August 2019  

Wir hatten uns den Monat August eigentlich etwas anders vorgestellt! Schon längst hätten wir zu dieser Jahreszeit wieder unterwegs sein wollen. Nun war aber alles ganz anders gekommen. In einer Art, die uns wirklich nie in den Sinn gekommen wäre.

Trotzdem liessen wir es uns nicht nehmen, unseren Nationalfeiertag, den 1. August, wie jedes Jahr als unseren kleinen, persönlichen Feiertag zu begehen. Nichts Grosses, kein Feuerwerk. Aber wir wollen zeigen, daß wir zu unserer Herkunft stehen, selbst wenn wir nicht immer mit allem einverstanden sind, was in unserem Land geschieht. In anderen Ländern wäre es ganz sicher keinen Deut besser. So gut wie deren Politiker sind unsere alleweil auch. Was zwar nicht viel heissen will. Wollten wir aber deswegen unzufrieden sein, wäre das jedenfalls jammern auf sehr hohem Niveau!
Wir machten uns ein feines Nachtessen, schmückten das Schiff mit den Wappen der 26 Kantone, die sich einst zu einer Nation zusammengefunden haben. Sobald es das schwindende Tageslicht als sinnvoll erscheinen liess, zündeten wir die Kerzen in den Lampions an. Kindheitserinnerungen tauchten wieder auf, die aus einer Zeit stammen, als die Welt noch weniger kompliziert zu sein schien. Aber wenn wir schon zurückblicken wollen, schauen wir auf eine Geschichte, die zumeist erfolgreich ihren Weg durch die Wirrungen der jeweiligen Zeit gegangen ist. Das ist nicht unser Verdienst, also kein Grund für Stolz, aber dankbar sollten wir sein. Denn Neider haben wir schon mehr als genug.

Natürlich beherrschte das Problem mit unserem Getriebe weiterhin unser Denken. Mit Gewalt lässt sich aber in kurzer Zeit nichts bewegen. Darum besorgten wir uns zunächst ein kleines Floss, von dem aus wir in unserer freien Zeit bequem Malerarbeiten auf der Wasserseite erledigen konnten. Wir lagen ja noch immer zu äusserst an einem Stapel von zwei oder drei Schiffen. Ein Wasserbau-Unternehmer, der mit seinen Schiffen Avanti I und Avanti II weit über die Region hinaus Arbeiten erledigt, die mit den Wasserstrassen zusammenhängen und zu ihrer Erledigung Schiffe und schwere Maschinen benötigen, stellte uns das praktische Ding ganz spontan zur Verfügung. Dass sich damit ein Anknüpfungspunkt ergab, der dem bis anhin nur lockeren Kontakt ein ganz neues Gewicht verlieh, das war weit wertvoller, als die rein praktische Hilfe an sich. Der Mann, gebürtiger Waliser, lebt seit über dreissig Jahren hier auf seiner Péniche und vermochte, uns darum für vieles die Augen zu öffnen und lehrte uns , lokale Zusammenhänge zu verstehen, die uns bislang verschlossen geblieben sind.

  

