März 2019

  

Fast vier Wochen hatten wir im Viking Resort auf Koh Phi Phi verbracht. Eine Zeit, die ausreicht, sich fast ein wenig häuslich einzurichten. Wir hatten uns auf einen gemütlichen und trotzdem abwechslungsreichen Tagesablauf geeinigt, gingen baden, wenn das Wasser hoch stand, erkundigten die Gegend, wenn die Sonne nicht allzu sehr vom Himmel brannte und lasen zwischendurch etwas mehr als üblich. Dies vor allem an jenen Tagen, an denen kein Tauchen angesagt war. Jeden Abend genossen wir die thailändische Küche, mit der einzigen Einschränkung, dass diese gelegentlich allzu sehr dem Geschmack der Feriengäste angepasst worden war. Trotzdem war sie im Durchschnitt noch sehr ansprechend und gelegentlich gar echt thailändisch würzig. Dies gilt besonders für jene Fälle, wenn wir die ganz kleinen Lokale besuchten, die zumeist etwas abseits der Touristenströme lagen. In unserem Resort, wie fast überall, wo wir persönlich bedient wurden, waren die Angestellten immer sehr aufmerksam und höflich, wirkten fröhlich und zufrieden und waren jederzeit auch für einen Scherz bereit.
Dass vor jedem Geschäft Leute damit beschäftigt waren, etwas zu aufdringlich die Aufmerksamkeit der potentiellen Kunden auf ihr Angebot zu lenken, das ist dem Geschäft geschuldet und der Notwendigkeit, Geld zu verdienen. Was uns aber während dieser Zeit am meisten Ärger bereitete, war das leide Verhalten so mancher Touristen, die anscheinend der Meinung waren, sich mit der Hotelreservation gleichzeitig jede Freiheit eingekauft zu haben und sich dem entsprechend aufführten. Manchmal ging das soweit, dass wir das Gefühl hatten, uns für deren Verhalten schämen zu müssen.

Trotzdem kam dann überraschend schnell der Tag unserer Abreise. Ein 'Taxi-Longtailboot' holte uns am Morgen vor unserer Lodge ab und fuhr uns in wenigen Minuten in den Hafen von Ton Sai, ...

    

... wo wir auf ein Schnellboot umstiegen, das in einer guten Stunde nach Koh Lanta fuhr.

  

Mit einem weiteren prall gefüllten Schnellboot ging es dann weiter nach Koh Lipe, wo wir die Formalitäten erledigten, um aus Thailand auszureisen. Peinlich genau wurde nachgerechnet, ob die bei der Einreise gewährte Frist nicht überschritten worden ist. Damit keiner die Kontrolle unterlaufen und länger in Thailand bleiben konnte, wurden die Pässe zurückbehalten und erst auf dem nächsten Schiff wieder ausgehändigt. Dieses brachte uns nach dem Telaga Harbour in Langkawi. Dort passierten wir die Zollkontrolle nach Malaysia, dem dritten Land in Südostasien, das wir auf unserer Reise besuchen wollten.
Die ganze Fahrt mit drei Schiffen von Thailand nach Malaysia dauerte, die Wartezeiten mit eingeschlossen, etwa neun Stunden. Eigentlich möchten wir sie eher als Transport bezeichnen, waren die Schiffe doch jeweils bis auf den letzten Platz besetzt, wobei man sich unter 'Platz' eher eine Bank oder einen Stuhl vorstellen muss, will man dem angebotenen Komfort in etwa gerecht werden. Zudem kannten die Motoren offensichtlich keine Lärmbegrenzungen und beim letzten Schiff strömten die Abgase unangenehm durch die Kabine. Diese war dafür derart klimatisiert, dass wir immer fürchten mussten, in Kürze zu erfrieren. Wer hat schon bei einer Reise in den Tropen einen Pullover zur Hand?

