hätte passieren sollen.
Nach der Doppelschleuse 54/55 in einem schmalen, etwas abgelegenen Kanalstück bei Rancenay trafen wir auf ein paar etwas spezielle Schiffe, die hier wohl ihr Leben in der und vor allem Dank der Verschwiegenheit fristen. Eines der Schiffe war uns schon im Mai 2011 aufgefallen, weil sein Besitzer damals tapfer und offenbar voller Stolz am malen war. Wahrscheinlich ist der Mann in der Zwischenzeit verstorben oder das Schiff hat aus einem anderen Grund den Besitzer gewechselt. Welchen Unterschied ein paar Jahre ohne persönliche Aufsicht ausmachen können, wird hier ganz augenfällig (vergleiche Mai 2011).
Eine Schleuse weiter kam uns die Zofia unserer Freunde Nadja und Rudi entgegen. Sie hatten der weiteren Entwicklung der Bedingungen auf dem Kanal in den nächsten Wochen nicht so recht vertrauen mögen. Vor allem in Bezug auf die Wassermenge und möglicher Corona Massnahmen. Sie haben es deshalb vorgezogen, eine sichere Zukunft in der Nähe von St.Jean de Losne abzuwarten.
Nun war es nicht mehr weit bis Besançon.
Auf der Hügelkette voraus empfing uns die mächtige Zitadelle und wir
konnten nachempfinden, welche Gefühle in Angreifern wachsen
mussten, die sich mit schlechten Absichten diesen Mauern näherten.
Von da an blieben noch zwei Schleusen und der knapp 400m lange Tunnel
unter der Zitadelle hindurch bis zu unserer Anlegestelle bei der
Cité des Arts. Unsere Bedenken, dass es möglicherweise knapp
werden könnte mit dem Liegeplatz, waren so unnötig wie nur möglich. Am
langen Steg lag kein einziges Schiff!
Wir buchten hier einen Liegeplatz für eine ganze Woche.
Unsere Ankunft bestätigt der Ausdruck der Website marinetraffic.com, welche die Bewegungen von Schiffen veröffentlicht, die mit einem AIS ausgerüstet sind.
Wenn man so betont gemächlich durch die
Landschaft fährt, wie es einem
die Binnenschifferei förmlich aufzwingt, und dabei Zeit und
Musse nutzt, die Welt etwas genauer anzuschauen, stösst man auf viele
Sachen, die man sonst leicht übersieht. Oft ist es nur ein flüchtiger Blick,
doch der entdeckt da oder dort ein verstecktes Kleinod, eine ungeahnte Überraschung. Manchmal ist
der Fotoapparat mit dabei oder man ärgert sich, ihn im Steuerhaus liegen
gelassen zu haben. Aber wahrscheinlich hätte die Zeit ohnehin nicht
gereicht, weil der Vogel einfach zu schnell vorbei flitzte. Zum Glück
war gelegentlich wenigstens der Feldstecher zur Hand.
Beides gilt insbesondere für den Eisvogel, dem wir ab und
zu begegneten und dessen türkisfarbenes Glitzern förmlich in die Augen
sticht. Selbst, wenn er sich auf dem Reling des Nachbarschiffes ausruht,
ist er, wenn man nur richtig hinschaut, schon wieder weggeflogen. Weil
er in selbstgegrabenen Höhlen, zumeist an Flussufern nistet, ist er
entlang unserer Wege gar nicht so selten.
Ganz
anders die Bienenfresser, die jeweils gleich dutzendweise für
lange Zeit immer am selben Ort jagen, und dabei, ständig laut rufend, ihre
einmalig bunte Befiederung und Flügelform derart rasant
vorführen, dass einem nur das blosse Staunen bleibt. Einfacher zu
fotografieren ist das steile Flussufer, in das sich die kleinen Vögel ihre
meterlangen Bruthöhlen graben. Glück haben sie, wenn diese nicht von den
Kühen flachgetreten werden, die gerne an der selben Stelle das kühlende
Nass aufsuchten. Glück hatten wir, diesen Naturschatz zum ersten Mal
ausgiebig betrachten und hören zu können. Wer aber hat schon eine Ahnung
von ihrem doch sehr speziellen Fressverhalten: wie füttern fürsorgliche
Eltern ihre
Jungen mit einem giftigen Cocktail aus wehrhaften Bienen und Wespen? Weil man
nur sieht, was man kennt, konnten wir diese Perlen der Natur später auch
noch an anderen Orten bewundern.
Der Russische Bär ist aufgefallen, weil
er beim Wegfliegen leuchtend rot-orange Flügel zeigt. Wenn er aber
absitzt, stellt er eine ganz andere Form und besondere Farben zur Schau. Die Verwunderung wird
beim Nachlesen verständlich. Man hat gerade einen besonders seltenen und streng geschützten Nachfalter
gesehen.
Der Ragondin oder Nutria (Sumpfbiber)
taucht gelegentlich am Fluss- oder Kanalufer auf, ist ein
ausgezeichneter Schwimmer und lässt sich am besten beobachten, wenn er
ausgiebig am üppig wachsenden Schilf futtert. Seine weithin sichtbaren
gelben Schneidezähne würden jede DH zur Höchstleistung anspornen. Deutlich weniger Freunde
schafft er sich durch seine ausgiebigen Grabarbeiten an den Kanaldämmen.
Am Abend liess sich während diesen Tagen an Standorten, die etwas weg von allzu hellen
Lichter waren, ausgezeichnet der Komet Neowise
beobachten. Uns hat es ganz besonders gefreut, dass er sich nur wenig südlich der
Sternkonstellation des Grossen Bären vorbeibewegte, die ja
bekanntlich auch die beiden für uns so wichtigen Leit-Sterne Mizar
und Alkor umfasst.
Und manchmal genügt es, einfach still zu sitzen. Dann kommt das Glück
von selbst vorbei, hier in Form eines Moschus-Bockkäfers.
Auch er besonders geschützt. Weil er sonst eher Blüten besucht, hat er
sich auf der ungewohnten Unterlage nur kurz umgesehen und ist dann weiter seinen
wahren Interessen nachgegangen.
Man mag von Google denken, was man will, aber über all diese Dinge,
die man allenfalls vom Hörensagen kennt, weiss er viel zu berichten.
Kostet nichts, nicht einmal Anstrengung.
(1., 2. und 5. Bild aus dem Internet)
Einmal mehr hat sich unsere Erfahrung bestätigt, dass, aus welchen
Gründen auch immer, von Jahr zu Jahr stetig weniger Schiffe unterwegs sind.
Dafür hat der Velotourismus markant zugenommen. In diesem Jahr,
wahrscheinlich Corona bedingt, besonders augenfällig. Wenn die zahlreichen
Sportler und Familien es fertig bringen, all jene, die vom Tourismus
leben, im Geschäft zu halten, tun sie damit nicht nur etwas für ihre
eigene
Gesundheit, sondern helfen vielen anderen ganz entscheidend, in diesen
Zeiten etwas besser zu überleben.
Übrigens hat sich unser Dieselpestproblem, das uns
lange viele Sorgen bereitet hatte, vielleicht auch wegen unserer regelmässigen
Reinigungsaktionen, nach und nach fast von selber erledigt.
Genau so, wie sich das so manche
berühmte Staatsführer von
den Covid 19 - Viren erhofft hatten.
> Monat Juli 2020:
- 24 h 25'
- 28 Schleusen
- 2 Tunnels
- 89 km