Januar 2019

Sylvester hatten wir im Bermuda-Resort von Francis verbracht, in kleiner, gemütlicher Runde. Die Zeit zwischen dem etwas ausgedehnteren Nachtessen und Mitternacht verging schnell bei einem kleinen Spiel, bei dem alle Gäste aus kurz angespielten Musikausschnitten den dazugehörigen Film erraten mussten. War diese Aufgabe gelöst, folgten sofort weitere Fragen zum Hauptdarsteller, Regisseur oder dem Komponisten der Musik. Rasch stellte sich heraus, dass in unserer Gruppe ein Teilnehmer mitspielte, für den die meisten Fragen kein Problem darstellten. Sein breites Wissen war bemerkenswert und dank ihm gewannen wir gegen die andere Gruppe, die ebenso über einen Filmexperten zu verfügen schien. Der versprochene Preis: freier Drink um Mitternacht.
Der gewiefte Partner entpuppte sich als Journalist, der mit seiner Familie hier seine Ferien verbrachte. Während seiner Arbeitszeit lebt er mit Frau und Kind in Manila und besucht als freier Berichterstatter die verschiedensten Länder im mittleren und fernen Osten. Ein tiefer Einblick in zahlreiche Konflikte, welche unserer Welt zur Zeit Sorgen bereiten, ist im so gewiss. Konflikte, die wir zumeist diesen Ländern anlasten, im klaren Wissen, dass ihr Ursprung ganz woanders liegt. Wir profitierten in der Folge noch mehrfach von dieser Begegnung und führten zahlreiche spannende Diskussionen mit dem Mann und seiner Ehepartnerin. Es hätten gerne noch mehr sein dürfen. Wieder einmal hat es sich gezeigt, dass es wertvoll sein kann, längere Zeit an einem Ort zu verweilen.

 Das gewonnene Glas Rotwein genossen wir, bis zu den Hüften im Meer stehend, das uns zur Feier des Tages mit kräftigem Meeresleuchten empfing. Dabei erzeugen Mikroorganismen im Wasser bei dessen Bewegung ein allgemeines blaugrünes Licht und einen reichen Schwarm länger leuchtender, heller Sterne. Ähnlich wie hunderte von Wunderkerzen an Weihnachten.
Kann man das neue Jahr noch feierlicher beginnen?

Etwas später besuchten wir noch kurz Takatuka, wo eine ausgelassene Party im Gange war. Ein herzlicher Glückwunsch und ein Küsschen da und dort. Danach waren wir aber zufrieden, wieder in unsere ruhigere Umgebung zurückkehren zu können.

Francis hatte uns versprochen, uns zu der Höhle unweit des Strandes zu führen. Mehrfach hatten wir davon gehört, dachten allerdings immer, dass sie in der viel weiter entfernten Hügelkette zu suchen sei. Ein kurzer Spaziergang genügte aber, uns an einigen lokalen Häusern vorbei zu einem Waldrand zu bringen, welcher nicht anders aussah, als viele andere auch.

Ein fast unsichtbarer, für eine Person kaum genügend Raum bietender Durchgang führte nach wenigen Metern zu einer Höhle, wie man sie an dieser Gegend beim besten Willen nicht vermutet hätte. Tropfsteingebilde, die an anderen Orten zahlreiche Besucher anzulocken vermöchten, gaben dem Ganzen eine beinahe mystische Atmosphäre. Ganz verlassen und scheinbar unbeachtet schlummert der Ort vor sich hin.

  

Francis hat uns so zum Abschied zu einer bleibenden Erinnerung verholfen und der kleine lokale Junge wusste den genauen Weg dahin.