Noch immer wussten wir allerdings nicht, was genau während unseres kleinen Ausflugs auf unserem Schiff geschehen war. Unsere ersten Beobachtungen ergaben im Rückblick keine vernünftige Ursache. Zunächst untersuchten wir darum unseren Motor und das Getriebe mit einer Gründlichkeit wie nie zuvor. Hinter der rückwärtigen Wand des Motorenraums fanden wir ein angebautes Reduktionsgetriebe, das die Drehzahl des Motors auf den richtigen Wert für die Schraube heruntersetzt. Der Kontrollstab für das dazugehörende Schmieröl, der gut sichtbar hätte sein sollen, war abgesägt worden, wohl weil er bei der Montage im Wege gestanden hatte. Ob vielleicht hier die Ursache für unser Problem verborgen sein könnte? War da überhaupt noch Öl vorhanden? Schon dachten wir, eine Antwort gefunden zu haben. Aber die Kontrolle ergab, dass selbst nach vielen Betriebsjahren und trotz so viel Unkenntnis, noch genügend Schmierstoff vorhanden gewesen war. Gleichwohl schien uns ein Ölwechsel angebracht. Wir setzten danach wieder alles zusammen, was wir abmontiert hatten und ein erster Testlauf schien beinahe normal zu verlaufen. Was uns eigentlich hätte Freude bereiten sollen, machte uns aber eher ratlos. Denn, was hatte dann unser Getriebe auf dem Fluss blockiert? Einfach so zum 'courant normal' überzugehen, das schien uns doch zu riskant. Unsicherheit wäre unser steter Begleiter auf dem Fluss geblieben.
Leute, die mit alten Motoren umzugehen wissen, haben zumeist ein vergleichbares Alter und sind daher rar. Jene mit dem bedeutendsten Ruf sind leider schon von dieser Welt abgegangen, die anderen sind zumindest pensioniert und haben das mehr als verdient.

So prüften wir intensiv die Möglichkeit, Fachleute von England kommen zu lassen. Dort gibt es noch Enthusiasten, die diese Ikone weiterhin mit Hingabe pflegen. Sollten sie aber das Getriebe ausbauen müssen, wäre das mit weitgehenden und umständlichen Anpassungen im engen Motorenraum verbunden. Das wäre mit weit hergereisten Mechanikern zeitraubend und sehr kostspielig. Darum haben wir uns entschlossen, das Problem zunächst einzugrenzen zu versuchen. Danach würden wir fundierter entscheiden können.

  

Immer am Mittwoch pflegt Matz den Kontakt zur zumeist englischsprachigen Schiffergemeinde in St.Jean de Losne. Über die Jahre hat sich im Musée de la Batellerie eine sich stetig verändernde Gemeinschaft gebildet, die während ihrem wöchentlichen Bookswap unter dem Vorwand, gelesene Bücher neuen Lesern zur Verfügung zu stellen, die Geselligkeit geniessen und Erfahrungen austauschen. Dass immer jemand Kuchen mitbringt und andere zuverlässig für ausreichenden Kaffeenachschub sorgen, zeigt, wie sehr dieses Treffen geschätzt wird. Mit der Zeit hat sich auch ein Austausch zwischen einheimischen Französischsprechenden und vorbeireisenden Anderssprachigen ergeben, der dem gegenseitigen Verständnis gute Dienste leistet und die jeweiligen Sprachkenntnisse fördert. Die Leseratte Matz sorgt zusammen mit Pam bei den Büchern für eine Qualitätskontrolle und ordnet den Bestand, damit die gesuchten Bücher einfach auffindbar sind. Sie lässt sich offensichtlich auch bei Regen nicht von ihrer Aufgabe abhalten.

Willi und Fredy, die beiden Doyens und Charakterfiguren des Schweizerischen Schleusenschiffervereins (SSK) und ständige Bewohner des Hauses neben der Schleuse von der Saône zum Canal Rhône-au-Rhin (siehe Juli 2019), hatten für ein Wochenende zum traditionellen Burgundertreffen eingeladen.

Etwa 30 Leute folgten der Einladung und genossen einen spannenden und unterhaltsamen Abend im Garten. Mitgebrachtes Grillgut und ein reichhaltiges Salat- und Dessertbuffet reichten auch bei grossem Appetit. Auch für Tranksame war gesorgt worden und darum war so mancher recht froh, dass der Heimweg nicht allzu lang war. Ein gemeinsamer Bootsausflug am nächsten Tag und ein Nachtessen in der Stadt machten den Anlass komplett und erinnerungswert.

