Dezember 2013

Wir hatten es uns auf Cebu Island geruhsam eingerichtet. Fast drei Monate wollten wir ja hier bleiben. Keine grossen Unternehmungen waren geplant. Vielleicht zwei-, dreimal in der Woche tauchen gehen. Durch die Wasseroberfläche eintreten in eine Welt, die verschiedener von unserer gewohnten Umgebung kaum sein könnte. Verwirrend und bizarr, als wäre sie von einem anderen Stern.
Daneben begnügten wir uns mit schnorcheln, direkt vor dem Haus, mit lesen, kleinen Spaziergängen im Dorf, spannenden Gesprächen mit hier ansässigen 'Aussteigern', gewöhnlichen Touristen oder Einheimischen, welche, Dank häufigem Kontakt mit den Fremden und den Bemühungen der lokalen Schulen, ganz passabel Englisch sprechen.
Für die Abende reservierten wir uns jeweils eine gute Stunde oder mehr zum 'Bücher hören'. Downloadbare Hörbücher entführten uns jeweils an weit abgelegene Orte und in ganz andere Zeiten. Gemeinsam erlebten wir so die unglaublichsten Abenteuer. Wohlbehalten in der Tropennacht, während in Europa leise der Schnee rieselte und Weihnachten vor der Türe stand. Und unmerklich verflog die Zeit.
Zum Wohlsein!

 Panagsama Beach, jener Teil der Gemeinde Moalboal in dem wir wohnten, ist zwar auf Touristen ausgerichtet, aber einfach geblieben und daher immer noch sehr philippinisch. Ausländer und lokale Bevölkerung sind eng vermischt. Das zeigt sich auch im Vergnügungsangebot. 'Pacita's Disco und Bar' ist der Ort, an dem jeden Samstagabend bis weit in die Morgenstunden hinein die Party abgeht. Und das gar nicht nur für die Fremden. Von aussen kaum zu glauben, von innen kaum zu beschreiben. Der Stimmung tut dies jedenfalls keinen Abbruch.

(Wir entschuldigen uns für die schlechte Qualität der Fotos, aber nachts, ohne Stativ, ist nicht viel mehr herauszuholen und zudem gebietet der Anstand oft gebührende Rücksicht.)

Hinter Pacita's führt der Weg weiter in Richtung 'Dorf'. Heute eine Ansammlung von einfachen Restaurants auf Stelzen über dem Strand, vor denen die frisch gefangenen Fische auf die eher zahlungskräftigeren Hungrigen warten und in denen die Besitzer, Betreiber mit ihren Familien oder weiss wer, hinter der Küche, unter dem Dach oder gleich daneben in improvisierten Holzhütten leben. Dazwischen immer wieder einfachste Verkaufsstände mit gängigen Souvenirs, Batikkleidern und Badeshorts.

  

Unsere liebgewonnene Tradition des abendlichen 'Ankerbiers' pflegten wir allerdings auch hier.

Ein üppig ausgestattetes Beispiel von einem Tricycle. Bestimmt der ganze Stolz des Besitzers, aber zugleich Zeugnis der oft etwas aufgepfropft wirkenden Einflüsse der abendländischen 'Kultur'.

  

Im Dezember, mitten in der Vorweihnachtszeit, wird jedes Jahr ein 'Staff-Show-Contest' durchgeführt. Die Angestellten von Resorts, Diveshops und Restaurants üben während langer Zeit mit viel Begeisterung eine Show ein, die sie dann vor einer Jury (wichtige lokale Persönlichkeiten) und einem Publikum aufführen, welches lautstark mitfiebert. Bewertet wird die Choreografie zur gewählten Musik, die Durchführung und die Originalität der Idee.
Mit aller Selbstverständlichkeit werden amerikanischer Schnickschnack, hingebungsvolle biblische Themen und die Verulkung von aktuellen lokalen Sujets fröhlich vermischt. Ein echt exotischer Cocktail!

  

  

Die Zuschauer hatten ihre helle Freude daran.

Für die unumgängliche zweite Verlängerung unserer Visas beschlossen wir, diesmal nicht mehr nach Cebu, sondern nach Dumaguete zu fahren. Diese Stadt befindet sich auf der Nachbarinsel Negros, ist um einiges ruhiger und gemächlicher als Cebu-City und zeigt einen bescheidenen Wohlstand. Die Strandpromenade und die Unmenge luxuriöser Tricycles machen das deutlich.

  

Allerdings ist der Weg dorthin etwas komplizierter. Zuerst per Bus an die Südspitze 'unserer' Insel Cebu, dort mit einem Tricycle nach Liolan, dann per Fährschiff bis Sibulan und schliesslich mit dem Jeepney (Sammeltaxi) nach Dumaguete.

Auch das Bureau of Immigration ist nicht ganz so überlaufen wie jenes in Cebu-City. Ein bescheidenes Schild zeigte, dass wir das richtige Haus endlich gefunden hatten.

Dann führte ein langer, eher düsterer Gang zwischen den Häusern hindurch ...

es wurde noch dunkler, dann zeigte ein Schild mit Pfeil nach links und machte damit klar, dass wir immer noch auf dem richtigen Weg waren.

Aber dann sassen da die netten Beamtinnen hinter gewaltigen Stapeln von Papier und nahmen sich geduldig der Kundschaft an.
Was wird wohl mit all den mühsam ausgefüllten Formularen geschehen?

Vier Stunden später waren wir, mit neuem Stempel im Pass, wieder auf dem Rückweg. Diesmal per Bus auf der Ostseite von Negros hoch nach Tampi, dann per Autofähre nach Bato und erneut mit dem Bus zurück nach Moalboal. Eine Tagesreise.

Die Fährgesellschaft hatte sogar bewaffnete Security-Angestellte! Da konnte ja nichts schief gehen!

Sobald die Fähre voll war, ging es los.

  

Ganz speziell war auch das Teamwork auf der Brücke. Der Steuermann hatte einen 'Maschinisten' an seiner Seite, der mittels verschiedener Hupzeichen, quer durch das Schiff, für den Maschinenraum die Vorwärts- und Rückwärtsanweisungen signalisierte.
Aber alles klappte bestens und knapp vor Sonnenuntergang legte die Fähre sicher in Bato an.

  

Die Haltestellen für den Bus muss man kennen, oder danach fragen. Vielleicht aber hält der Bus auf ein freundliches Handzeichen hin auch sonstwo an.

Erst beim zweiten Hinsehen wurde klar, dass dies der Dienstwagen des Sargbauers im nebenstehenden Haus war.

Der Bus kommt!

  

Beim Eindunkeln wurde es der Strasse entlang lebendig. Überall wurden Garküchen aufgebaut und ganze Familien trafen sich dort, um bei lauter Musik und dampfendem oder rauchendem Essen den Tag ausklingen zu lassen.

  

Kurz vor dem Jahresende wünschen wir unseren, zumeist stillen oder gar heimlichen Lesern, die alle wohl nur das NSA wirklich kennt, die Musse und Fähigkeit, die wahre Grösse der Dinge im Unscheinbaren, Kleinen zu sehen und zu geniessen.
Wunder hausen im Verborgenen.
Darum wollen wir mit Zuversicht und Freude dem nächsten Jahr entgegen sehen.

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