April 2014

Während der Rückreise zu unserer Mizar haben wir ein paar Tage in der Schweiz verbracht. Aus dem immerwährenden Sommer in Südostasien waren wir in den schönsten Frühling zurückgekehrt. Das Wetter war derart verlockend, dass wir einen Spaziergang mit Nina und Dani zur Tössegg spontan mit einer Schifffahrt auf dem Rhein abschlossen.

Mit einem Gläschen 'Buchberger' haben wir auf den gelungenen Sonntagnachmittag angestossen, mit direkter Aussicht auf die neue Ernte des edlen Gewächses, die gerade erst zu spriessen begonnen hatte. Fast zu schnell waren wir so in Eglisau angekommen, wo Matz aber dann trotzdem noch Zeit zu einem kurzen Schwatz mit Heinz Frigerio fand. Er ist der Besitzer der Ausflugsschiffe auf diesem Teil des Rheins und einer Boot-Fahrschule. Unter seiner Anleitung hatte Matz zum ersten Mal das Ruder eines Motorbootes übernommen.
Diese Ausbildung hat sich wahrlich gelohnt, hat sie uns seither doch zu unseren schönsten Jahren verholfen.

  

Viel zu schnell waren auch die paar Tage in der Schweiz vorüber. Trotzdem werden wir die schöne Zeit und die Begegnungen mit einigen unserer Freunde in guter Erinnerung behalten.

Etwas mühsamer gestaltete sich dann allerdings die Weiterreise nach Liège, wo ja unsere Mizar den Winter über auf uns gewartet hatte. Drei Mal mussten wir umsteigen und die entsprechenden Wartezeiten auf den Bahnhöfen liessen uns die Reise sehr lang erscheinen. Dabei waren die Züge wegen des bevorstehenden Osterfestes gerammelt voll. Wir sassen aber entspannt im Zug, waren wir doch wegen der Fotos der Mizar, die wir vor ein paar Tagen bekommen hatten, fast sicher, dass wir keine bösen Überraschungen zu befürchten hatten.
Dabei hatten wir allerdings nicht mit den Bauarbeiten gerechnet, die während unserer Abwesenheit nicht geruht hatten. Die Strasse entlang der Hafenmauer in Liège und die ganze Quaianlage sind einem gründlichen Umbau unterzogen worden. Unser Schiff lag darum unter einer dicken Staubschicht begraben und war mit vielen Steinsplittern garniert.
Eine gründliche Putzaktion war unausweichlich.

Ein Déjà-vu erlebten wir, als wir, mit Fegbürste und Wasserschlauch bewaffnet, plötzlich in einer der Blumenkisten, genau wie letztes Jahr, wiederum eine brütende Ente entdeckten. Sie hatte sich so tief geduckt, dass wir sie während längerer Zeit einfach übersehen hatten. Während einem ihrer seltenen, kurzen Ausflüge hatten wir gesehen, dass sie auf einem Gelege von neun Eiern sass! So kurz vor Ostern schien uns das ein gutes Omen zu sein, obschon ein kurzes 'googeln' uns klar machte, dass nebst der üblichen Brutdauer von 28 Tagen auch schon solche von bis zu 64 Tagen beobachtet worden waren.
Was würde das für unsere Weiterreise bedeuten?

  

Rasch war uns klar, dass wir wohl kein Recht hatten, das junge Mutterglück zu stören. Mit entsprechender Vorsicht und genügendem Abstand liess sich ein guter Teil der Putzerei trotzdem erledigen. Die Entenmutter hat uns dabei immer genau im Auge behalten und sich offensichtlich allmählich an uns gewöhnt. Die Geduld, mit der sie sich ihrer Aufgabe widmete, erfüllte uns mit tiefem Respekt.
Wann sie wohl mit der Brüterei angefangen hatte?

Trotz all dieser Umtriebe verzichteten wir auch dieses Jahr nicht auf unser obligates Eiertütschen (keine Enteneier!).