  

Entsprechend glücklich waren wir daher, als wir gegen Abend in unserer neuen Unterkunft ankamen, dem Berjaya Resort in Langkawi. Eine beeindruckende und komfortable Anlage, die in mehr als 400 kleinen Holzhäusern eine grosse Zahl Gäste beherbergt. Etwa 40 dieser Häuser sind direkt am Wasser gelegen, während die anderen derart grossräumig in einem erstaunlich gut naturbelassenen Wald verstreut liegen, dass man immer ein Transportfahrzeug anfordern muss, wenn man zur Lobby und zu den Restaurants gelangen will.
Der Wald liegt am Rande eines grossen Regenwald- und Geologieparks, der als UNESCO Naturpark geschützt ist. Ganze Familien von Makaken (Affen) lassen sich von den Menschen nicht stören und leben problemlos mit ihren meist unerfahrenen und temporären menschlichen Mitbewohnern, denen man gelegentlich auch etwas klauen kann. Deshalb sind einige der Angestellten mit Steinschleudern ausgerüstet, mit denen sie die aufdringlichsten Tiere verscheuchen können. Überhaupt liessen sich einige besondere Beobachtungen machen auf die wir nicht unbedingt vorbereitet gewesen waren. So ist an einem Abend, während wir entspannt im Beach-Restaurant beim Bier sassen, eine ganze Gruppe Indischer Fischotter zunächst der Küste entlang geschwommen und dann plötzlich vor unseren Augen quer über den Strand zum angrenzenden Gebüsch gerannt. Selten lassen sich wildlebende Tiere, die auf der roten Liste stehen, auf eine derart komfortable Art beobachten. Auch Seeadler haben wir gesehen und einmal, etwas weiter weg, gar einen Nashornvogel mit seinem riesigen Schnabel und seinen schwarz und weiss gefärbten Flügeln.


(offizielles Foto)

Einen lohnenswerten Blick über die Landschaft bot uns am nächsten Tag die Fahrt mit der mehr als zwei Kilometer langen Seilbahn, die über den bewaldeten Hang und entlang der eindrücklichen Sandsteinformationen hinauf zum Mat Cincang führt.

     

Dort oben ist zur Freude der Besucher zwischen zwei Felsköpfen eine Fussgänger-Hängebrücke aufgebaut worden, welche den Preis für die Bergfahrt zusätzlich rechtfertigt.

  

Wir liessen uns dieses Erlebnis natürlich nicht entgehen und ...

... sind dann noch etwas weiter aufgestiegen, von wo sich uns eine schöne Aussicht auf die Brücke, sowie auf Langkawi und die weiter südwärts verlaufende Küste bot.

  

Auf dem feinen Sandstrand entdeckten wir eine winzige Krabbenart, die unermüdlich, jedes Mal, wenn das Wasser bei Ebbe den Strand freigab, ihre Sandlöcher neu ausbuddelte und den Aushub ordentlich in winzigen Kügelchen deponierte. Das Zusammenleben mehrerer Tierchen ergab dann plötzlich das Bild von Strassendörfern, wie sie bei uns Menschen in vielen Ländern üblich sind. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die das Herz erfreuen.

  

Am Abend vor unserer Abreise gönnten wir uns im Thai-Restaurant ein stimmungsvolles Essen beim Sonnenuntergang.

Eine Stimmung, die wir wohl nie vergessen werden!

  

Doch dann ging die Reise weiter. Einmal mehr mit einem Boot, das nicht mehr als ein Transportgerät sein will, bei dem Komfort und Service keine Rolle spielen und die Crew entsprechend durch Abwesenheit glänzt. Dafür sind Motorenlärm, Kälte und Abgase allgegenwärtig.

  

Nach vier Stunden legten wir aber pünktlich in Penang an. Hier hatte der englische Captain Francis Light im Jahre 1786 am nördlichen Eingang der Strasse von Malakka seinen ersten Stützpunkt bezogen.  Damit hatte er den Grundstein zur weiteren Entwicklung des Britischen Weltreichs in dieser Gegend gelegt. Penang heisst heute die Insel vor dem Festland, auf der die Hauptstadt George Town des Bundesstaates liegt. Der Name steht aber auch für den ganzen Bundesstaat, zu dem noch weitere Gebiete auf dem Festland gehören. Die Hauptstadt wurde durch die Engländer nach ihrem König Georg III benannt, wobei aber die lokale Bevölkerung es vorzog, beim alten Namen Penang zu bleiben. 1804 wurde die Stadt durch ein heute noch bestehendes Fort befestigt, das mit Kanonen bestückt wurde und im Notfall die neue Britische Kolonie hätte verteidigen sollen. Bis zum Angriff der Japaner während des zweiten Weltkrieges trat dieser Notfall allerdings nie ein und dann waren die hoffnungslos veralteten Geschütze wirkungslos.

