Januar 2014

Den Jahreswechsel begingen wir mit einem feinen Essen beim 'Tschechen'. Dieser gelernte tschechische Koch hat hier ein gepflegtes kleines Restaurant aufgemacht, in dem nicht nur das Essen, sondern auch die Präsentation Stil und Qualität hat. Eine echte Perle im üblichen Fastfood-Angebot von Panagsama Beach!

  

Über Stock und Stein, zeitweise knietief im Wasser, weil ein richtiger Uferweg eben fehlt, versuchten wir an einem Sonntag nach White-Beach zu gelangen. Das ist der einzige Küstenstreifen in der Gegend, der einen echten Sandstrand aufzuweisen hat. Dabei kamen wir am Lagerplatz für die Fischerboote vorbei, der gleichzeitig auch als Werft und Ersatzteillager dient. Hier werden in die bunten und elegant geformten Boote, die meist mit einem Stechpaddel gefahren werden, zunehmend auch lärmige Dieselmotoren eingebaut. Trotzdem bleibt die Kleinfischerei, für die hier strenge Vorschriften und Einschränkungen gelten, welche gelegentlich sogar eingehalten werden, eine äusserst anstrengende Tätigkeit.

Der Sonntag ist Familientag. Da hier fast alle miteinander verwandt zu sein scheinen, trafen sich die Leute um Grill und Kochtopf, bei Lifemusik mit Gitarre, Geige und einsaitiger Bassgeige zu Tanz und Spiel. Dass alles etwas gar improvisiert wirkte, tat der fröhlichen Stimmung überhaupt keinen Abbruch.

  

Natürlich hatten wir bald einmal fast alle Tauchsites in der Nähe bei verschiedensten Bedingungen besucht. Trotzdem fuhren wir weiterhin alle zwei bis drei Tage wieder mit dem Tauchboot hinaus. Spielend erhielten wir so unser Motto bestätigt, dass Interessantes und Bemerkenswertes besonders und immer wieder im Kleinen zu finden ist.

  

Neben temporärer internationaler Kameradschaft erlebten wir auch Begegnungen mit Leuten, deren vielfältiger Lebenshintergrund Anlass zu bereichernden Gesprächen gab.

  

Weil die Fotografie unter Wasser echt anspruchsvoll ist und zumeist unhandlichen materiellen Aufwand erfordert, hatten wir uns schon früher entschlossen, selber auf die Kamera unter Wasser zu verzichten und uns dankbar auf freundliche Leihgaben unserer Mittaucher zu beschränken. Dafür blieb unsere Aufmerksamkeit nach allen Richtungen frei für immer wieder erstaunliche Beobachtungen und Eindrücke.

Ein grimmiger Drachenkopf ...

... und ein perfekt an seine Unterlage angepasster Anglerfisch. Beide warten geduldig aufs Fressen.

  

Wer sich für Bilder interessiert, die mit viel Geduld und Liebe zum Detail geschossen wurden, dem sei hier die Homepage von Klaus Stark empfohlen:  www.Klaus-Stark.de  Gekonnt hatte er früher festgehalten, was uns hier so oft gefesselt hat. Seine Hinweise haben uns in vielem die Augen geöffnet.
(Herzliche Grüsse, Klaus!)

Jeden Morgen um halb Fünf wurden wir durch ausdauerndes Hähnekrähen aus allen Richtungen stilgerecht geweckt. Bei unserer Suche nach der entsprechenden Hühnerhofidylle mussten wir aber feststellen, dass die stolzen Kräher nicht ihren Harem zusammenriefen, sondern, an kurzer Leine gehalten, hinter jeder Ecke und in jedem Hausgang auf das nächste Wochenende warteten. Dann nämlich packte ein offensichtlich unheilbares Fieber die (zumeist) männliche Bevölkerung, welche jetzt unbedingt zum 'Cock-Fight' gehen musste.
Mit einer langen rasiermesserscharfen Klinge am rechten Fuss versehen, werden dort die frustrierten Gockel aufeinander losgelassen. Heftig stieben die Federn, bis der Unterlegene reglos liegen bleibt. Über den Ausgang des oft nur wenige Sekunden dauernden Kampfes werden hohe Wetten abgeschlossen, welche das Budget so mancher Familie ruinieren können. Wenn der zumeist schwer verletzte Verlierer nicht mehr vernünftig zusammengeflickt werden kann, wandert er umgehend in den nahe stehenden Kochtopf und bereichert so weiterhin das Tagesprogramm.
Es gibt lokale Fernsehstationen, die über das ganze Wochenende kaum etwas anderes zeigen als Cock-Fights!

  

     

  

Das die Gockel mehr Aufmerksamkeit und Pflege erhalten und mehr zu Futtern kriegen als der Rest der Familie, soll gar keine Seltenheit sein. Männlichkeit(-swahn) trieb schon immer bunte Blüten.

In der letzten Woche machten wir noch einen kurzen Ausflug zu den Kawasan-Wasserfällen. Der Ausgangsort ist von Moalboal aus per Ceres-Liner-Bus in knapp 40 Minuten zu erreichen und nach einer Viertelstunde gemütlichen Spaziergangs sieht man das erste Becken.

  

An diesem hat sich das übliche touristische Programm angesiedelt: Billig-Restaurants, für den gebotenen tiefen Standard weit überteuerte Zimmer zum Übernachten und 'Adventure-Attraktionen'. Da es heutzutage nicht mehr ohne 'Fun' und etwas (künstlichem) Nervenkitzel geht, fahren hier einen die Einheimischen per Bambusfloss für umgerechnet ca. 6 Franken unter die Wasserfälle. Dort drapieren sie dann die Gäste so, dass die am Ufer zurückgebliebenen Freunde die besten Action-fotos schiessen können.

  

Wir stiegen weiter zu den oberen Becken auf. Auch dort fast das selbe Programm, nur dass die Abenteurer es offensichtlich nicht bis hier hoch schaffen. Alles war wie ausgestorben.
Unser weiterer Aufstieg wurde durch das eher ungeeignete Schuhwerk von Matz beendet - ja, nächstes Mal werden die Turnschuhe auch eingepackt und vor allem angezogen (sagt sie...!)

Trotzdem entdeckten wir doch noch einige Perlen der Natur: eine tiefrote Libelle, eine mehrspurige Ameisenstrasse (oder sind es doch Termiten?!), eine elegante Spinne,

     

zwei grosse Schmetterlinge, einmal geschlossen und einmal offen,

  

und als Krönung eine faszinierende Mantis, eine Gottesanbeterin. Sie war von der intensiven Begutachtung nicht gerade begeistert und als die Kamera immer näher kam, entschloss sie sich, das mal genauer anzusehen.

  

So sieht eine Mantis von ganz nahe und unten aus...

  

... und das ist das Gegenbild, von Matz mit dem Smartphone geschossen!


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