    

Weil die Wetterprognose für die nächsten paar Tage eher kühles und regnerisches Wetter versprach, das zum Malen nicht besonders geeignet ist, haben wir uns spontan zu einem kleinen Ausflug ins Tal der Loire entschlossen. Wir fuhren mit unserem roten Smart Richtung Orléans und von dort weiter zum Schloss Chambord. Das erste von unzähligen Schlössern, die seit dem 16.Jahrhundert entlang der Loire oder ihrer Nebenflüsse Cher, Indre oder Vienne erbaut worden waren. Sie alle zu besuchen, würde auch einen besonders kulturbeflissenen Reisenden überfordern. Im Einzelnen bietet aber jedes für sich eine Fülle von unvergesslichen Eindrücken.

Angespornt durch seine militärischen Erfolge in Oberitalien (insbesondere auch in der für die Eidgenossenschaft so bedeutenden Schlacht bei Marignano) und beeindruckt vom bunten und kulturell gepflegten Leben an den Fürstenhöfen der Gegend, befahl ab 1519 der junge französische König Franz I den Bau einer neuen königlichen Residenz in Chambord. Ein Bau der Superlative sollte es sein, welcher der königlichen Begeisterung für die italienische Renaissance entsprang und zugleich Zeugnis ablegen sollte für die neu gewonnene Macht des Monarchen. Eine 32 km lange Mauer umspannt das riesige Grundstück, das dem Gutsherrn und seinen adligen Gästen als geschütztes Jagdgebiet diente. Beim Tod des Königs 1547 war das Schloss zwar immer noch nicht fertig, doch behielt es bis heute seine Bedeutung und Ausstrahlung. Es beherbergte während Jahrhunderten eine ganze Reihe bedeutender Persönlichkeiten. Heute gehört die Anlage dem französischen Staat und gilt als das eindrücklichste Schloss an der Loire.
Man sagt, dass was Da Vinci's Mona Lisa für die Malerei bedeute, das bedeute Schloss Chambord für die Architektur.

Die Aussicht auf die Gärten lässt die Grösse der Anlage bloss erahnen.

  

Die Weiterfahrt entlang der Loire führte uns nach Blois. Von weitem bot sich eine ungetrübte Aussicht auf das Schloss und die Kathedrale St.Louis.

Über die Brücke erreichten wir die Stadt und wurden von einem unerwarteten Anblick empfangen. In der Verlängerung der Brücke führt die Strasse geradeaus und endet scheinbar vor einer riesigen Treppe. Diese zeigte zur Zeit unseres Besuches als beeindruckendes Trompe d'Oeuil das berühmte Bild der Mona Lisa. Jeweils auf der Stirnseite der Stufen war ein entsprechender Bildstreifen aufgeklebt. Das ganze Bild war deshalb nur aus grösserer Entfernung ungestört zu betrachten.

  

Die Nacht verbrachten wir im Hotel 'Anne de Bretagne', wo wir freundlich empfangen wurden. Der Name war uns zwar zunächst fremd, doch zeigt ein kurzer Blick in eine gängige Suchmaschine, dass selbst bedeutende Persönlichkeiten jener Zeit heute der Vergessenheit anheimgefallen sind. Wechselhafte Biografien, wie sie heute unvorstellbar wären. Sie lassen uns nur schwach erahnen, wie verzweigt und verwoben die Adelsfamilien jener Zeit waren, die sich damit Macht und Reichtum sicherten und beides ausgiebig nutzten. Dabei nutzten sie ihr Volk als billige Arbeiter, die sich daneben mit einfachster Lebensweise zu begnügen hatten.
Der Name war für ein Hotel direkt neben dem Schloss also durchaus angebracht.

