Mitte Juli hatte Matz die
letzten Unterrichtstage an ihrer Schule. Es flossen einige Tränen, denn
mit der Zeit wachsen einem die Kinder doch ans Herz, auch wenn es von
Zeit zu Zeit recht heftig zu und her gegangen war! Ihre 4./6. Klässler
(Mehrjahrgangsklasse) organisierten einige Überraschungen und
die sicherlich grösste war das Modell der Mizar im Massstab 1:50, gemacht von
Renato und Dan, zwei Viertklässlern. Alles stimmt, die Farben, die
Fenster, die Fender, der Anker und schaut Euch den Schriftzug an! Super! Auf diesem Weg nochmals vielen, vielen Dank! Der Ehrenplatz im Wohnbereich ist gesichert!
|
Jetzt heisst es "Kisten
packen und Auto stopfen". Ob wir alles, inklusive Velo, da rein
bringen ist noch nicht gesagt. Wir werden es am Montagabend wissen...
|
So, wünscht uns viel Glück und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel! Bis in einem Monat wieder!
Das hatten wir Mitte Juli geschrieben... und konnten uns nicht vorstellen, wie schwer es sein würde, in Frankreich ein Internetkafi mit schnellem Zugang zu finden! Daher die lange Pause in der Berichterstattung. Wir hoffen, Ihr verzeiht uns! ;) --- Aber fangen wir an: |
Es hatte wirklich alles im Auto Platz, eine ausgeklügelte Stopf- und Packtechnik sei Dank! Als wir in St.Symphorien ankamen lag alles friedlich da und schmachtete in der Sommerhitze. Während der ersten Woche lernten wir, wie richtige Schiffer ganze Bootspakete verschieben ohne einen Motor anzulassen. Auch hier gilt das eiserne Gesetz der Kanäle: alles ganz langsam! Am Schluss lagen wir auf alle Fälle ganz aussen, sogar in die richtige Fahrtrichtung gedreht und bereit für das grosse Abenteuer. A propos Abenteuer: was man da nicht alles an den Kanälen sieht! Ober wohl auf dem Weg nach Santiago de Compostela ist?
|
Anfangs gings noch gemütlich und ohne Platzprobleme
nordwärts auf der Saône Auxonne entgegen. Da wir keine Bugschraube besitzen, müssen wir alle Bewegungen des Schiffes früher planen und brauchen auch etwas mehr Platz für unsere Manöver. Man könnte es sich auch wie einen 25m Lastwagen vorstellen, der rückwärts fährt (am Schiff ist das Ruder ja hinten). Leider gibt es bei der ganzen Geschichte nun gleichzeitig auch noch das seitwärts Schieben, sei es von der Wasserströmung oder vom Wind. Ob dann alles schlussendlich richtig aufgeht ist stark von der Erfahrung abhängig, aber auch altgedienten Schiffern unterläuft manchmal ein Patzer! Eben, die Devise lautet: langsam, langsam, langsam! |
Irgendwann aber läuft alles gleichzeitig schief, das mussten auch wir lernen. Murphy hat uns auch schon besucht, und zwar genau in dieser Schleuse in Gray. Das ist eine knapp-zwei-Minuten- Geschichte, die uns den Verlust einer Lüftungshutze (so ein elegantes Lufteinlassrohr), einen krummen Mast und viiiiele verbrauchte Nerven bescherte. Wir sind froh, dass dieses Ereignis während der ganzen Saison das einzige dieser Art war und dabei nichts wirklich Schwerwiegendes passiert ist! |
Meistens lief das Leben viel entspannter ab, wie hier an einer wunderschönen Anlegestelle nach Charentenay. |
Aber bald schon stand wieder
eine Herausforderung vor uns. Der Tunnel von St.Albin hat eine eher
spezielle Einfahrt. Zum guten Glück ist die ganze Durchfahrt mit
Lichtsignalen geregelt! Auch wenn wir vor vielen Jahren als
"Plastikschiffkapitäne" ebendiese am Canal de Nivernais