  

Am Ende des Strandes liegt, etwas erhöht, das Resort von Christian aus Basel. Auch er ist vor etwa 20 Jahren hierher gekommen und hat sich seinen Traum erfüllt. Sein Schwergewicht liegt bei der Musik und der Kunst. Mit entsprechenden Veranstaltungen vermag er einer ganz speziellen Kundschaft gerecht zu werden. Die besondere Aussicht hat seinen Ideen sicher zusätzlichen Schub verpasst. Übrigens ist auch hier die Küche von ganz beachtlicher Qualität.

Eine administrative Pflicht verlangte von uns einen zusätzlichen Ausflug nach Bacolod, weil wir dort unser Visum verlängern mussten. Das bedeutete erneut eine fünfstündige Busfahrt, wie wir sie bei unserer Anreise gemacht hatten, nur diesmal in umgekehrter Richtung. Mit dem Tricycle zunächst nach Hacienda Montilla und dort warten auf den Bus nach der Provinzhauptstadt. Mit dem holperigen Dreirad sind wir an der Universität vorbeigefahren, ohne dass wir das eigentlich bemerkt hatten. Bei uns sehen Universitäten etwas anders aus. Erst die Reklametafel an der Hauptstrasse mit den möglichen Studienrichtungen zeigte uns, dass der Staat vorwärts strebt und den Wert der Bildung erkannt hat. Der Weg ist allerdings noch weit.
Unsere Reise nach Bacolod und zurück dauerte dagegen lediglich zwei Tage.

  

Die letzten Tage an der Sugar-Beach verbrachten wir wiederum in der Takatuka-Lodge, bei Cathy und Kalle, den äusserst freundlichen und begabten Gastgebern. Auch hier ergaben sich erneut viele Gespräche mit den Gründern des Unternehmens, aber auch mit ihren Gästen. Einer bunten Schar von Leuten verschiedenster Provenienz, bei denen die wahren Werte oft erst auf den zweiten Blick sichtbar wurden. Die etwas schräge Gruppe von Harley-Fahrern aus der Schweiz etwa (zu ihrem Verdruss liebevoll 'Töfflibuebe' genannt), die mit ihren vielen Tattoos und ihren wilden Bärten, mit ihrer gelebten Vorliebe für Bier, Hardrock und Heavy-Metal etwas aus der Zeit gefallen schienen und dabei echt böse aussehen wollten. In Wahrheit waren sie allerdings liebe Männer mit weichen Herzen, die sich bemühten, ihrem Traum nachzuleben und die unter der Abwesenheit ihrer Boliden litten. Dabei hatten sie gemeinsam vor einem Jahr, trotz teilweise rudimentärster Englischkenntnisse, die gesamte Route 66 in den USA abgefahren und damit ihre Brüderschaft für immer gefestigt. Oder Dani aus Dumaguete, der früher als Berufsmusiker mit teilweise recht berühmten Bands auf der ganzen Welt unterwegs war und heute noch unentwegt mit seiner Erscheinung und seinem junggebliebenen Geist sein damaliges Leben, auf kleinerer Flamme zwar, aber mit Erfolg, weiterführt. Auch Wolfgang aus München, der einem Ganghofer-Film entsprungen zu sein schien, aber aufmerksamer Taucher und guter Tischfussballspieler und zu Hause erfolgreicher Unternehmer ist. Alle zusammen haben sie viel zum Reichtum unseres Aufenthalts beigetragen und wir sind ihnen dankbar.

