Januar 2012

Am ersten Januar 2012 bezogen wir in Key Largo unsere nächste Unterkunft. Etwas ganz anderes als bisher. Ein kleines Häuschen, so richtig amerikanischer Alltag hier. Riesige, fix stationierte Trailers (drei-Zimmer-Wohnwagen) neben 'normalen' Häusern, aber alle an einem Kanal gelegen, der ins Meer hinaus führt. Zu jedem Haus gehört natürlich ein Schiff, das offensichtlich ständig gewartet und geprüft werden muss. Jedenfalls sahen wir hier konstant die Hausherren, meist in Gruppen, darauf oder daneben stehen. Immer in ernste Gespräche vertieft, heftig gestikulierend mit einer Flasche Bier in der Hand.

In den Kanälen hat es viel mehr Leben, als man auf den ersten Blick annehmen könnte. Verschiedenste Arten von Fischen, teilweise in grossen Schwärmen, bis hin zu den Stars von Florida: den Manatees.
Von Wasserkühen hatten wir auch schon in Australien gelegentlich reden gehört. Dort werden sie 'Dugong' genannt. Aber mehr als die Nasenlöcher eines Jungtieres hatten wir dort eigentlich kaum einmal gesehen. Hier jedoch kamen sie in Gruppen angeschwommen und stellten sich in einer Reihe an, Süsswasser aus dem Gartenschlauch zu trinken! Eigentlich wäre das Füttern und Tränken dieser Tiere verboten, weil man sie so in die Nähe der Schiffe lockt, was ihnen allzu oft gar nicht gut bekommt. Aber unsere Nachbarn kümmerte das wenig und sie machten es trotzdem.
Verletzungen, verursacht durch Schiffschrauben, sind darum leider auch eine der wichtigsten Todesursachen der Manatees! Diese schwerfälligen, faszinierenden Tiere bewegen sich zu langsam, um den schnell und oft rücksichtslos fahrenden Schiffen ausweichen zu können! Fast alle Manatees tragen darum Narben auf dem Rücken, die von solchen Begegnungen herrühren. Schade!

Manatees werden etwa 3m lang und sind um die 500kg schwer. Den ganzen Monat war ein Muttertier mit ihrem Baby im Kanal. Begeistert beobachteten wir sie bei ihrem Schwimm- und Tauchunterricht für das 'Kleine'.

     

Am Pier in der Nachbarschaft die obligaten Pelikane, ganz in sich versunken ...

Ganz spezielles Treibgut erregte einmal unsere Aufmerksamkeit. Das musste natürlich herausgefischt und genauer betrachtet werden: ein Pfeilschwanzkrebs (Horse Shoe Crab), leider schon tot. Ein Urtier, sozusagen ein lebendes Fossil, dessen Vorfahren bereits vor Hunderten von Millionen Jahren die Erde bevölkert hatten (und heute oft als Versteinerung gefunden werden). Das Foto in der Mitte zeigt ihn von oben und das rechts von der Bauchseite.

     

 Key Largo bezeichnet sich gerne als die Hauptstadt der Taucher. Während ein paar Tauchgängen konnten wir uns in relativ flachem Gewässer an zahlreichen bunten Fischen, weichen Korallen und mächtigen Hirnkorallen erfreuen. Schiffwracks und Korallenstöcke mit Überhängen und Höhlen sind leicht erreichbar und bieten unvergessliche Erlebnisse.

Etwas weiter hinunter ging es bei unserem 'Deep Dive'-Ausflug zu 'Duane' und 'Bibb', zwei amerikanischen Schiffen, die in 35 bis 40 m Tiefe liegen. Wie die 110 m langen Wracks nach längerem Abstieg schemenhaft sichtbar wurden, das wirkte gespenstisch und war beeindruckend! (das linke Foto zeigt die Aufbauten der 'Bibb')

     

Und noch ein Foto zusammen beim Dekompressionsstop.
(man sieht das nächste 'Problem' schon kommen *grins*)

Selbstverständlich wollten wir auch die Everglades besuchen. Mit Garl, einem Tourguide der etwas anderen Art, und zusammen mit zwei jungen Biologen erlebten wir diesen Naturpark sozusagen von innen.  Wir erhielten so einen ganz speziellen Einblick in das einzigartige Oekosystem dieser Gegend.

Wir wateten erst quer durch den Sumpf zu sogenannten Hammocks. Diese 'Bauminseln' befinden sich im Frischwasser und bieten Lebensraum für viele verschiedene Pflanzen und Tiere. Mit der wechselnden Wassertiefe bei Trocken- und Regenzeit gibt es Monate, während denen diese leichten Erhöhungen sogar trocken liegen. Bei unserem Besuch war der Pegel allerdings 'knietief' (und manchmal auch tiefer!)

