Februar 2011

In Airlie Beach verbrachten wir zwei Nächte. Für die Zweite war ein 'Baby-Cyclone' der Stärke 2 angesagt worden. Darum zwängten sich alle Campervans von den offenen, windexponierten Standplätzen zwischen die fest installierten Cabins um dort etwas Schutz zu bekommen. So konnten wir im Liegen den starken Windböen zuschauen, die die Palmen zerzausten.

Tags darauf in Mackay entschieden wir uns, in den Eungella Nationalpark zu fahren. Eungella liegt auf einer Hügelkette, etwa 100km von der Küste, im Landesinneren . Wir mieteten einen Bungalow und hatten vor, hier ein paar Nächte zu bleiben. Vor allem wollten wir versuchen, einen Platypus (Schnabeltier) zu entdecken.

  

Und genau hier hatten wir dieses australisches Unikum in freier Wildbahn gesehen! Der Platypus, ein eierlegendes Säugetier mit Entenschnabel und Biberschwanz. Sonderbarer geht es wohl kaum! Die Tiere sind  sehr scheu und dämmerungsaktiv. Man muss sich darum sehr ruhig verhalten und viel Geduld mitbringen. Aber schlussendlich hatte sich das Warten gelohnt!
(Wir entschuldigen uns für das unscharfe Foto. Aber ein zappliges Tier, schlechtes Licht, abends um sieben, ohne Stativ und Blitz: eine echte Herausforderung für Fotografen und Fotoapparat!)

Dann kam Cyclone Yasi. Der zweite angekündigte Sturm wurde auf seinem Weg zur Küste Queenslands immer stärker und einen Tag vor seinem Eintreffen wurde er gar zur Kategorie 5 hochgestuft. Winde bis zu 290km/h sind bei dieser Stärke zu erwarten.  Eigentlich hatten wir in Eungella bleiben wollen, da wir der Meinung waren, so weit von der Küste weg und vor allem in einem Talkessel hinter der Bergkette einigermassen geschützt zu sein. Dann wurden wir aber von der Leitung des Resorts richtiggehend weggewiesen. Wir mussten weiter fahren, Richtung Süden und vom Sturm weg.

Also fuhren wir bis Nebo, ca. 70km im Südwesten von Mackay. Dort hatte man die Showgrounds, das Gelände für Viehauktionen und Rodeos, speziell für die Cyclone-Flüchtlinge geöffnet. Zusammen mit einigen anderen Campern büschelten wir uns dort um die wenigen Gebäude und suchten so die besten Plätze, die angekündigten Windböen und massiven Regenfälle zu überstehen.

  

Schlussendlich wurde Yasi im Durchmesser kleiner, dadurch allerdings noch etwas stärker. Er zog auch mehr im Norden vorbei. Wir befanden uns daher nur noch in seinem Randgebiet und erlitten keinen Schaden. Ganz schlimm traf es aber Tully, Lucinda und Mission Beach, Orte, die wir nur wenige Tage zuvor besucht hatten. Die Bananen und Zuckerrohrfelder zwischen Innisfail und Cardwell wurden richtiggehend plattgewalzt. Wir fragten uns öfters, wie es den verschiedenen Menschen, die wir auf unserer Reise in dieser Gegend vor so kurzer Zeit getroffen hatten, wohl gehen möge.

Da wir bis Ende Januar insgesamt schon über 12'000km gefahren waren, wollten wir es ab jetzt ein bisschen gemütlicher nehmen. Darum blieben wir fast eine Woche in Yepoon. Von diesem Küstenort aus planten wir einige Kurzausflüge und wollten auch wieder einmal im Meer baden gehen (was ja der giftigen Quallen wegen, hier Stingers genannt, bis jetzt unmöglich gewesen war).

  

Eines der wenigen australischen Wildtiere, die wir noch nicht in Natura gesehen hatten, war das Krokodil. Daher besuchten wir die Koroona Krokodilfarm. Hier werden diese Urtiere in grosser Zahl gezüchtet. Zum Beispiel stammt das Leder für alle Krokodiltaschen,-schuhe und -gürtel von Gucci aus dieser Farm. Aber auch das Fleisch von hier wird auf den ganzen Kontinent und in den asiatischen Raum verschickt.

In verschiedenen Teichen befinden sich je ein Männchen (bis zu 5,5m lang!) und ein bis zwei Weibchen. Falls Er die 'Girlfriends' akzeptiert und nicht frisst (was tatsächlich hier schon vorgekommen war), legen diese einmal pro Jahr um die 60 Eier in ein sorgfältig gebautes Nest im Uferdickicht. Dieses Nest bewacht die Mutter über einen Monat lang und greift in dieser Zeit alle Eindringlinge in ihr Territorium energisch an. Dann schlüpfen die Jungen und werden von der Mutter sanft im Maul ins Wasser transportiert! Auch dort kümmert sie sich weiter um die Kleinen und versucht so viele wie möglich bis zum nächsten Jahr durchzubringen.