Eine andere Ente, die offenbar etwas früher angefangen hatte, führte in der Zwischenzeit stolz ihre Brut von 16 (!) munteren Küken spazieren.
Ein Blässhuhnpäärchen bemühte sich derweil auf einem anderen Schiff mit wohl etwas weniger aussichtsreichen Methoden um seine zukünftige Brut. Der eher etwas humorlose Besitzer des Schiffes bugsierte drei Mal hintereinander die Eier ins Wasser, bevor die jungen Eltern die Aussichtslosigkeit ihres Vorhabens einsahen.

  

Uns wurde es trotzdem nie langweilig, zu tun gab es immer genug.

Am 25. April kam dann aber buchstäblich Leben in die Sache.
Schon am frühen Morgen schien die Entenmutter unruhiger als sonst und es dauerte darum nicht lange, bis wir die kleinen Federbällchen unter ihrem Bauch sehen konnten. Drei Mal stieg sie dann aus dem Pflanzenkübel und begutachtete sorgfältig die Umgebung. Etwas später sprang sie ins Wasser und begann, ihrem Nachwuchs zu rufen. Recht bald erklomm dann auch das erste der Jungen, mit etwas Glück, den Kübelrand und sprang, ohne zu zögern, in die Tiefe.

Für die anderen erwies sich allerdings der hohe Rand um die Nestkuhle als echtes Hindernis. Nach unzähligen erfolglosen Versuchen schienen sie allmählich zu ermüden. Wir beschlossen daher, dem Glück etwas nachzuhelfen und beförderten eins ums andere über die Schranke. Im Wasser wurde jedes von der Mutter in Empfang genommen und, kaum war das letzte ins Wasser geplumpst, schwamm sie offensichtlich zufrieden davon.
Sogar zählen konnte sie also: alle neune!
Etwa so musste Maradonas berühmte 'Hand Gottes' ausgesehen haben!

Videobeweis vom 'Absprung' des letzten Entchens:

Zurück blieben das leere Nest und - etwas später - die zufriedenen Eltern mit ihren Jungen.
Das Warten hatte sich aber auch für uns gelohnt, denn wir waren richtig stolz auf 'unsere' Jungen.

  

Wie es im Leben dann halt so geht, zählten wir nach kurzer Zeit nur noch acht Junge. Eines, das von allem Anfang an sich nicht so richtig in die Gruppe hatte einordnen wollen, hatte wohl irgendwann endgültig den Anschluss verloren.
Aber am nächsten Morgen waren es immer noch acht. Toll.
Während der folgenden Tage beobachteten wir, abwechselnd mit Bangen und mit Freuden, aufmerksam das weitere Schicksal unserer Entenfamilie. Mit zunehmendem Bangen allerdings, denn die Bedingungen im Hafen waren für die Aufzucht nicht gerade günstig. Im ummauerten Becken gab es für die Küken keine Möglichkeit, sich am Trockenen auszuruhen, sich zu wärmen und hudern zu lassen. Die ungefetteten Daunen waren für den ununterbrochenen Aufenthalt im Wasser wohl kaum geeignet. Zu allem Überfluss kündeten die Wetterprognosen eine Kaltfront mit Regen an. Trübe Aussichten!

 Die restliche Zeit füllten wir mit Malarbeiten, kleinen Reparaturen, Einkaufen und Vorbereitungen für unsere Weiterfahrt. Weil am 1. Mai die Arbeit ohnehin ruhen würde, haben wir beschlossen, erst am 2. Mai 'den Anker zu lichten'.

Nachtrag: leider bestätigten sich die Befürchtungen bezüglich 'unserer' Entchen recht bald. Mit jedem Tag wurde die Familie kleiner. Als nur noch drei Kleine der Mutter folgten, fischten wir ein zurückgebliebenes gleich zweimal kurz vor seinem Ertrinken pflotschnass aus dem Wasser, trockneten und wärmten es wieder auf. Dann gaben wir es mit neuer Energie seiner wartenden Mutter zurück. Beim dritten Mal überliessen wir es einem Beamten der Wasserschutzpolizei zur Adoption. Er brütete zu Hause Hühnerküken aus, besass eine Wärmelampe und einen Gartenteich. Damit bot er dem kleinen Geschöpf eine weitere Chance in seinem jungen Leben.

  

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