September 2012

Diesen Monat blieben uns nur noch die 50 km von St.Quentin nach Cambrai zu fahren.

Auf diesem kurzen Stück allerdings gab es noch eine grosse Sache zu erleben: der Tunnel von Riqueval, 5670m lang. Durch ihn werden die Schiffe im Einbahnverkehr mittels eines 'Toueurs', eines Schleppers, durchgezogen, zweimal am Tag in jede Richtung.
Da wir uns von Süden näherten, hiess es für uns, entweder um 07.30 am Morgen oder um 3 Uhr am Nachmittag dort zu sein. Man muss sich bei der Ankunft im 'Gare du Souterrain' auflinieren, damit die Schleppfolge durch die Angestellten des Toueurs bestimmt werden kann. Wir waren schon um halb zwei Uhr dort, konnten daher gemütlich Zmittag essen, bis zur Abfahrt jedoch gesellte sich kein weiteres Schiff zu uns.

Die ganze Installation rund um den Toueur mutet schon recht antik an. Allerdings funktioniert alles immer noch tiptop. Der Schlepper zieht sich an einer 8 km langen Kette, die auf dem Grund des Kanals liegt, vorwärts. Da er gleichzeitig bis zu 30 (!) beladene Pénichen durchziehen könnte, muss alles von grosser Dimension sein. So auch die elektrische Oberleitung, die zwischendurch an ihren altmodischen Führungsklammern doch recht durchhängt, dabei aber 600 Volt Spannung führt! Wehe dem, dessen Aufbauten etwas zu hoch sind...

  

Kurz vor drei Uhr ging es dann los. Die Angestellten des Toueurs hängten uns an und wir bewegten uns langsam auf den Tunnel zu. Mit dabei eine Schar Zuschauer, die vom nahe gelegenen Kanalmuseum hergekommen waren, um das Spektakel (bis zur Tunneleinfahrt) mitzuerleben. 
Mit viel Kettenrasseln, das sich im Tunnel zu grandioser Stärke vervielfältigte, fuhren wir in etwas mehr als einer Stunde durch die Scheitelstrecke. Da wir ja alleine geschleppt wurden, konnte wohl etwas schneller als üblich gefahren werden.

Während der Durchfahrt verschwanden die zwei VNF-Leute im Innern des Toueurs und waren bis kurz vor Ende nicht mehr gesehen...

Auf der anderen Seite warteten schon die nächsten Kunden. Drei grosse Pénichen und zwei kleine Schiffe. Schön aufgereiht und professionell verbunden. 

Welche Überraschung, als wir ganz am Schluss die 'KIEV' sahen. Neben ihr hatten wir vor 3 Jahren in Nancy gelegen und mit ihrem Eigener und dessen Katze interessante Gespräche geführt. Im Vorbeifahren reichte es leider nur für ein kurzes 'Hallo, und wie geht es?' und 'Katze ok?', dann hängten die Arbeiter die Grossschiffe schon an den Schlepper. Es wird keine Zeit verschwendet.

Der Canal St.Quentin wird, wie alle anderen Kanäle auch, von verschiedenen Abteilungen der VNF betreut. Sobald ein Bereich verlassen wird, muss die 'Télécommande', die Fernsteuerung für die Schleusen, ausgewechselt werden. Hier wird alles ultramodern per Auswurf gemacht. Für die Rückgabe wurde ein Briefkasteneinwurf umgebaut. Geht auch so!

  

Auch wenn der Schein trügt, wir hatten keinen Trampelpfad zur Mizar gemacht!

Im Port de Cantimpré, der Hafen von Cambrai angekommen, richteten wir uns ein und waren positiv überrascht, als wir merkten, dass auf dem Platz vis-à-vis fast jedes Wochenende irgend ein Event über die Bühne ging. Einmal war es die Schlussetappe der Tour de France für historische Motorräder, ein ander Mal das Treffen der begeisterten Besitzer von alten Austin-, Morris- und Cooper-Minis. Eine grosse 'Brocante', ein Flohmarkt mit allen möglichen und unmöglichen Dingen fand unser besonderes Interesse.

  

  

Um den Hauptplatz von Cambrai ist auch immer geschäftiges Treiben...

  

Schlussendlich bekam der Motor noch das wohlverdiente neue Öl und wir machten die Mizar für die Winterruhe bereit.

Monat September:
- 11 h 15'
- 21 Schleusen
- 53 km

Jahrestotal:
- 235 h 40'
- 277 Schleusen
- 1089 km

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