Januar 2013

Nach dem völlig verrückten, durchgeknallten Jahreswechsel kehrte unvermittelt wieder Ruhe ein. Fast auffällige Ruhe. Viel weniger Touristen und auch der Alltagsverkehr erreichte erst gegen die Mitte des Monats wieder das alte Niveau.

Wir besuchten weiter interessante Ausstellungen, wie jene in der Nieuwe Kerk, über Kunst und Kultur der nordamerikanischen Indianer. Eindrücklich wurde dort auch die Rolle der Holländer dargestellt, welche diese bei der Eroberung des neuen Kontinents eingenommen hatten. Prächtige und beeindruckende Bilder, Kunstwerke und Alltagsgegenstände, sowie zeitgenössische Dokumente beleuchteten das dunkle Kapitel der europäischen Kultur, die rücksichtslos in die neue Welt eingefallen war. Eine völlig neue Denkweise, grenzenlose Überheblichkeit und die bessere Technik der Eindringlinge hatten der indigenen Bevölkerung nicht die leiseste Chance gelassen.

  

Von romantisierenden Vorstellungen und Hollywood-Clichés befreit, eröffnete sich uns ein neuer und bedrückender Blick auf eine noch gar nicht so sehr alte Geschichte. Im Wissen, dass auch andere Weltgegenden die selben bitteren Erfahrungen bei der Begegnung mit unserer Kultur hatten machen müssen, wurden wir sehr nachdenklich in den von Kommerz und Konsum geprägten Alltag entlassen.

 

Das Tassenmuseum hat nichts mit Tee- oder Kaffeetassen zu tun, sondern ist eine Ausstellung von mehr als 4000 Handtaschen. Ergebnis privater Initiative und Ausdruck der Leidenschaft eines einzelnen Ehepaares. Gezeigt werden Taschen vom 16. Jahrhundert bis heute. Ein Panoptikum von Eitel- und Handfertigkeit.
Spannend, nicht nur für Frauen.

Und dann wurde es immer kälter. Obwohl wir bei der Planung dieses Winteraufenthalts im nördlichen Europa ja auch wieder einmal Kälte und Schnee hatten erleben wollen, war das eher dicke Post! Ständiger Wind und ausdauernder Regen sorgten dafür, dass wir immer wieder gerne die warme Stube aufsuchten.

Eines schönen Morgens, lag ganz Amsterdam unter einer weissen Decke. Kurz darauf wurde die Prinsengracht gleich vor unserem Haus bis hin zur Brouwersgracht für alle Schiffe gesperrt, damit sich auf diesem Stück dem Jordaan entlang genug dickes Eis bilden könnte. Zusammen mit der Sperrung der Keizersgracht und allen Quergrachten auf dem gleichen Streckenabschnitt hätte das dann die Eisbahn für den Schlittschuhrundlauf mitten durch die Stadt ergeben. Ein Ereignis, auf das sich jeweils alle Amsterdamer freuen.
Wenn es nur genügend lange kalt geblieben wäre!

  

Solch kaltes und unangenehmes Wetter war guter Grund für einen Besuch im Tropenmuseum. Vor ein paar Jahren schon hatten wir diese überwältigende Sammlung von Kulturgütern aus aller Welt besucht. Trotzdem haben wir wieder viel Neues entdeckt.

     

  

Ein kurzer Blick aus dem Fenster bestätigte uns, dass die Wahl, im warmen und angenehmen Haus ein paar Stunden zu verbringen, richtig gewesen war.

Wir hatten aber kaum mehr als ein Stockwerk geschafft, da waren wir so vollgestopft von Eindrücken, dass wir uns entschieden, hier abzubrechen und ein weiteres Mal zu kommen. Dank unserer Museumskarte ja kein Problem.

Matz hatte, wie an anderen Orten auch schon, in Amsterdam eine sympathische und gemütliche Lismegruppe gefunden, die sich jeden Donnerstagabend in einem nahe gelegenen Wollladen trifft. Eine aufgestellte Gruppe mit gemeinsamen Interessen, wo Matz gleichzeitig auch ihr 'holländisches Ohr' trainieren konnte.

     

Das Geelvinck Hinlopen Huis ist ein weiteres grosses Grachtenhaus, das in ein Museum umgewandelt worden ist. Auch hier wieder ein eindrücklicher Display von Wohlstand und Geschmack, wie sie das Ende des 19.Jahrhunderts geprägt hatten.

  

Der zweite Besuch im Tropenmuseum, es gab ja immer wieder kaltes und nasses Wetter, deckte dann Indien, Thailand, niederländisch-Ostindien (das heutige Indonesien), Java, Malaysia und Papua-Neuguinea ab.

     

Die Suche nach einer möglichen Werft für die vorgesehenen Ausbauten unserer Mizar brachte uns auch nach Haarlem. Dieses Städtchen, gleich neben Amsterdam gelegen, hat einen imposanten Art-Déco Bahnhof, eine schöne Altstadt und beherbergt auch das bekannte Frans-Hals-Museum. Dieser Maler war Zeitgenosse und auch Konkurrent von Rembrandt. Sein leichter und schwungvoller Malstil unterscheidet sich allerdings gewaltig von dem des grossen Meisters. Das Museum befindet sich in einem ehemaligen Armenhaus für alte Männer, wo kleine Reihenhäuser, in denen jeweils zwei Männer wohnten, rund um einen Hof gruppiert sind.

  

Die letzten Tage waren wieder sonnig und fast warm, fast als ob der Frühling schon kommen wollte.

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