Februar 2013

Absolut obligatorisch war für uns auch der Besuch von Floraholland, der weltgrössten Blumenbörse, ganz in der Nähe des Flughafens Schipol. Dazu mussten wir 'früh' aufstehen, um halb acht den Bus am Leidseplein nehmen und eine gute Stunde fahren. Dann kamen wir bei den Hallen an, die von aussen eher unscheinbar aussehen, weil ihre wahren Ausmasse von da gar nicht erfassbar sind. Die Dimensionen und Zahlen, die sich hinter der Fassade öffnen , sind aber überwältigend. Hier werden Blumen und Pflanzen von Produzenten aus aller Welt gehandelt und danach an die Märkte in der ganzen Welt verschickt.

Die am Vorabend und während der Nacht angelieferten Schnittblumen und Zimmerpflanzen werden in große Kühlhallen gebracht, von versierten Warenprüfern geordnet, nach Qualität bewertet und mit einem Lieferschein versehen, der die massgebenden Kriterien beschreibt. Damit sind sie für die Versteigerung bereit.

Diese erfolgt während fünf Tagen in der Woche in fünf Sälen mit insgesamt 13 'Versteigerungsuhren'.
Während die Pflanzen auf langen Zügen mit zahllosen kleinen Wagen durch den Saal gefahren werden, gibt der Auktionar jeweils die Blumenart, den Produzenten, die Mindestabnahmemenge, die Qualität und den Preis der Verkaufseinheit bekannt.
Diese Informationen erscheinen auch auf der Versteigerungsuhr, welche sofort anfängt, von dem vom Verkäufer gewünschten Preis an rückwärts zu laufen. Der Bieter, der von seinem Platz aus den 'Zeiger' als erster anhält, ist der Käufer und kauft seine Menge zum gestoppten Preis. Die Uhr schnellt danach auf den Ausgangspreis zurück und der Rest des Postens wird so erneut zum Kauf angeboten. Bis alle Wagen ausverkauft sind. Fast lautlose Hektik!

  

Wenn die Wagen vom Saal in die riesige Halle zurückkehren, fertigt ein Drucker Etiketten, die das Ergebnis der Versteigerung festhalten und es den emsigen Mitarbeitern ermöglichen, die Posten korrekt den Käufern zuzuteilen. Ein Verkehrsaufkommen, das nur von Holländern beherrscht werden kann, die ein Leben lang mit ihrem Fiets (Velo) in der Stadt geübt haben.

Grosskunden, Exporteure oder Warenhausketten haben eigene Packräume innerhalb des Gebäudes.
Dort werden die Blumen nach Bedarf zusammengestellt, verpackt und abtransportiert.
Käufer ohne Packraum fahren direkt mit ihrem PKW oder LKW hinein und holen ihre Ware ab.

Täglich werden so über 20 Millionen Blumen und 1,5 Millionen Pflanzen verkauft und von etwa 2'000 Lastwagen  abtransportiert. Ein Bruchteil davon ist bei der Besichtigung auf dem Rundgang entlang der Galerie zu bewundern.

  

Matz kam im Februar kurzfristig in den Genuss eines Wochenendausflugs nach Antwerpen.
Der Unterschied zu Amsterdam war gleich nach dem Verlassen des Bahnhofs zu spüren. Viele grosse, prächtige Häuserreihen, mehr Autoverkehr, viel mehr leer stehende Laden- und Restaurantlokale (die Eurokrise ist hier deutlicher zu spüren) und etwas altertümliche, klapprige Trams (diese liessen Erinnerungen an New Orleans wach werden).

  

  

Der Ausflug bot die willkommene Gelegenheit für eine Übernachtung bei Bernadette und Heinz, welche diesen Winter mit ihrer Dagens 2 im zentral gelegenen Willemdok verbringen. Gleich neben dem postmodernen kubischen MAS (Museum aan de Stroom) lag ihr schwimmendes Heim und zeigte Schweizer Flagge.
Es gab viel zu erzählen und die Zeit flog nur so dahin...

  

Am Sonntag erklommen alle drei gemeinsam die Dachterrasse des MAS und bewunderten die 360 Grad Panoramasicht. Es war zwar beissend kalt, hat sich aber dennoch gelohnt.
Bernadette und Heinz, danke für die Gastfreundschaft. Es war lässig, Euch wieder mal zu sehen!

Einer der letzten Museumsbesuche in Amsterdam, galt dem  Ons' lieve heer op Solder.
Jan Hartman war ein deutscher Bäcker, der es irgendwie fertig gebracht hatte, von der Stadt das Amt als Steuereintreiber zu übernehmen. Weil er damit sehr reich wurde, konnte er sich ein stattliches Wohnhaus kaufen und liess 1661 in dessen obersten drei Geschossen eine wahrhaftige Kirche einbauen. Versteckte Kirchen dieser Art waren notwendig, weil im protestantischen Holland des 17. Jahrhunderts das öffentliche Praktizieren des katholischen Glaubens verboten war. Die toleranten Holländer sahen das aber eher pragmatisch und duldeten 'versteckte' Kirchen, in denen die Katholiken ihre Messen abhalten konnten. Erst 1887, als die Religionsfreiheit gewährleistet und die nahe gelegene katholische Sint-Nicolaaskerk fertiggestellt war, schwand der Bedarf für die versteckte Kirche im Haus an der Oudezijds Voorburgwal.
Sie wurde aufgegeben und zum Museum umfunktioniert.

  

Orgel, Altar und Beichtstuhl (im Treppenhaus integriert).

     

Wahrscheinlich werden wir später den eher speziellen Ausblick aus unserem Küchenfenster vermissen! Jeden Tag tummelte sich da in den Bäumen eine muntere Schar grüner Papageien (grüne Halsbandsittiche). Offenbar hatten diese Vögel vor langer Zeit das freie Leben jenem im Zoo vorgezogen und es geschafft, im eher rauen Klima zu überleben. Jedenfalls sind sie heute an verschiedenen Orten der Stadt gar nicht so selten. Die Begegnung mit der doch ausgesprochen tropischen Tieren war besonders an den kalten Tagen immer wieder beeindruckend. Wenn immer es aber ein paar wärmende Sonnenstrahlen gab, genossen sie diese allerdings mit offensichtlicher Hingabe.

Und natürlich durfte auch das nicht fehlen: Tulpen aus Amsterdam!
(zum 14. Februar)

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