  

Am nächsten Tag fuhren wir der Loire entlang weiter. Zu unserer Linken öffnete sich die Aussicht auf Schloss Chaumont sur Loire. Die Geschichte des Schlosses ist geprägt durch heftige Szenen königlicher Eifersucht und Rachegefühlen auf hohem Niveau. 1560 erwarb Katharina von Medici, die Witwe des kurz zuvor verstorbenen Königs Heinrich II dieses Schloss. Einzig und allein, um die einst bevorzugte Mätresse ihres verblichenen Ehemannes dorthin zu verbannen. Diese hatte zur Lebenszeit des König von diesem das viel komfortablere Schloss Chenonceau als Liebeslohn erhalten. Sie wurde nun gezwungen, das Geschenk der nachhaltig gekränkten Witwe zurückgeben.

Wir liessen diese etwas düstere Geschichte links liegen und fuhren weiter zum Château du Clos Lucé. Das in Sichtweite der Königsresidenz Schloss Amboise gelegene kleine Schloss diente, weil im kühlen, kleinen Tal der Amasse gelegen, während zwei Jahrhunderten den französischen Königen als Sommerresidenz. Offenbar gab es schon damals heisse Sommer. Hier wohnte längere Zeit auch Louise von Savoyen, Regentin von Frankreich, mit ihren zwei Söhnen. Einer davon war der Herzog von Angoulême, der später als König Franz I den Thron bestieg. Wie weiter oben schon erwähnt, hat er auch als König seine Jugendzeit an der Loire nie vergessen. Mit dem Bau von Schloss Chambord war er in die Gegend seiner Kindheit zurückgekehrt. Hierher hat er später auch den Titanen der Epoche, das Universalgenie Leonardo da Vinci, eingeladen und ihm für den Rest seines Lebens Château du Clos Lucé als Wohnsitz angeboten. Zusätzlich hat er ihm die Zeit mit einer fürstlichen Rente versüsst.

Leonardo da Vinci hat nicht gezögert, die Einladung anzunehmen und verbrachte hier die letzten drei Jahre seines Lebens. Dass der Raum, wo das Genie seinen letzten Atemzug ausgehaucht hatte, seine Werkstatt, seine Bibliothek und eine reiche Sammlung seiner Werke heute viele Besucher anlockt, ist kaum verwunderlich. Am nachhaltigsten war aber wohl, dass er auf seiner Reise von Florenz nach Frankreich in der Satteltasche seines Pferdes drei seiner Gemälde mitgebracht hatte. Darunter als wichtigstes, das Bildnis der Mona Lisa, das heute im Louvre in Paris ausgestellt ist. Ganz zum Missfallen der Italiener.

Vom Garten aus bietet sich eine schöne Aussicht aus das Schloss Amboise von dem aus Franz I seinen berühmten Gast fast täglich besuchte, wann immer er im Schloss residierte. Seine Gespräche mit dem Künstler und Freigeist, der sich als Erfinder und Ingenieur einen Namen gemacht, der als Bildhauer und Anatom den menschlichen Körper in bisher unbekannter Genauigkeit und sehr zum Missfallen der Kirche studiert hatte, brachten dem König das neue Denken der italienischen Renaissance nahe. Der Park, in dem Leonardo einige seiner Ideen ausbrütete, dient heute als Erholungspark und Bühne für wechselnde Ausstellungen.

  

Unsere nächste Etappe galt dem Schloss Chenonceau. Es gilt als das Damenschloss, weil fast ausschliesslich solche die Geschicke des Schlosses prägten. Als es am Anfang der 16. Jahrhunderts erbaut wurde, musste ein bestehendes Schloss und eine befestigte Mühle einer Familie Marques dafür weichen. Die ehemalige Mühle am Cher bildet mit ihren Pfeilern noch heute das Fundament des Schlosses, dessen Besuch sich in jeder Hinsicht lohnt. Mindestens sieben adlige Damen drückten Schloss und Garten im Laufe der Jahrhunderte ihren Stempel auf, teils in Konkurrenz zu einander, teils unterstützend. Teils, indem sie riesige Gartenanlagen bauten, teils, indem sie das Schloss erweiterten und neuen Bestimmungen zuführten.

Fast schon gewohnt grosszügig der Zugang, trutzig der Eingang mit dem Turm der alten Mühle und der Zugbrücke über den Burggraben.