Besondere Erwähnung verdienen noch Brian, der vor etwa 18 Jahren, als damals 22-jähriger von Embrach in der Schweiz auswanderte, hier sein kleines Resort und seine Familie gründete und bis heute die unbestritten besten Pizzas der ganzen Region offeriert. Oder Ernst, dem das selbe mit wirklich echter Berner Züpfe (ganz besonderes schweizerisches Sonntagsbrot) gelungen ist. Sie alle sind damals das Wagnis eingegangen, haben das Bekannte und das Sichere hinter sich gelassen und an einem Ort, zu dem nicht einmal eine Strasse führt, neu angefangen. Und aller Anfang ist bekanntlich schwer. Da man auf den Philippinen als Ausländer kein Land kaufen kann, ist man für solches auf das Mitwirken einer lokalen Person angewiesen. In vielen Fällen ist das die eigene Ehefrau, die auf den Philippinen geboren ist, oder sonst jemand, dem man für die kommenden Jahre vertrauen kann. Viele Leute aus der nächsten Umgebung haben, dank dem Wagemut dieser Pioniere, in deren Betrieben regelmässige Arbeit gefunden und ganze Dörfer damit ihr zuverlässiges Einkommen. Schade nur, dass alle diese Einheimischen offenbar nicht lernen, welche Grundsätze, die durchaus auch in ihren eigenen Möglichkeiten lägen, unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen eines solchen Unternehmens sind. Einmal ohne Aufsicht gelassen, fallen sie regelmässig in ihre alten Gewohnheiten zurück, wo Zeit etwas ist, was einfach da ist und das man, weil man es nicht beeinflussen kann, auch nicht weiter zu beachten braucht. Oder, dass man zwar bei den Schweizern immer aufräumen muss, aber dafür zu Hause einfach alles in der Natur liegen lässt, was man gerade nicht brauchen kann. Die Natur gibt und die Natur nimmt. Aber moderner Abfall bleibt.
Dazu kommen die Behörden, deren Exponenten, wenn sie den Erfolg riechen, mit sicherem Gespür dafür sorgen, dass jedem von ihnen auch etwas davon abfällt.

Doch dann kam er doch, unser Abschied von Takatuka.
Ein letztes Bild mit Cathy und Kalle, ...

... ein letztes Winken für Tauchmasterin Caro und ihren frisch gebackenen Scubataucher Dani aus dem Zürcher Oberland, ein letzter Blick zurück auf den Strand, der uns unvergessliche Tage beschert hat. Und Sugar-Beach war für uns Geschichte.
Eine Geschichte allerdings, die gute Aussichten hat, in einer Fortsetzung wieder aufzuleben.

  

Ein Schiff von Takatuka hatte uns nach Sipalay gebracht, wo wir, während wir auf den Bus warteten, dem Fahrer eines unmotorisierten Tricycles zuschauten, wie er einem Bus eine offenbar unbegrenzte Menge Feuerholz entlud und dieses später an seinen Bestimmungsort transportierte. Einem älteren Mann, der aus einem Körbchen kleine Reishäppchen zum Verkauf anbot, konnten wir nicht widerstehen und erwarben zwei Stück für 5 Pesos (ca 10 Rappen). Sie waren in Bananenblättern gebacken worden und mundeten recht gut. Er hat uns dabei  erzählt, dass er hier seit über 30 Jahren jeden Tag diesem Erwerb nachgehe, damit 4 Kinder grossgezogen habe, die nun alle eine eigene Familie hätten.

Nach einer Wartezeit von etwas mehr als einer Stunde kam unser Bus, der uns durch eine abwechselnd bewohnte und damit unterhaltsame Gegend südwärts nach Hinoba'an brachte. Dort war umsteigen angesagt, wobei der nächste Bus nach Zamboanguita weiterfuhr. Insgesamt waren das wiederum gute fünf Stunden im Bus. Ein Tricycle brachte uns von dort über eine etwas gewundene Strasse, die munter bergauf und bergab führte und damit das klapperige Gefährt gelegentlich überforderte, an unser neues Ziel. Es war eine lange Reise und wir waren darum zufrieden, endlich an unserem Ziel zu sein.
Wir waren im Kookoo's Nest angekommen!