  

In der Farm werden allerdings die Eier aus den Nestern 'geklaut', was nicht ganz ohne Risiko ist. Im Brutraum kann durch Anpassen der Raumtemperatur bestimmt werden, welches Geschlecht die Jungen haben sollen! Bei 31.5 Grad sind etwa 20% Weibchen und 80% Männchen. Ein Grad darunter gibt's nur Weibchen, eins darüber nur Jungs.
Die Mutter übrigens bewacht das leere Nest weiter und verlässt es nach zwei Monaten, da keine Jungtiere schlüpfen. Im Jahr darauf wird sie am gleichen Ort wieder ein Neues bauen.

     

Immer wieder lockte das Meer und lud zum Bade. In Küstennähe bestand aber immer noch die Gefahr, von Stingern verletzt zu werden. Durch die vielen Regenfälle waren auch die Flüsse aus dem Landesinnern stark angeschwollen und brachten viel Geschiebe mit. Darum war das Wasser auch nicht immer so richtig blau. Wir entschlossen uns darum kurzerhand, einen Tagesausflug nach Great Keppel Island zu machen.
Nach einer wirklich stürmischen halbstündigen Überfahrt landete die Fähre an der Fisherman's Beach und wir konnten eine nahezu menschenleere Insel entdecken. Jetzt, off-season, waren fast alle Shops, Lodges und Backpacker-Unterkünfte geschlossen, ebenso wie die riesige Hotelresort-Anlage. Nach fünf Stunden holte uns das Schiff an diesem Strand wieder ab. Es war einfach super! Und keine Stingers!

     

In Gracemere, gleich neben Rockhampton gelegen, findet jeden Freitag eine der grössten Viehauktionen Australiens statt. Das mussten wir auch gesehen haben! An diesem Tag waren es über 5000 Tiere, die in irrsinnigem Tempo durch Agenten versteigert wurden. Wenn wir nicht einen Farmer getroffen hätten, der unsere Verwirrung offensichtlich klar erkannt hatte und uns mit viel Enthusiasmus und Stolz die Grundregeln dieser 'Show' zu erklären versuchte, wir hätten keine Ahnung gehabt, wer was, zu wie viel und wann gekauft hatte!

     

1770, ist das nicht ein irrsinniger Name für eine Ortschaft? Und weil sie noch so wunderschön zwischen dem Meer und einem grossen Flussarm gelegen ist, musste sie besucht werden!
Der Name kommt übrigens daher, dass Captain Cook im Jahre - dreimal darf man raten - 1770 hier landete und die Küstenlinie sowie den Flussarm kartographierte.

Rechts und links des Weges gibt es immer wieder kleine, aber wunderschöne Dinge zu sehen!

     

Da hier die letzte Gelegenheit bestand, nochmals ans Great Barrier Reef zu gelangen, buchten wir einen Tagesausflug zur Lady Musgrave Insel. Auch diese 80 minütige Überfahrt glich wieder einem wilden Rodeoritt - die Crew war ständig daran, leere 'Kotztüten' zu verteilen und voll wieder einzusammeln! Zum guten Glück konnten wir uns zu den wenigen Passagiere zählen, welche die Überfahrt ohne Probleme geniessen konnten... Bei den zwei Tauchgängen war es dann auch nicht so schlimm, dass es immer wieder mal regnete.

  

Auf dem Campingplatz von 1770 tummelte sich eine Familie Kookaburras. Diese knapp krähengrossen Vögel gehören zur Familie der Eisvögel, wie dieses Bild klar zeigt. Der deutsche Name lautet ' lachender Hans', obwohl die eigenartigen Rufe unserer Meinung nach eher an Affengeschrei als an lachende Männer erinnert.

Im Dezember hatten wir ja in Port Hedland eierlegende Schildkröten gesehen. Jetzt am Strand von Mon Repos, in der Nähe von Bundaberg, wollten wir sehen, wie sich die kleinen Schildkrötchen aus dem Sand buddeln und über den Strand ins Meer rennen. Dieser etwa 4km lange Strand ist als Naturpark geschützt und der Zugang während der Zeit, in der die Kleinen schlüpfen, gesperrt. Wer dem Ereignis beiwohnen will, muss im Voraus einen Eintritt buchen und wird dann bei Einbruch der Dämmerung einer von drei Gruppen zugewiesen. Danach heisst es warten, bis die am Strand patrouillierenden Rangers über Funk melden, dass sich bei einem Nest Aktivität zeigt. Das kann ein paar Stunden dauern und einige Geduld erfordern.