Vor der Ankunft der Engländer war die Gegend durch viele verschiedene Völker besiedelt worden, vornehmlich durch Inder, Chinesen unterschiedlicher Provenienz, sowie Portugiesen und Holländer. Sie alle brachten ihre verschiedenen Religionen mit sich, wie den Hinduismus, Buddhismus, Taoismus, den Islam und schlussendlich auch das Christentum. Bis heute leben alle diese Gruppen friedlich miteinander und ernsthafte Konflikte hatten bezeichnenderweise nur Christen untereinander: die Katholiken mit den Anglikanern. Zwischen den anderen Religionen sind grössere Streitigkeiten bis heute glücklicherweise ausgeblieben. Auf diese Tatsache ist die Bevölkerung Malaysias besonders in unseren Tagen zu recht sehr stolz.

In der Altstadt von Georgetown findet man ganze Häuserzeilen aus der Kolonialzeit, die sich wohltuend von den modernen Bauten abheben. Ihr Wert wird wieder vermehrt geschätzt, sind sie doch Zeugen einer Epoche, von der bei uns in der Schule nur die heldenhaften Seiten der Kolonialisten gelehrt werden. Also nur die halbe Wahrheit. Sanft renoviert und der richtigen Nutzung zugeführt, verhelfen sie heute der ganzen Stadt zu neuem Leben und ermöglichen die Auseinandersetzung mit ihrer häufig leidvollen Geschichte. Diesen Umstand hat auch die Tourismusindustrie bemerkt und so legen jeden Tag riesige Kreuzfahrtschiffe nahe beim Stadtzentrum an. Wie weit allerdings diese Besucher an einer derartigen Auseinandersetzung interessiert sind, das steht auf einem anderen Blatt.

     

In einer der Markthallen lernten auch wir, dass ein Frühstück nicht zwingend aus Kaffe und Gipfeli bestehen muss. Nasi Lemak, eine weit verbreitete Spezialität.

  

Während einer Stadtführung erzählte uns ein begabter Guide, der hier geboren und aufgewachsen war und während seiner Ausbildung in der weiten Welt den Wert der eigenen Heimat wieder neu kennen gelernt hat, zahlreiche Einzelheiten, die in keinem Reiseführer stehen. Er deckte Hintergründe auf und erklärte damit auf lebendige Art die Geschichte der Stadt.
Moscheen und chinesische Tempel, gelegentlich mit verschiedener religiöser Ausrichtung, Hindutempel und christliche Kirchen liegen friedlich innerhalb bequemer Gehdistanz. (Wenn beim Chinesengott meine vielen Opfer zu lange ohne die gewünschte Wirkung bleiben, kann man ja auch einmal über die Strasse zum Indischen gehen ...)

  

Wenn aus alt neu wird, kann es dennoch mit Stolz alt bleiben.

  

Während sich die Augen satt sahen, wurden die Füsse müde und der Mensch hungrig.

     

Der Glockenturm auf dem König Edward's Platz wurde 1897 erbaut, zum 60. Regierungsjubiläum der Königin Viktoria von England. Er ist genau 60 Fuss hoch, einen Fuss Höhe für jedes Jahr Königin. Das alles ist typisch englisch und zeigt, wie sehr sich die Briten hier wichtig und zu Hause fühlten. Ein Gefühl, in das sie sich gerade in unseren Tagen gerne immer wieder zurücksehnen.

Uns hat es hier gefallen. Weil wir aber reisen wollten, haben wir ein kleines Auto gemietet und sind mit diesem über eine scheinbar endlose Brücke hinüber aufs Festland gefahren.