  

Reich und üppig die Ausstattung ...

... und genau so vielfältig wie beeindruckend die Aussichten.

  

1576 liess Katharina von Medici die Brücke, die bis anhin den Cher überspannte, durch eine 60 m lange und 6 m breite Galerie aufstocken, die in erster Linie als gewaltiger Ballsaal diente. Nach nur einem Jahr Bauzeit wurde das Gebäude feierlich seiner Bestimmung übergeben. Der Fantasie, wie diese Feier ausgesehen haben mag, sind wohl keine Grenzen gesetzt.
Im Schloss kann man auch eine riesige Küche bestaunen, denn die Bewohner und ihre zahlreichen Gäste wollten ja auch angemessen verpflegt werden. Täglich wurden frische Lebensmittel mit dem Schiff angeliefert und mit einer Winde direkt in die Küche gehievt.

Betrachtet man die vielen Schlösser allein im Tal der Loire, ihre Ausstattung und das Leben, das sich ihre Bewohner während etwa 250 Jahren leisteten, sowie die Tatsache, dass einzelne Familien oft mehrere solcher Wohnsitze ihr Eigen nannten, könnte man sich schon fragen, warum die französische Revolution nicht schon 200 Jahre früher stattgefunden hat. Da das üppige Leben der Adligen offen gelebt wurde und man sich keine Mühe gab, es vor dem gewöhnlichen Volk zu verbergen, hätte dieses sich sehr wohl die Frage stellen können, warum es sein trockenes Brot im Schweisse seinen Angesichts verdienen musste, wobei der Ertrag der Arbeit oft nicht einmal für dieses Brot reichte. Gleichzeitig wusste der Adel kaum, was mit seinem Überfluss anzufangen. Als einzige Begründung für diese auseinander klaffenden Welten galt die überbrachte Auffassung, das sei eben der Wille Gottes. Während Jahrhunderten hatten Kirche und Adel eng zusammengearbeitet und hatten nie gezögert, brutalste Gewalt anzuwenden, damit dies ewig so bleibe. Und wer dagegen aufbegehre, der würde von Gott auf Ewigkeit mit grässlichen Höllenqualen bestraft.

Die Ideen der Renaissance und der Aufklärung rüttelten an diesem System und begründeten letztlich die Forderung der Revolution nach Liberté, Égalité und Fraternité. Sie waren unter diesen Umständen mehr als verständlich, brauchten aber offensichtlich viel Zeit zu reifen.
(Während des ersten Weltkrieges wurden Schloss und Galerie, obwohl recht weit von den Schützengräben entfernt gelegen, als Lazarett genutzt. Darin wurden zeitweise bis zu 2000 Verletzte gepflegt.)

  

Wie alle Loire-Schlösser gehört heute auch dieses dem Staat, der die Einnahmen durch den steten Besucherstrom bestimmt gebrauchen kann. Trotzdem ist er gar nicht knauserig, was die kleine Auswahl der zahllosen  üppigen Blumengestecke in allen Räumen ersichtlich macht.
Alles frische Naturblumen notabene!
Es war uns allerdings schon längst aufgefallen, dass man in Frankreich ganz offensichtlich Blumen liebt, sie mit Geschick pflanzt und zuverlässig pflegt. Nirgendwo sonst haben wir derart blumengeschmückte Brücken und Plätze gesehen, kunstvolle Blumenarrangements bewundert und uns jeweils gefragt, wo alle die Heinzelmännchen seien, die das alles pflegen und wässern (siehe Sept 2009, Sept 2010, Juli 2011, Jun 2012).

        

Im Annex zu alten Mühle verbirgt sich eine zeitgenössische Apotheke.

Am letzten Abend besuchten wir eine Vorstellung, die unter dem Titel 'Les Nuits Fantastiques' das Schloss d'Azay le Rideau in ganz besonderem Licht zeigte.