übersehen hatten und sich am anderen Tunnelende ein paar nicht sehr
erfreute Schiffe stauten! *Hüstel* |
Immer wieder war es spannend, ob wir ein schönes Plätzchen zum Übernachten finden würden. Meistens hat uns Fortuna begleitet und uns zugelächelt. Allerdings ist auch eine gute Fahrtplanung von Vorteil. Wir haben uns angewöhnt um 9 Uhr, wenn die Schleusen öffnen, bereit zur Abfahrt zu sein, dann wenn möglich über Mittag durchzufahren und am frühen Nachmittag einen guten Platz zu suchen. Die Freizeitschiffe sind zu dieser Zeit immer noch voll im Schuss und denken gar noch nicht daran anzulegen. Unser Glück! |
Was immer wieder beeindruckt ist die Vielfalt der Landschaft um die Kanäle. Manchmal zieht man durch eine grosse Ebene, dann wieder scheint man auf einem kleinen Weg quer durch dichten Wald zu gleiten. Aber auch klare Strukturen, wie Alleen gibt es ab und zu. Leider ist der Unterhalt der Kanäle sehr im Argen. Wir haben uns oft gefragt, wie Frankreich das finanziert. Sicher nicht mit dem Ertrag der Fahrvignetten, die für jedes Schiff gekauft werden müssen, denn dieser Betrag ist marginal verglichen mit dem Aufwand. Dieses Defizit ist bei den Kanalwänden klar sichtbar: wie lange wird diese Struktur wohl noch halten? |
Bei Ambiévillers bogen wir in diese eindrückliche Schlucht ein. Wieder einmal hofften wir, dass nicht gerade ein Commercial, ein 40x5m Cargoschiff, dasselbe von der anderen Seite tat! Was dann? Kreuzen ist nicht möglich und das Ganze rückwärts wäre ein fahrerischer Alptraum. Mit Hilfe vom Funk, einer kräftigen Hupe und etwas Glück (Murphy schien zu schlafen) ging alles glatt.
|
|
Unsere ursprüngliche Idee war ja gewesen, bis
nach Nancy zu fahren und dort eine Woche liegen zu bleiben, damit
Hansruedi, der für ein paar Tage zurück in die Schweiz musste, eine gute
Zugverbindung hatte und Matz mit dem Schiff während dieser Zeit nicht
abseits jeder Zivilisation war. Wir mussten jedoch schnell feststellen,
dass unsere zeitliche Planung sehr optimistisch gewesen war. Als wir dann
noch erfuhren, dass der "Embranchement de Nancy", ein
Verbindungskanal nach Nancy, immer noch geschlossen war, und daher
zusätzlich ein Umweg von vier Tagen gerechnet werden musste, beschlossen
wir, zwei Gänge zurückzuschalten und nur bis Charmes zu fahren. Damit wir sicher einen Platz finden würden, übernachteten wir zwei Kilometer vor Charmes, um am nächsten Tag schon um halb elf Uhr dort einzutreffen. Unser Liegeplatz war fantastisch romantisch..., bis ein übereifriger Schleusenwärter um zehn nach sieben Uhr auf dem Nachhauseweg kurz anhielt und uns verkündete: "Hier dürfen Sie nicht liegenbleiben!" (Man beachte: um sieben Uhr schliessen die Schleusen!) Dies sei ein 'bief éléctrique', im Falle eines Stromausfalls werde eben dieser Abschnitt zwischen zwei Schleusen geleert und das Wasser in die nahe gelegene Stromstation zu einer Turbine geleitet. Der lapidare Kommentar beim Wegfahren lautete: "Ich hoffe für Sie, dass der Strom heute hält!" Kurz gesagt machte Matz die ganze Nacht kaum ein Auge zu und schreckte bei jedem Geräusch hoch, während Hansruedi entspannt die ganze Sache als unproblematisch einordnete. Im Nachhinein gesehen hatte er auch recht... |
Hier trotzdem noch die wunderschönen Bilder (bevor der *ç%*&-Wärter kam): > Monat Juli: |
zurück zur Reisetagebuchseite |