Die Gruppe wird daraufhin im Dunkeln ans Nest geführt und darum herum platziert. Das plötzliche Auftauchen des ersten kleinen Schildkrötchens aus dem Sand und das folgende, fast übersprudelnde Gewimmel der weiteren rund 80 Tierchen, das sind Bilder, die man sicherlich nie mehr vergisst.

Da die Kleinen zum tiefsten Lichthorizont streben (normalerweise ist dies etwa das Mondlicht, das von den Wellen der Brandung reflektiert wird), legt der Ranger als Hilfe eine starke Taschenlampe ans Wasser. Der Effekt ist riesig. Die Tierchen rennen so schnell wie möglich dorthin und dann weiter ins Wasser. Viel Glück wünschten wir jedem Einzelnen! Nur Eines von Tausend wird es voraussichtlich schaffen, in etwa 30 Jahren wieder hierhin nach Mon Repos zu kommen, um Eier in den Sand zu legen!

Fraser Island, leicht südlich von Bundaberg gelegen, ist die weltweit grösste Sandinsel. 123 km lang und bis zu 25 km breit, bietet sie aber nicht nur allerschönste Sandstrände, sondern auch beeindruckenden Regenwald, glasklare Süsswasserflüsse und ebensolche -seen. Im Bild links ist das Wasser im Bach fast nur zu erahnen. Zu sehen ist lediglich der Sand am Grund des Wasserlaufs.

  

Der Luxusliner Maheno rostet am Strand seit 1935 still vor sich hin.

  

Die Stadt Maryborough ist australienweit bekannt für die schönen Queenslander-Holzhäuser und die gut erhaltene Stadtmitte.

     

Und hier wollen wir am Beispiel Maryborough einmal zeigen, was uns Murphy auf unserer Reise immer wieder bescherte. Ständig waren Attraktionen ausserplanmässig geschlossen, hatten ausnahmsweise andere Öffnungszeiten oder waren im Umbau...

     

Wenigstens wartete Mary Poppins auf uns!
PL Travers, die Autorin des weltberühmten Kinderbuches über das aussergewöhnliche Kindermädchen mit den 'supercalifragilisticexpialidocious' Fähigkeiten, wurde in dem Gebäude gleich dahinter geboren.

Eine weitere Überraschung erlebten wir auf dem Weg nach Rainbow Beach. Fast zufällig fanden wir in einem kleinen Fluss eine Badestelle, die es in sich hat. Das absolut klare und erfrischend kalte Wasser hatte durch aus dem Boden gewaschene Tannine die Farbe von Schwarztee!

     

Und mitten in der Fussgängerzone von Gympie, einer ehemaligen Goldgräberstadt, mussten wir einen äusserst speziell gebauten Käfer retten, der hier sicherlich bald 'unter die Räder gekommen' wäre.

Noosa ist die wohl mondänste Ortschaft der Ostküste. Die Hauptstrasse ist mit Gucci, Dior, Dolce Gabbana, Maseratis und Lamborghinis nur so gespickt. Sehen und gesehen werden, das ist hier das einzige Motto. Aber der Strand ist genial. Darum blieben wir gleich zwei Nächte und tummelten uns ausgiebig in den Wellen und genossen das warme Meerwasser. Dass eine Glacekugel danach 6 Franken kostete, das gehörte einfach dazu. Als wir dann noch von Bekannten aus unserem Wohnort in der Schweiz angesprochen wurden, war die Überraschung perfekt!

  

Nur ein wenig südlicher hatte uns unser alter Freund Murphy wieder eingeholt, wegen der vorangegangenen Überschwemmungen waren die Strände in der ganzen Region um Brisbane herum gesperrt! Einmal mehr mussten wir auf das Schwimmen im Meer verzichten!

Kurz nach unserer Ankunft in Brisbane hatten wir die Gelegenheit gepackt und mit dem City Cat, dem Kursschiff auf dem Brisbane River, eine Fahrt quer durch die Stadt gemacht.

  

Und tags darauf blickten wir vom Mt Coot-tha auf die Stadt zurück. Bei diesem Wetter einfach genial!

In der überbordenden, an Mahattan erinnernde Hochhausansammlung von Surfers Paradise (im Bild unten in der Ferne noch sichtbar) begnügten wir uns mit einer Fahrt durch das Verkehrsgewühl. Dafür gönnten wir uns etwas südlich davon, in Burleigh Heads mit seinem ebenso schönen Sandstrand, ein paar Tage Badeferien.

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