  

Dort ging es weiter Richtung Süden durch eine Landschaft, die sich abwechslungsreich und grün zeigte. Auf einer Strasse, die so gar nichts mit den chaotischen Verkehrswegen gemeinsam hatte, wie wir sie auf den Philippinen und teilweise auch in Thailand gesehen hatten. Der Verkehr war beachtlich, aber geordnet, wenn auch stets ein Heer von kleinen Motorrädern sich wie Ameisen, nur viel schneller, zwischen den fahrenden Autos durchwuselte. Schliesslich kamen wir in die Cameron Highlands, eine Gegend im gebirgigen Hinterland, wo die vergleichsweise bescheidene Höhe von etwas über 1000 m  zuverlässig für ein angenehmeres Klima sorgt. Als bekanntes Anbaugebiet für Gemüse, Früchte, Tee und nochmals Tee, sowie - ganz erstaunlich! - für Erdbeeren, ist es ein beliebtes Ausflugsziel für alle. In geschlossener Autokolonne fährt die halbe Bevölkerung am Wochenende dort hinauf, und bestaunt neben den vielen, auf jedem freien Plätzchen erstellten Gewächshäusern ...

  

... auch den grünen Teppich der Teepflanzen, der endlos über alle Hügel ausgebreitet wurde. Nebst dem ehemaligen Ceylon (Sri Lanka), ist hier wohl das berühmteste Teeanbaugebiet der Erde. Ob die Engländer das Getränk hierher gebracht haben oder von hier nach Hause mitgenommen, das entzieht sich unserer Kenntnis. Jedenfalls war es einer von ihnen, Archibald Russell, der im ehemaligen Malaya zunächst als Ingenieur in der Bergbau- und Kautschukindustrie gearbeitet hatte, dann aber den Bahnhof von Kuala Lumpur gebaut, dabei fünf chinesische Dialekte gelernt, und anlässlich der grossen Wirtschafts-Depression in den 1920er Jahren bemerkt hat, dass Tee der einzige konstante Wert unter all den ins Bodenlose stürzenden Aktien war. Kurzerhand begann er mit dem Teeanbau und gründete hier sein Unternehmen, das für ihn und seine Familie für alle Zeiten für Wohlstand sorgte.

  

Keiner der zahllosen Besucher der Gegend schafft es, wieder nach Hause zu fahren, ohne zuerst bei BOH eingekehrt zu sein.

Die stehenden Autokolonnen sorgen links und rechts der Strasse für zuverlässiges Einkommen und so schiessen Restaurants, Souvenierläden und selbst Hochhäuser mit Ferienwohnungen wie Pilze aus dem Boden. Wir wunderten uns zuerst ob den verschiedenfarbigen Schweizer (CH) Autoklebern, sahen dann den Laden, der sie verkauft und fanden erst dann die Lösung: sie stehen für Cameron Highlands!

        

Ja, natürlich, und da waren ja auch noch die Erdbeeren (angebaut in Dutzenden von Gewächshäusern) und sie schmeckten wirklich sehr gut.

Weiter ging es dann Richtung der Hauptstadt und damit kamen wir fast zwangsläufig bei den Batu Caves vorbei. In einer Kalksteinformation mit mehreren grossen Höhlenkammern wurde hier vor etwas über hundert Jahren das bedeutendste Heiligtum für Hindus errichtet. Die grosse goldene Statue kam allerdings erst im Jahre 2006 dazu. Während dem Thaipusam-Fest, das jährlich gegen Ende Januar stattfindet, wälzt sich eine gewaltige Prozession von Gläubigen von einem Tempel im Zentrum Kuala Lumpurs hierher, um für ihr Wohlergehen zu beten. Mit über einer Million Teilnehmern gehört es zu den grössten religiösen Ereignissen der Welt. Da könnte selbst der Papst vor Neid erblassen.

272 Stufen führen vom Tempelgelände hinauf in die grosse Kammer, wo mehrere Schreine auf die Gläubigen warten. Viele kleine Rhesusaffen versuchen intensiv, von den Opfergaben der Pilger schon vorher etwas zu erhaschen.

  

Es ist für uns wohl kaum nachempfindbar, was ein gläubiger Hindu fühlt, wenn er in diese Welt eintritt ...

  

... und was er denkt, wenn er ins weltliche Leben hinunterschaut.

Das Tempel-Personal beschäftigt sich offensichtlich auch mit Tagesaktualitäten und vielleicht sogar mit den Börsenkursen.
Übrigens sei es für das Wohlergehen der Kinder gut, wenn ihnen in den ersten Lebenswochen von einem Hindupriester der Kopf kahlgeschoren und mit Asche eingerieben wird. Memento mori, schon für die Kleinsten!