Ein ganz anderer Stil von Unterkunft, eine knappe Busstunde von der Provinzstadt Dumaguete (mit Flugplatz) entfernt, nur wenig abseits der Hauptstrasse. Die letzte Hürde besteht aus 107 recht anspruchsvollen Stufen, die steil abwärts führen. Trotzdem ist der Ort sehr gut erreichbar. Entsprechend wird er auch von Tagestouristen und Leuten aus der Stadt gerne besucht. Vor rund 15 Jahren ist das britische Paar Nikki und Jamie, die zuvor während Jahren als Tauchguides und -instruktoren unterwegs waren, auf einer Kajakfahrt ganz zufällig darauf gestossen. Kurz entschlossen sahen sie hier ihre Zukunft und begannen mit der Arbeit. Die kleinen Häuser in traditionellem Stil sind bewusst bescheiden gehalten, ohne Klimaanlage und ohne Warmwasser, und die Anzahl der Gäste sollte gerade so sein, dass für die Gastgeber ein vernünftiges Überleben möglich wäre. Offensichtlich haben sie dieses Ziel erreicht, alles funktioniert wie vorgesehen und die anfänglichen klugen Beschränkungen haben ganz sicher zum Erfolg beigetragen.

   

In den Häusern fühlt man sich wohl, die Zimmer sind einfach, bieten aber genügend Platz und alles, was man zum Leben braucht.

  

Das Meer rauscht unmittelbar vor dem Balkon und während der Nacht zieht ein angenehmes Lüftchen durch das Zimmer.

     

Selbst der eigene Toko Gecko ist inbegriffen! Er frisst zuverlässig, was da kreucht und fleucht und lässt ab und zu seinen charakteristischen Ruf ertönen.

Unmittelbar vor dem Resort liegt ein kleines Hausriff, das sehr gut zum Schnorcheln geeignet ist und damit eine besondere Attraktion darstellt. Dafür ist der Sandstrand eher begrenzt, aber sehr abwechslungsreich.
Wir haben gleich das Hausriff ausgekundschaftet und waren überrascht, wie lebendig und reichhaltig es noch erschien. Umso mehr hat uns die Tatsache gestört, dass zahlreiche, auch grössere Fischerboote, auf dem Riff selber und unmittelbar dahinter den ganzen Tag mit Schleppnetzen unterwegs waren und damit dem ohnehin schon schwachen Fischbestand kaum eine Chance liessen. Selbst unmittelbar am Riff waren Fischer mit der Harpune unterwegs, was einen begeisterten Taucher nicht unberührt lassen kann.

  

Das Resort ist gut in die Landschaft eingebettet und aus der Ferne kaum sichtbar. Die Küche ist - absolut unbritisch - sehr gut und stark lokal geprägt. Obschon es auch Porridge und fish'nd chips gibt. Die Besitzer sind sehr britisch, freundlich aber etwas unterkühlt, liessen die Herzlichkeit, die wir in den letzten Wochen erfahren hatten, etwas vermissen.

Wir waren zufrieden und genossen sichtbar die werbewirksame Aussicht, was offensichtlich auch dem lokalen Foto-Profi aufgefallen ist, der uns, als in die Stimmung passend, mitfotografiert hatte.
(Vielen Dank also an Derek Jimenez, der uns das Bild freundlicherweise überlassen hat. Siehe Instagram und Facebook)

Aber auch für die lokale Bevölkerung hat der Ort seine Attraktivität bewahrt. Sonst würde er wohl kaum als Kulisse für die Bilder vom schönsten Tag im Leben ausgewählt werden. Besonders, wenn man weiss, dass es auf den Philippinen keine Scheidung gibt.
Die Bucht im Hintergrund ist Kookoo's Nest.
Die Frage des Biologen: Gibt es überhaupt ein Kuckucks Nest?

