Dezember 2011

Über Paris (da wir im Frühling direkt wieder nach St.Jean wollen) ging es nach Miami. Dort standen wir noch geschlagene zwei Stunden in langer Kolonne vor dem Immigrationsschalter an! Zwei Italiener, entnervt von der Warterei, lamentierten und gestikulierten nach knapp 90 Minuten lautstark über die unbekümmert langsame Arbeitsweise des Immigration Officers. Ein folgenschweres Verhalten, das mit gezieltem Ignorieren der Wartenden bestraft wurde! Der Beamte schloss dann sogar noch seinen Schalter und machte einfach mal Pause! Leider standen wir ja auch in dieser Schlange und so konnten wir erst mehr als drei Stunden nach der Landung unseren Mietwagen übernehmen. Kurz nach Mitternacht Ortszeit fielen wir dann, im erstbesten Motel am Highway in Richtung Süden, erschöpft ins Bett.

126 Meilen Strasse und 42 Brücken verbinden die Insel-Perlenkette der Keys, die fantasievolle Namen tragen: Teatable Key, Indian Key, Bahia Honda Key, Saddlebunch Keys, Cudjoe Key, Boca Chica Key, usw.

1905 hatte man unter der Leitung Henry Flaglers mit dem Bau einer Eisenbahnlinie nach Key West begonnen. Damit sollte der Transport von Gütern aus und in die Karibik, insbesondere Kuba, erleichtert werden. Bis anhin war es nur per Schiff möglich gewesen, auf die Inseln zu gelangen. Key West blühte durch diese Erschliessung auf und war jahrzehntelang ein wichtiger Umschlagplatz für den Import von Agrarprodukten nach Amerika.
Als 1935 ein Hurrican das Bahntrassee stark beschädigte, wurde beschlossen, statt der Bahnlinie auf dem selben Trassee eine Autostrasse zu bauen. Dem stetig zunehmenden Verkehr hielt aber die ursprüngliche Konstruktion bald nicht mehr stand. Bei der Erneuerungen wurden neben dem alten Trassee neue, elegante Betonbrücken gebaut, über die der heutige Highway 1 verläuft. Über weite Strecken steht die alte Konstruktion noch da und rostet vor sich hin...

  

Endlich standen wir vor 'unserem' Cottage. Ein kleines Holzhäuschen, total eingewachsen und mit einem tropischen Gärtchen auf der Rückseite! Einfach genial!
Dass hier in Key West das Velo ein wichtiges Transportmittel ist, merkten wir schon bei der Einfahrt. Dank unseren zwei abenteuerlich alten Stahlrössern (ohne Übersetzung und Rücktrittbremse, so wie hier üblich) und der idealen Lage des Häuschens, mitten in der Stadt, konnten wir das Auto tagelang stehen lassen! Und das in Amerika!

  

Der erste Entdeckungsspaziergang zeigte schon das spezielle Flair von Key West. Die 'alten' (vielfach zeitgemäss renoviert und herausgeputzt!) Holzhäuser verstecken sich hinter Mangrovenbäumen, Palmen und anderen faszinierenden Gewächsen.

     

Eine weitere Spezialität von Key West ist das frei und wild herumlaufende Federvieh! Farbenprächtige Güggel mit Hühnerharem leben absolut selbstverständlich in und auf den Strassen. Immer wieder bringen sie den Verkehr zum erliegen, wenn sie zielgerichtet auf die andere Seite wechseln, oder ganz dringend die paar Körner neben dem Mittelstreifen inspizieren müssen...

Die Hauptstrasse (und grosse Touristenfalle) heisst Duval Street. Hier drängen sich Souvenirläden neben Bars, Strassenkünstler neben Dragshows und Restaurants aller Art. Abends wird der 'Duval Crawl', das von Bar zu Bar durch die Duval Street kriechen, zelebriert.

  

Irgendwie ist das nicht mehr unsere Welt (hören wir da das Alter an die Türe klopfen?!). Wir gönnen uns derweil zu Hause ein echt amerikanisches Steak und eine gute Flasche Wein.

Key West lebt auch von Paraden und Festen. Gerade die Weihnachtszeit bietet hierzu unzählige Gelegenheiten! Kurz nach unserer Ankunft war es die Christmasparade: eine zweistündige Show der städtischen Betriebe, Schulvereine und aller möglichen und unmöglichen Clubs. Alle versuchen, sich und die anderen mit dekorierten Wagen zu überbieten.
Jede Menge Zuschauer säumten die Strassenränder. Die Kinder standen mit Plastiksäcken an vorderster Front und warteten. Wir fragten uns, wozu, bis dann die ersten Zältli geflogen kamen...! Insgesamt wurden während der ganzen zweistündigen Parade über acht Tonnen Süssigkeiten verteilt!

   

Als nächstes stand die Christmas Boat Light Parade auf dem Programm. Leider konnten wir keine Fotos machen, da das Stativ dazu fehlte, aber wir fügen hier zur Illustration zwei Bilder des 'Key West Citizen' (des lokalen Tages Anzeigers) ein. Dazu noch ein  Link zu Youtube mit einem Kurzfilmchen der gesamten Parade!

   

Da wir wieder einmal das Auto bewegen mussten (!!), fuhren wir ein paar Keys zurück in Richtung Miami. Auf den meisten anderen Keys sind die Häuser an Kanäle gebaut, damit die Leute mit ihrem Schiff bis vor ihr Haus fahren können! Und wir fanden sogar eine 'Mizar'! Leider war niemand zu Hause, so dass wir zwar das Schiff fotografieren, nicht aber seine Crew kennenlernen konnten...

Auch die Tierwelt auf den Keys ist definitiv speziell! Hier Pelikan, Iguana und white Heron als Beispiel. Ein Bekannter erzählte uns, dass die Iguanas im hiesigen Winter in seinen geheizten Pool schwimmen kommen, das ist angenehmer als im kälteren Meer! Clever, die Viecher!

     

Auf unseren Wegen durch Key West machen wir zahlreiche Fotos... In solcher Umgebung lässt sich leben!

      

Jeden Abend versammelt sich eine grosse Menschenmenge auf dem Mallory Square, den Sonnenuntergang zu erleben und mit viel Spektakel zu feiern. Unterhaltung ist durch Strassenkünstler, Imbissstände und sonstige Attraktionen garantiert. Alle warten gespannt auf den Moment, da die Sonne unter Applaus im Meer versinkt.

  

Amerikaner zelebrieren Weihnachten definitiv auf eine andere Art als wir Europäer. Aber irgendwie ist alles stimmig.

  

Und noch dies: da war noch die Key West Holiday Lighted Bike Parade... Es blinkt und ist kitschig und manchmal auch kindisch; aber es ist eine Veloparade und kann daher nur in Key West sein!

     

P.S.: Immer am 31.12. um 12 Uhr mittags findet der 'Dachshund Walk' statt. Wiederum ein ganz spezielles Ereignis! Mussten wir natürlich auch noch sehen!

Gespanntes Warten... und dann fing die Parade an!

  

Auf der einen Seite der Strasse ging's einen Block hoch und auf der anderen wieder runter. Zwischendurch mal ein kurzes 'sniff and greet' (schnüffeln und begrüssen), dann musste Hund weiter!
Mit oder ohne Kostüm, alles war vorhanden. Hauptsache: Begeisterung und Partnerlook mit Herrchen oder Frauchen!

  

     

     

Einer bekam sogar eine Videokamera montiert und machte die eigene Reportage für seine Fans.

Und irgendwie hatte sich da doch noch so ein Hippy der falschen Art eingeschlichen !!!

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