     

Am 31. August 1957 wurde der Union Jack auf dem Palast von Sultan Abdul Samad in Kuala Lumpur endgültig eingeholt. Kurz darauf wurde zum ersten Mal die Flagge der damaligen Föderation Malaya gehisst. Und das ausgerechnet auf dem Platz, der direkt vor dem Palast liegt und auf dem bisher britische Truppen ihre Paraden abhielten. Der neue Staat war unabhängig. Heute flattert die Flagge Malaysias am angeblich höchsten Fahnenmast der Welt und der Palast selber dient als Regierungsgebäude.

  

Kuala Lumpur, was in etwa 'Schlammiger Zusammenfluss' bedeutet, ist die Hauptstadt von Malaysia. Im Herzen der Stadt ist der Zusammenfluss zweier verschmutzter Gewässer immer noch gut sichtbar und dazwischen strahlt weiss die Moschee Masjid Jamek.

Seither hat sich das Land gewaltig entwickelt, obschon man im Rest der Welt nicht sehr viel von ihm hört. Beim genaueren Hinsehen wird aber rasch klar, dass der neue Staat den Schritt vom Schwellenland in die Moderne entschlossen vollzieht. Mit all den Problemen, die unweigerlich damit verbunden sind.
Die Bevölkerung setzt sich aus etwas über 50% Malaien, etwa einem Viertel Chinesen und je rund 10% Indern und Weissen zusammen. Staatsreligion ist der Islam. Die Verfassung der konstitutionellen Wahlmonarchie räumt den Malaien allerdings besondere Rechte vor den anderen ein.
Die bunte Zusammensetzung spiegelt sich im Alltag überall wider.

Das nutzen in erster Linie all jene, die für ein schnelles Essen unter dem vielfältigen Angebot der verschiedenen Volksgruppen wählen können.

Kuala Lumpur kann mit sämtlichen grossen Städten der Welt mithalten und erfreut sich eines stabilen dynamischen Wachstums. Zugleich werden auch hier die Probleme der modernen Gesellschaft deutlich. Immer mehr Stadtgebiete, die wirtschaftlich nicht den gewünschten Ertrag liefern, werden abgeräumt und auf der so 'gewonnenen' Fläche entstehen modernste Hochhäuser. Für die Architekten eine Spielwiese, für den Investor eine Chance, für das Guinnessbuch der Rekorde einen Eintrag. Für die bisherigen Bewohner oft eine Katastrophe.
Die Petronas Twin Towers aus der Ferne.

Natürlich muss man da hinauffahren und hinunterschauen.

  

Übersicht ist immer gut und lernen kann man dabei euch etwas.

     

Auch für die unten gibt es etwas zu sehen.

Ganz in der Nähe ein riesiges chinesisches Restaurant, wo unter den Gästen die letzte 10%-Gruppe der Bevölkerung kaum vertreten war.

Wirtschaft lebt vom Konsum und so fuhren wir mit dem Monorail ins grösste Einkaufszentrum Malaysias, dem Berjaya Times Square, das in seinen Hallen locker einer 8er-Bahn Raum bietet, die aus deutlich mehr als einer 8 besteht!

  

Eine andere ausgefallene Geschäfts-Idee ist die Bar auf dem Helipad eines Hochhauses, die allerdings erst öffnen kann, wenn um 18.00 Uhr der Helikopter-Flugbetrieb eingestellt wird. Leider hat bei unserem Besuch um 18.05 ein heftiger Platzregen als Spielverderber eingesetzt...

  

Am nächsten Morgen war der Himmel aber längst wieder blau und wir bereit für die Weiterreise im komfortabelsten Bus, den wir je gesehen haben. Das Angebot scheint gut genutzt zu werden, weil die Preise sehr konkurrenzfähig sind.

  

Vorbei an Ölpalmenfeldern, die gefühlt fast die ganze Fläche des Staates bedecken. Nur selten hat man den Eindruck, dass man wachsen lässt, was wachsen will.

  

Und dann fuhren wir über die Brücke bei Johor Bahru und passierten dabei die letzte Grenze während unserer Reise:


Willkommen in Singapur!

