Juni 2011 |
Obwohl eigentlich Sommer ist, erinnert der morgendliche Nebel gelegentlich an den Herbst! Die Landschaften des Doubs sind eindrücklich, vor allem wenn man ganz allein auf spiegelglatter Fläche dahingleitet.
Kommerzielle Frachtschiffe sind hier nur noch sehr selten unterwegs.
Erstens, weil das Frachtgeschäft in dieser Grössenordnung im Allgemeinen
ein Verlustgeschäft ist, zweitens, weil der gegenwärtige Wasserstand das
Vollladen gar nicht mehr erlaubt. Das ist natürlich eine zusätzliche
Belastung für das Einkommen. Es ist offensichtlich Zeit für den Nachwuchs! Nicht nur die Enten, auch die Teichhühner haben kleine Flauschbällchen im Schlepptau. Bei diesen hier fanden wir die momentan noch völlig überdimensionierten Füsse genial! Und ehrlich, sie latschten sich auch immer wieder selber auf die Zehen! Weiter ging es zwischen Büschen und Bäumen Mulhouse entgegen ... ... und dann bemerkte Hansruedi beim Einfahren in eine Schleuse einen ganzen Büschel 'Schwemmgras' hinter einem in der Mauer eingelassenen Poller. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich das Gebilde dann aber als etwas ganz anderes! Eine Bachstelze hat sich diesen, für ihre Zwecke grundsätzlich idealen, Platz für den Nestbau ausgesucht! Die Aussichten sind wohl nicht besonders gut, denn bestimmt wird bald jemand dieses Bijou übersehen und sein Seil genau über diesen Poller werfen! Schade! In l'Isle-sur-le-Doubs führt ein beschilderter Rundgang durch die industrielle Vergangenheit des Ortes. Einmal mehr waren wir vom früher geleisteten Arbeitsaufwand und Gestaltungswillen beeindruckt. Das Foto rechts zeigt die Insel, auf der wir standen, und auf der sich eine der bedeutendsten Schrauben- und Kabelfabriken Frankreichs befand. Ein etwas ungewohnter Blickwinkel auf die Mizar. In Montbéliard lagen wir, weil wir unseren Alternator ersetzen mussten, über eine Woche. Das störte uns im Grunde gar nicht, da Annick, die Capitaine des Hafens, so ein Schatz war und unermüdlichen Einsatz für uns zeigte. Das entschädigte uns auch für den eher unangenehmen Zusammenprall mit einem Holländer, der gleich bei unserer Ankunft lautstark dem ganzen Hafen die Meinung kundgab, dass so grosse Schiffe viel zu viel Strom bräuchten, der hier sowieso viel zu knapp sei. Wir sollten daher nach seiner Meinung am besten gleich wieder verschwinden! Der Besuch der Stadt mit ihrem klar deutschen Einfluss war dann wieder ein richtiger Aufsteller. Das Highlight des Tages war allerdings die Ausstellung 'Abysses' im Schloss. Sie zeigt die Wunderwelt der Tiefsee mit genialen Fotos, bezaubernden Filmen und gekonnt präparierten Bewohnern dieser geheimnisvollen Zone, die über 90% der Biosphäre einnimmt! Falls Ihr irgendwo, irgendwann die Möglichkeit habt, diese Ausstellung zu besuchen, zögert nicht! Es lohnt sich!
Da der Stichkanal Richtung Belfort für uns zu wenig tief ist und wir
am Ende ohnehin nicht hätten wenden können, stiegen wir in
den Zug. Einmal mehr gab es eine gewaltige Festungsanlage Vaubans zu
bestaunen, sowie das berühmte Löwendekmal für die Soldaten, welche 1870
die Stadt derart erfolgreich verteidigten, dass sie im Eifer gar nicht
bemerkt hatten, als der Krieg in der Zwischenzeit zu Ende gegangen war.
Aufmerksame Leser mögen sich erinnern: im vorletzten Jahr hatten wir einen kleinen Wettbewerb auf unserer Website ausgeschrieben! Jürg und Simone Forrer waren damals die glücklichen Gewinner und zogen nun ihren Preis ein: ein Wochenende auf der Mizar. Jürg entpuppte sich bei dieser Gelegenheit als gekonnter Kapitän, meisterte tadellos etliche Schleusen, zeitweise genau beobachtet von Frau Schwan und ihren zwei Kleinen. Unsere Gäste schossen ein super Bild in Montreux-Château, und am nächsten Tag arbeiteten wir uns die Schleusentreppe nach Dannemarie hinunter. Was heisst denn da arbeiten? Dank der tatkräftigen Mitarbeit der Gäste gab es offenbar, trotz der zahlreichen Schleusen und den gelegentlichen, recht heftigen Regenschauer genügend Zeit zum faul an der Sonne liegen! In Dannemarie war dann fertig lustig. Als wir für das 'Cértificat de visite' für den Rhein anfragten (schon allein dieser Versuch wäre eine tragisch-komische Geschichte für sich) stellte sich heraus, dass vor drei Jahren, bei der Umschreibung des Schiffes vom Vorbesitzer auf uns, in den Büchern der Behörde in Lyon die Kategorie der Mizar auf eine stationäre Péniche geändert worden war. Dummerweise hatten wir das damals nicht realisiert. Jetzt fehlte der wichtige 'titre de navigation' in unseren Unterlagen. Ohne den läuft gar nichts. Nun lagen wir also hier, so nahe der Schweiz, und versuchten telefonisch dieses Problem zu lösen. Wir mussten uns darauf einstellen, dass ein solches Unterfangen in Frankreich einige Geduld erfordern könnte. Störche gehören zum Elsass. Bei einer Velotour in der Gegend sahen wir mehrere Nester in luftiger Höhe. Die Kleinen waren schon beinahe so gross wie die Eltern und sicher bald flügge.
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