Die Bäume sahen aus wie tot, sie werden aber in ein paar Monaten wieder ausschlagen und die Everglades in frisches Grün tauchen. Überall an den Bäumen wachsen Bromelien und Orchideen. Was für ein Farbenfest muss das sein, wenn alles hier blüht!

     

Baby Alligator!

Und ein anderer 'Gator'... fauler geht's wohl kaum!
"Zum guten Glück" konnten wir da nur sagen, denn wer in dieser Umgebung schneller wäre, das ist wohl klar!

  

Danach stiegen wir in die Kayaks und paddelten durch die Mangroven. Durch 'Tunnels' und grosse Ebenen führte der Nine-Mile-Pond-Trail.

  

Nach dem Wechsel an die Küste paddelten wir sozusagen in die Nacht hinein. Den Sonnenuntergang konnten wir wegen dem bedeckten Himmel zwar nicht direkt sehen, aber die Flasche Rotwein, welche unser Guide plötzlich hervorkramte, genossen wir dann trotzdem mitten auf dem Wasser. Die Nacht brach herein, unsere vier Kayaks trieben langsam dahin. Einfach toll! Das Erlebnis, im Dunkeln, mit 'Glühwürmern' und leuchtendem Plankton im Wasser, zurück in den Hafen zu paddeln, war einmalig!

Diesen kleinen Kerl entdeckten wir auf dem abschliessenden Nightwalk. Ist er nicht süss?

Falls Ihr mal in die Everglades reist und ein wirklich spezielles Erlebnis haben wollt: hier ist die Website von Garl, unserem Tourguide! Ein heisser Tip für alle, die Schlamm, Wasser und einen 12 Stunden-Tag nicht fürchten! (Für einmal bietet die Tour mehr, als der Prospekt verspricht)

Während der letzten Januar-Woche unternahmen wir eine Rundreise durch Florida, um weitere Sehenswürdigkeiten zu besuchen, wie zum Beispiel:
Ringling Estate, das riesige Anwesen an schönster Strandlage in Sarasota, mitten in einem grossen Park mit prächtigem Rosengarten, gebaut als Wintersitz von einem der Gründer des berühmten amerikanischen 'Ringling Bros., Barnum & Bailey Circus'.

   

 Kilometerlange Strände aus feinstem, weissem Sand, zwischen Sarasota und Tampa:

In Tampa haben wir auch Yvonne und Ueli getroffen, gute Freunde aus lange vergangener Schul- und Studienzeit, die seit mehr als dreissig Jahren in den USA leben und heute fast mehr Amerikaner als Schweizer sind.

Celebration, die 10'000-Einwohner-Stadt von Disney. Für manche ein durchorganisierter und -geplanter Horror. Uns aber hat es gefallen, wenn auch nicht ganz vorbehaltlos. Die Siedlung schien nach unserem Dafürhalten aber manchen der 'gated communities', die wir sonst gesehen hatten, mindestens ebenbürtig zu sein!

     

Daytona Racing Track, Heim echt amerikanischer Autorennen. In wildem Schwarm mit weit mehr als 100 km und heulenden Motoren in den Steilkurven und den engen Schlaufen im Infield... Ein ohrenbetäubendes Spektakel! Auch die Massen begeisterter Rennfans, die mit Wohnwagen oder Zelt, mit Wagenladungen Bier und ganzen Scheiterbeigen Grillfeuerholz anreisen, das Wochenende feiernd im riesigen Innenplatz der Rennbahn zu verbringen, waren für uns Europäer echt speziell! 

  

Kennedy Air Space Center, Startplatz der amerikanischen Raumfahrt. Hier starteten die Weltraumpioniere zu den ersten Erdumkreisungen, das gesamte Apollo Mondlandeprogramm und 135 Mal verschiedenste Space-Shuttle Missionen. Nach dem 'Grounding' der Shuttles war es hier deutlich ruhiger geworden.  Wir hatten daher nur noch leere Hallen, alte Raketen und einen riesigen Museumsshop erwartet. Wir waren daher angenehm überrascht, dass gleich zwei der Shuttles in der riesigen Halle des Vehicle-Assembling-Building standen! Nur ein paar Meter neben und direkt unter dem Flügel von 'Atlantis' und 'Endeavour' zu stehen, das war einfach überwältigend!

  

     

Wekiwa Springs Natl.Park Auf einer unbedingt empfehlenswerten, rund 4-stündigen Kanufahrt von King's Landing nach Wekiwa Springs paddelten wir durch ein Fluss-Paradies mit kristallklarem Wasser, üppiger Flora, Respekt einflössenden Alligatoren und sonnenanbetenden Schildkröten.

  

  

  

Dann, am 31.Januar, ging es weiter nach New Orleans.
Mardi Gras is calling!

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