Singapur ist eine Stadt der Superlative. Maximal klein in der Fläche und trotzdem bleibt viel Platz zum Staunen.
Mit lediglich rund 700 km² ist der Staat nicht einmal halb so gross wie der Kanton Zürich. Insel- und Stadtstaat in einem. Eine rigide Führung, die in vielen Belangen für uns gewöhnungsbedürftig ist, bescherte dem Land einen beruhigenden Wohlstand, eine sehr geringe Kriminalitätsrate, praktisch keine Korruption, friedlichen Umgang zwischen den Bevölkerungsgruppen, unter denen die chinesisch-stämmigen die stärkste darstellen. Den Preis dafür bezahlen die Bürger damit, dass sich der Staat in vieles einmischt und damit steuert. Die Sicherheit gegen aussen wird durch militärische Kraft gewährleistet, die sich mit Armee, Luftwaffe und Marine in allen Disziplinen auf hoher Stufe bewegt. Der Verkehr ist stark, aber erträglich, weil der öffentliche Verkehr mit U-Bahn und Bussen vorzüglich funktioniert und der Erwerb von Autos nicht frei ist und die Bewilligung dazu versteigert wird.

Dank der modernen Möglichkeiten im Internet fanden wir eine kleine Wohnung, zentrumnah gelegen, gut erschlossen und trotzdem zu einem vernünftigen Preis. Selbst eine Terrasse gehörte dazu, auf der wir gemütlich frühstücken oder uns von den Strapazen des Tages erholen konnten.

   Visitenkarte der Stadt ist das Marina Bay Sands und dieser galt entsprechend unser erster Ausflug. Modernste Hochhäuser und gepflegte Anlagen beherbergen dort das wirtschaftliche Leben, genauso wie die Freizeittätigkeiten von Besuchern und Einwohnern, bei Tag ...

        

 ... und bei Nacht.
Eine aufwendige Lightshow zieht dann regelmässig gewaltige Besuchermassen an. Eine beinahe umweltneutrale Variante zu der Feuerwerken, mit denen andernorts der Reichtum demonstriert wird. Am Abend ist die Temperatur ohnehin viel angenehmer und stetig wehender, leichter Wind lädt ein zum Flanieren und Geniessen.

     

Am nächsten Tag besuchten wir den Botanischen Garten der Stadt. Hansruedi hatte ihn schon vor etwa 40 Jahren zum ersten Mal besucht und den Eindruck, den er damals gewonnen hatte, seither nicht vergessen. In der Zwischenzeit ist der Garten noch grösser geworden und soll auf der ganzen Erde jener sein, der die meisten Besucher anzuziehen vermag. Ein grüner Superlativ sozusagen. Eingeteilt in Themenzonen, zeigt er umfassende Sammlungen von Palmen, Orchideen, Bougainvilleas, Frangipanis, Bananen- und Ingwergewächsen. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist der grosse, zusammenhängende Regenwald. Eigentlich müssig zu erwähnen, dass der Garten wunderschön angelegt, sorgsam gepflegt und sauber ist.

     

 Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Clarke Quay entlang des Singapore Rivers, der ein buntes Zusammenspiel von Restaurants, Strassenmusikanten und -künstlern sowie den vielen beleuchteten Passagierbooten auf dem Fluss darstellt. Hier kann man sehen und gesehen werden. Geniessen und Geld ausgeben. Oder, wie wir hier in einem Café gelesen haben, das seinen Wahlspruch an die Wand geschrieben hatte: ein Ort, Träume auszutauschen, die Seele zu nähren und Liebe zu finden.

  

 Die beiden letzten Abende hatten wir für zwei ganz gewöhnliche Quartiere reserviert. Zunächst ging es nach Kampong Glam, dem muslimischen Quartier.
Selbstverständlich gibt es hier eine Moschee und viele kleine Läden, die für die speziellen Bedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe eingerichtet sind. Zwei- oder dreigeschossige Geschäftshäuserreihen aus dem Ende des 19. oder den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts erinnern an die Zeit, wo das Leben in der Stadt noch wesentlich gemächlicher war. Im Erdgeschoss lag in der Regel das Ladengeschäft. Es ist von der Strasse etwas zurückversetzt, damit ausgestellte Waren und interessierte Kunden vor allfälligem Regen geschützt sind. In den oberen ein oder zwei Geschossen befand sich die Wohnung für den Geschäftsinhaber. Die Fassadengestaltung richtete sich genau nach der aktuellen Mode. Damit kann der Kenner angeben, zu welcher Zeit das Gebäude erbaut worden ist.