Dann sind wir aber doch noch zum Tauchen rausgefahren. Nikki begleitete uns als Tauchguide, denn die Tauchschule ist klein und es gibt keine zusätzlichen Angestellten für die Taucher, die Schiffsbesatzung ausgenommen. Mit uns kam noch ein weiterer Gast und mit einem kleinen Motorboot steuerten wir um die nahe Küstenecke herum, wo über einem steilen Felsabbruch, der dort die Küste bildet, eine ganze Reihe von Ferien- und Gästehäusern thront.  Nicht besonders schön, aber wohl der Nähe zur Stadt geschuldet.
Nach kaum mehr als fünf Minuten Fahrt machten wir an einer Boje fest und sprangen ins Wasser. Auf Grund unserer Erfahrungen der letzten Wochen hatten sich unsere Erwartungen in Grenzen gehalten. Wie waren wir aber überrascht, als wir, in kürzester Distanz und mässiger Tiefe, auf ein wunderschönes Riff stiessen, das alles, was wir in diesem Jahr gesehen hatten, bei weitem übertraf. Unzählige Korallen aller Arten und Farben, Seeanemonen, Stachelhäuter, Muscheln und Garnelen machten sich den Boden streitig und schienen dabei bestens zu leben. Die vielen Fische waren kaum zählbar. Drei Blaupunktrochen versuchten, sich vor uns zu verbergen, während weiter oben eine Schildkröte vorbei segelte. Wer etwas genauer hinschaute, konnte auch bunte Nacktkiemenschnecken und Plattwürmer beobachten. Dieser sehr ansprechende Tauchgang hat unsere düsteren Gedanken zur Fischerei vom Vortag wieder etwas beschwichtigt. Dabei wissen wir doch selber genau, dass für so viele Menschen hier der tägliche Fang von Fischen vorläufig der einzige Weg zum Überleben ist. Die Probleme dieser Welt fangen scheinbar im Kleinen an und sind auf höheren Ebenen offensichtlich nicht mehr zu lösen. Dort, wo die Mittel vorhanden wären, fehlt leider der Wille.

Immer gegen Abend begann es im Sand uns Haus herum und am Strand, lebendig zu werden. Aus allen Spalten und Verstecken hervor krabbelten hunderte von Einsiedlerkrebsen. Wir haben diese putzigen Tierchen schon an vielen Orten beobachtet und uns immer wieder gefragt, wo sie wohl all die Schneckenhäuser finden, in denen sie ihren ungeschützten Hinterleib verstecken. Schneckenhäuser in allen Formen und Grössen. Wie so oft, gibt es ganz viele kleine, einige mittlere und ganz wenige richtig grosse Exemplare. Diese tragen dann aber auch eine entsprechende Villa mit sich herum, während sich die kleineren mit viel bescheideneren Unterkünften begnügen. Weil die Tiere wachsen, wird das Häuschen zwangsläufig mal zu klein und ein neues muss her. Angespornt durch die grosse Zahl dieser Tiere hier haben wir versucht, ihren (Im-)Mobilienmarkt mit der Taschenlampe etwas auszuleuchten. Zuerst haben wir uns im Internet etwas schlau gemacht und uns dann bemüht, das dort Beschriebene in der Natur zu beobachten. Die wohnungssuchenden Tierchen reihen sich tatsächlich mit anderen Interessenten etwa der Grösse nach auf eine Linie ein und warten, bis sich für einen die Gelegenheit ergibt, eine Haus-Nummer aufzusteigen. Diese Gelegenheit kann sich zufällig ergeben, gelegentlich wird aber auch mit etwas Gewalt nachgeholfen. Der Reihe nach setzt sich dann der grosse Häusertausch der Linie entlang fort.
Mit einem schönen, schneeweissen Häuschen, das wir während des Tages gefunden hatten, lockten wir einen Interessenten, der offensichtlich in seiner Behausung kaum mehr Platz fand. Interessiert hat er mit seinen Scheren die Grösse des Angebotes vermessen und es dann kopfvoran inspiziert. Aus dem alten Häuschen auszusteigen und den Hinterteil im neuen zu versorgen, das war dann eine Sache von Sekunden. Wir waren glücklich, den neuen Besitzer am nächsten Abend zufrieden spazieren gehen zu sehen, aber er hatte wohl keine Ahnung, wie viel Freude er uns bereitet hatte.