Das Schloss, von einem Wassergraben umgeben, erzeugt allerdings mit seinem weitgehend naturbelassenen Park von sich aus bereits eine fantastische Stimmung, die durch die Möglichkeiten der modernen Technik gelegentlich noch gesteigert werden kann. 

Mit etwas Glück und viel technischem Aufwand entstanden während des nächtlichen Spaziergangs im Park ab und zu gar echte Höhepunkte mit stimmungsvoller akustischer Untermalung.

  

Unser Filmchen hält einen kleinen Ausschnitt von Bild und Ton fest. Allerdings passte nicht alles, was an technischem Aufwand geboten wurde, in unsere kleine Kamera.

Unser kleiner Ausflug ermöglichte uns einen Blick über den Schiffsrand hinaus. Sie war eine echte Abwechslung, die Reise quer durch die weite, offene Sommerlandschaft mit den zumeist abgeernteten Feldern. Die Konzentration der Besucher an den Brennpunkten des Tourismus zeigte allerdings auch die Kehrseite der Mobilität und es brauchte ab und zu Geduld und Toleranz, sich in die Touristenströme einzufügen. Das Wetter war weit besser als vorhergesagt, darum brachen wir an dieser Stelle unsere Reise ab und fuhren, wiederum quer durchs Land, zurück, wo die Farbtöpfe warteten.

Bei Charité sur Loire überquerten wir zum letzten Mal den Fluss, dem wir in den letzten Tagen gefolgt waren.

Auch zurück ging es wiederum über weites Land, das geduldig der Sommerhitze trotzte.

  

Mit neuem Elan gingen wir erneut an die Malerarbeit auf unserer Mizar und hatten bis Ende Monat die Aussenseite und das Vorschiff fast vollständig neu gestrichen. Damit die Farbe unter der kräftigen Sonne nicht allzu sehr litt, mussten wir jeweils rechtzeitig am Morgen ans Werk.

Dass man auch mit ausgefallenen Schiffen quer durch Europa fahren kann, zeigte dieser Mann aus Polen. Sofern man versteht, auf engem Raum zu leben. Seit zehn Jahren sei er auf diesem Gefährt unterwegs und während  der letzten drei Jahre von Polen hierher gefahren. Einen guten Teil davon fast auf der selben Route, die wir letztes Jahr zurückgelegt hatten. Für's nächste Jahr habe er die Schweiz auf dem Programm, dann will er weiter ins Mittelmeer, sagte uns der Lebenskünstler.
Wir wünschen ihm viel Glück!

Eine ganz tolle Überraschung war das Zusammentreffen mit Vrene. In den ersten Jahren unseres Lebens auf der Mizar, als sie und Emanuel noch gemeinsam mit ihrer Casco unterwegs waren, verbrachten wir bei verschiedenen Gelegenheiten lange und wertvolle Gesprächsrunden mit den Beiden. Hier in St.Jean de Losne (siehe April 2012) oder unterwegs auf dem Doubs. Bei einem gemeinsamen Nachtessen am Quai National durften wir kurz vor Monatsende die Erlebnisse von damals wieder aufleben lassen. Seit Emanuel vor ein paar Jahren verstorben ist, zieht es Vrene immer wieder nach St.Jean zurück, wo sie etliche Winter auf ihrem Boot verbracht hatten. Dieses Jahr konnte sie am selben Platz, an dem jeweils die Casco festgemacht hatte, auf der 'Gunten' (ehemaliges Kursschiff vom Thunersee) wohnen. Der Abend war wirklich schön; Schifferfreundschaften scheinen besondere Freundschaften zu sein.

Natürlich haben wir auch unseren Motor nicht vergessen. Wir haben inzwischen mehrere Firmen angeschrieben und um klugen Rat gefragt. Der Sieger wird uns dann wohl einmal besuchen und zusammen werden wir das weitere Vorgehen festlegen.

 

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