     

Wir suchten und fanden ein libanesisches Restaurant, das eine einfache, aber gute Mezze offerierte.

 In Little India beherrschen die Schmuckgeschäfte das Strassenbild. Schmuck in allen Formen und für jede denkbare Tragart. Und vor allem viel, viel, viel ..
Im Tempel wurde es für uns schwierig. Zu viele Götter in den verschiedensten Formen, die wir nicht zu deuten vermochten. Wir blieben diskret in einer Ecke stehen, im Bemühen, weder zu stören, noch aufzufallen.

      

Das älteste indische Restaurant 'Komala Vilas', ist seit 1947 im Geschäft, immer an der selben Stelle und in der selben Grösse. Praktisch jeden Abend werden alle Plätze mehrfach besetzt, obschon es ausschliesslich vegetarisches Essen gibt. Das ist aber gut und unglaublich günstig!


Sir Thomas Raffles gilt als der Gründer Singapurs. 1781 in einfachsten Verhältnissen auf einem Schiff, als Sohn eines verarmten Kapitäns geboren, wurde der Brite, dank guter Ausbildung schon bald Mitglied der British East Indian Company. Bereits 1805 gehörte er zur politischen Führungsriege in Penang und kam 1818 auf die Insel im Süden des heutigen Malaysia. Er erkannte sehr rasch die spezielle Lage des Ortes und seine ausserordentliche Bedeutung für Schifffahrt und Handel. Durch geschicktes Verhandeln gelang es ihm, den herrschenden Sultan von Johor mit einer jährlichen Rente abzuspeisen und schon 1826 gehörte die neu gegründete Siedlung und mit ihr die ganze Insel zum Britischen Empire. Great Britain kontrollierte damit die Strasse von Malakka von Norden bis Süden. Damit war auch der Grundstein gelegt für die Erfolgsgeschichte von Singapur.

Heute leben etwa 5.6 Millionen Leute in der Stadt, was etwa 7800 Personen pro km² entspricht (Schweiz 205 pro km²!). Und da sind die 14 Millionen Touristen, die die Stadt jedes Jahr besuchen, nicht einmal mitgerechnet! Trotzdem verbleibt nach offiziellen Angaben fast die Hälfte des Gebietes als Grünfläche erhalten. Was die Natur betrifft, schneidet Singapur beim Vergleich mit anderen Ländern in der Frage der Artenvielfalt offenbar sehr gut ab.
Damit der Staat derart erfolgreich funktionieren kann, ist eine pragmatische Führung mit Handlungskompetenz notwendig. Die Ziele müssen klar abgesteckt und dann auch konsequent verfolgt werden. Damit werden zwangsläufig Grenzen verletzt, die wir gemeinhin für eine Demokratie als unabdingbar erachten. Trotzdem stellt sich, angesichts der jüngeren Entwicklung in der Welt die Frage, ob eine solche Führung künftig nicht auch andernorts, in angepasster Form, als Modell in Betracht gezogen werden müsste. Wo derart viele Leute auf engem Raum leben müssen, sind strengere Regeln ein Muss und dienen schlussendlich jedem Einwohner. Denn die Freiheit des Einzelnen hört bekanntlich dort auf, wo die Freiheit des anderen anfängt.
Politik müsste dann aber wirklich problemorientiert sein und dürfte sich nicht in blossem Parteiengeplänkel erschöpfen.

Im Laufe unserer Reise von den Philippinen über Thailand und Malaysia bis nach Singapur haben wir vier unterschiedliche Gesellschaften erlebt. Vom Entwicklungsland bis hin zum modernsten Staat. Unsere Erfahrung ist subjektiv und naturgemäss sehr begrenzt. Trotzdem lässt sich an dieser Reihe ablesen, in welche Richtung Entwicklung geht. Und gehen muss, wenn sie Entwicklung bleiben will.

 

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