Januar 2015 

Bis anhin war hier der Winter recht gnädig. Zwei, drei frostige Nächte, ein paar kühle, aber windige Tage, bislang jedoch noch gar kein Schnee. Trotzdem erinnerte uns der häufig kräftige, bisweilen stürmische Wind immer wieder daran, dass es etwas gar leichtsinnig war, unsere Winterkleider in der Schweiz zu 'vergessen'. Also mussten wir für Abhilfe sorgen. Uitverkoop hiess das Losungswort. Und viel Selbstgestricktes!

Während langer Zeit kamen die Arbeiten auf dem Schiff langsamer voran, als wir erwartet hatten. Wir mussten uns an die holländische Arbeitsweise gewöhnen, die oft forsches Fortschreiten dem vorausschauenden und abwägenden Planen vorzieht. Zwei Schritte vorwärts und einer zurück, das wurde so fast Normalität. Damit umzugehen erforderte manchmal Fingerspitzengefühl und starke Nerven.

Der Innenausbau brachte natürlich viel Detailarbeit mit sich und benötigte entsprechend Zeit. Trotzdem wurden mit dem Einbau der Zwischenwände nach und nach die Konturen unserer künftigen Wohnung sichtbar.

Auch wenn es nicht immer ganz einfach war,  liessen sich schlussendlich fast alle Fragen beantworten und für jedes Problem konnte eine geeignete Lösung gefunden werden.

  

Jetzt war auch der Moment gekommen, wo wir uns selber über die Möglichkeiten unsere Wohnung zu möblieren klar werden mussten. Zwar ist der Raum eher beschränkt, doch die Erfahrung der letzten Jahre half uns, die richtigen Schwerpunkte zu setzen. Wir verbrachten viel Zeit mit dem Studium von Katalogen und besuchten mehrfach das blau-gelbe Möbelhaus.

Die Auslegung der sanitären Einrichtungen in einem Schiff ist etwas anspruchsvoller als in einem Haus. Ein geschicktes Zusammenspiel von Pumpen, Leitungen, Tanks und Hahnen macht das richtige Funktionieren erst möglich. Hier erwies sich Tim als ausgesprochener Fachmann und er beeindruckte uns durch seine ruhige und äusserst gewissenhafte Arbeitsweise.

  

Blick von unserem künftigen 'Schlafzimmer' Richtung 'Küche' und umgekehrt.

  

Einmal, beim Warten auf die Fähre, wie waren wir da erstaunt, dass jetzt offensichtlich auch Silvio Berlusconi als Binnenschiffer unterwegs ist.

Gegen Ende des Monats wurden unsere Befürchtungen Gewissheit: die Ausbauarbeiten werden mehr Zeit beanspruchen als vorgesehen. Statt Anfang April wieder auf die Reise gehen zu können, wird die Mizar wohl etwa vier zusätzliche Wochen in Nauerna verbringen müssen. Mit etwas Glück konnten wir den Mietvertrag für unser Häuschen im Droompark entsprechend verlängern.
Diese Erfahrung hat uns zwar weh getan, doch mussten wir sie akzeptieren, wollten wir den Umbau gegen das Ende hin nicht gefährden und keine Kompromisse bezüglich Qualität und Stimmung eingehen.
Vielleicht wird sich diese Verspätung sogar noch sinnvoll nutzen lassen.

Dass man immer wieder bereit sein muss, mit Unvorhergesehenem zu leben, bewies uns der nächste Morgen. Kaum war der vorstehende Text geschrieben, mussten wir wischen und kratzen, bevor wir uns ein weiteres Mal nach Nauerna aufmachen konnten.
Es war doch noch für ein paar Stunden Winter geworden.

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