Angespornt durch diesen Erfolg betätigte Matz sich fast hauptamtlich als Wohnungsvermittlerin. Etwas begünstigt wurde diese Tätigkeit, weil wir in den beiden letzten Wochen des Monats, eines nach dem andern, so etwas wie eine Grippe durchmachten, mit Husten und Halsschmerzen und so. Da auch die Ohren betroffen waren, mussten wir während dieser Zeit auf das Tauchen verzichten, weil so der Druckausgleich in den Ohren nicht zuverlässig funktionieren könnte. Wir haben dafür etwas mehr gelesen als üblich. Daneben blieb uns trotzdem noch etwas Spielraum. Noch zwei weiteren Schneckenhaus-Interessenten konnten wir dabei zu einer neuen Wohnung verhelfen. Wir verdienten zwar kein Geld mit dieser Maklerarbeit, aber geteilte Freude ist bekanntlich doppelte Freude.
Einen Dämpfer erlebten unsere Bemühungen allerdings, als wir einen grösseren Anwärter fanden, dem, durch welche Umstände auch immer, sein altes Haus abhanden gekommen ist. Wohnungslos auf dem Strand zu leben, ist für diese Tiere tödlich.

  

Der ungeschützte Hinterleib ist nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes  'Fressen' für so viele hungrige Mäuler, der Krebs würde auch innert kürzester Zeit vertrocknen. Wir haben lange und überall gesucht, konnten aber kein geeignetes Schneckenhaus auftreiben. Selbst aus einer harten Nuss haben wir etwas geschnitzt, das unserer Meinung nach hätte passen können. Es wurde aber, trotz aller 'Verkaufskünste' nicht angenommen. So konnten wir das  Tierchen bloss mit Wasser versorgen und es unter einem Felsvorsprung für den Tag in Sicherheit bringen. Seine Aussichten allerdings blieben schlecht.

Dazu hat unser Compi uns wiederholt einen Streich gespielt, indem er, von einem Moment auf den anderen, einfach schwarz blieb. Zwar hatte sich das einmal, nach der langen Busfahrt, von alleine ergeben. Ein zweites Mal hatten wir aber nicht mehr so viel Glück und mussten nach Dumaguete fahren, in der Hoffnung, dort einen geschickten Elektroniker zu finden.
Angesichts solch beeindruckender öffentlicher Elektrotechnik befielen uns allerdings zunehmend Zweifel, ob unserem Unterfangen überhaupt Erfolg beschieden sein könne. Lange haben wir das Leitungsgewirr an der zentralen Kreuzung angeschaut und uns dann mit der Erkenntnis Mut gemacht, dass, wer mit solch einem Problem umgehen könne, für den dürfte unseres doch eigentlich gar keines sein. Im ersten Geschäft hat man uns allerdings damit vertröstet, dass wir unseren Compi für zwei bis drei Wochen dalassen müssten. So suchten wir quer durch das Verkehrsgewimmel, nach dem geeigneten Künstler, der uns helfen könnte. Dabei begegneten wir Hunderten von Trycicles und liefern hier das Bild von diesem häufig gebrauchten Gefährt nach.

  

Übrigens erlebten wir auf der Rückreise noch eine weitere Première. In Ermangelung eines geeigneteren Gefährts fuhren wir erstmals mit einem Habal-Habal. Was zu Gut-Deutsch 'piggy-pack' heisst und genau das meint, was die Phantasie vorgibt. Weil man dabei zu Dritt auf einem kleinen Motorrad sitzt, mit Rucksack und Compi unter dem Arm, blieb einfach keine Hand frei, davon ein Foto zu machen. Wir bitten die Polizisten wegzuschauen und der Schutzengel hat offensichtlich mitgehalten.

Dass wir aber mit der ganzen Übung Erfolg hatten, ist klar daraus ersichtlich, dass auch dieser Monatsbericht rechtzeitig zum Monatsende erscheinen kann.

  

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