Dezember 2013 |
Wir hatten es uns auf Cebu Island geruhsam eingerichtet.
Fast drei Monate wollten wir ja hier bleiben. Keine grossen Unternehmungen
waren geplant. Vielleicht zwei-, dreimal in der Woche tauchen gehen.
Durch die Wasseroberfläche eintreten in eine Welt, die verschiedener von
unserer gewohnten Umgebung kaum sein könnte. Verwirrend und bizarr, als
wäre sie von einem anderen Stern. Hinter Pacita's führt der Weg weiter in Richtung 'Dorf'. Heute eine Ansammlung von einfachen Restaurants auf Stelzen über dem Strand, vor denen die frisch gefangenen Fische auf die eher zahlungskräftigeren Hungrigen warten und in denen die Besitzer, Betreiber mit ihren Familien oder weiss wer, hinter der Küche, unter dem Dach oder gleich daneben in improvisierten Holzhütten leben. Dazwischen immer wieder einfachste Verkaufsstände mit gängigen Souvenirs, Batikkleidern und Badeshorts. Unsere liebgewonnene Tradition des abendlichen 'Ankerbiers' pflegten wir allerdings auch hier. Ein üppig ausgestattetes Beispiel von einem Tricycle. Bestimmt der ganze Stolz des Besitzers, aber zugleich Zeugnis der oft etwas aufgepfropft wirkenden Einflüsse der abendländischen 'Kultur'.
Im Dezember, mitten in der Vorweihnachtszeit, wird jedes Jahr
ein 'Staff-Show-Contest' durchgeführt. Die Angestellten von Resorts,
Diveshops und Restaurants üben während langer Zeit mit viel Begeisterung eine Show ein, die sie
dann vor einer Jury (wichtige lokale Persönlichkeiten) und einem Publikum aufführen,
welches lautstark mitfiebert. Bewertet wird die Choreografie zur gewählten Musik, die
Durchführung und die Originalität der Idee. Die Zuschauer hatten ihre helle Freude daran. Für die unumgängliche zweite Verlängerung unserer Visas beschlossen wir, diesmal nicht mehr nach Cebu, sondern nach Dumaguete zu fahren. Diese Stadt befindet sich auf der Nachbarinsel Negros, ist um einiges ruhiger und gemächlicher als Cebu-City und zeigt einen bescheidenen Wohlstand. Die Strandpromenade und die Unmenge luxuriöser Tricycles machen das deutlich. Allerdings ist der Weg dorthin etwas komplizierter. Zuerst per Bus an die Südspitze 'unserer' Insel Cebu, dort mit einem Tricycle nach Liolan, dann per Fährschiff bis Sibulan und schliesslich mit dem Jeepney (Sammeltaxi) nach Dumaguete. Auch das Bureau of Immigration ist nicht ganz so überlaufen wie jenes in Cebu-City. Ein bescheidenes Schild zeigte, dass wir das richtige Haus endlich gefunden hatten. Dann führte ein langer, eher düsterer Gang zwischen den Häusern hindurch ... es wurde noch dunkler, dann zeigte ein Schild mit Pfeil nach links und machte damit klar, dass wir immer noch auf dem richtigen Weg waren.
Aber dann sassen da die netten Beamtinnen hinter gewaltigen Stapeln von
Papier und nahmen
sich geduldig der Kundschaft an. Vier Stunden später waren wir, mit neuem Stempel im Pass, wieder auf dem Rückweg. Diesmal per Bus auf der Ostseite von Negros hoch nach Tampi, dann per Autofähre nach Bato und erneut mit dem Bus zurück nach Moalboal. Eine Tagesreise. Die Fährgesellschaft hatte sogar bewaffnete Security-Angestellte! Da konnte ja nichts schief gehen! Sobald die Fähre voll war, ging es los.
Ganz speziell war auch das Teamwork auf der Brücke. Der Steuermann hatte
einen 'Maschinisten' an seiner Seite, der mittels verschiedener Hupzeichen,
quer durch das Schiff, für den Maschinenraum die Vorwärts- und
Rückwärtsanweisungen signalisierte. Die Haltestellen für den Bus muss man kennen, oder danach fragen. Vielleicht aber hält der Bus auf ein freundliches Handzeichen hin auch sonstwo an. Erst beim zweiten Hinsehen wurde klar, dass dies der Dienstwagen des Sargbauers im nebenstehenden Haus war. Der Bus kommt! Beim Eindunkeln wurde es der Strasse entlang lebendig. Überall wurden Garküchen aufgebaut und ganze Familien trafen sich dort, um bei lauter Musik und dampfendem oder rauchendem Essen den Tag ausklingen zu lassen.
Kurz vor dem Jahresende wünschen wir unseren, zumeist stillen oder gar
heimlichen Lesern, die alle wohl nur das NSA wirklich kennt, die Musse und
Fähigkeit, die wahre Grösse der Dinge im Unscheinbaren, Kleinen zu sehen
und zu geniessen. |
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