Juli 2010  

Bei St.Mammès bogen wir in die Loing ein. Einmal, da die Anlegemöglichkeit in St.Mammès nicht so einladend aussah, aber auch, weil uns Schiffer-Freunde ein SMS geschrieben hatten, es lohne sich, das Städtchen Moret-sur-Loing anzuschauen. Und da es nur ein paar Kilometer weiter lag, war die Sache klar. Wirklich, ein hübsches Städtchen, ein super Halte fluvial und schönes Wetter, was will man mehr? 

Jeden Abend zur gleichen Zeit schwamm eine mega-dicke Bisamratte (ist übrigens keine Ratte, trotz des irreführenden Namens!) von der anderen Seite des Kanals an unserem Schiff vorbei und bog dann gleich vor uns, immer an der gleichen Stelle, ins Dickicht ein. Ob da eine Freundin auf ihn wartete?

In St.Mammès tankten wir noch 500l Diesel. Schifftankstellen sind nicht so häufig wie Autotankstellen, die nächste wäre über 200km weiter in St.Jean de Losne, daher war dies eine gute Gelegenheit.
Dann ging es weiter nach Montereau-fault-Yonne, an der Einmündung der Yonne in die Seine. Hier herrschte immer noch reger Berufsverkehr, vor allem Sand und Getreide wird mit 70m Schiffen transportiert. 

Eigentlich stünde dort ein schöner 100m langer Ponton zur Verfügung, der allerdings von zwei sehr grosszügig platzierten Gammelschiffen (heisst: im Verfall und niemand an Bord) besetzt war. Kein Platz für uns, darum mussten wir uns zwischen Fingerpontons und Kleinst-Booten durchzwängen um an einer Quaimauer anzulegen. Abends hupte es draussen und eine Stahlyacht mit Schweizer Flagge näherte sich. Klar, ihr könnt gerne neben uns liegen! Und damit hatten wir ein Gschpänli für die nächsten zwei Tage gefunden!

   

Weiter ging's die Yonne hinauf, die 'Roti Zora' mit Werni und Myriam gleich daneben.

   

Myriam machte dann auch die ersten Fotos von der Mizar unterwegs!

   

Die Schleusen der Yonne sind etwas anders als die Anderen... sie haben nämlich schräge Wände. Das bedingt eine eigene Schleus-technik. Eine Spring legen, die Nase an die Schräge und während dem Schleusen die Schraube in die Mitte halten. Wieder einmal eine Première für uns!

  

Zwischendurch hatte es auch wieder Kanalabschnitte, die mit einem Berufsschiff drin wirklich eng werden können. Wir denken in solchen Momenten immer wieder an unsere erste Schulung, bei der uns der Instruktor einschärfte, bis zuletzt in der Mitte zu bleiben. Sonst machen die Dicken überhaupt keinen Platz und drücken die Kleineren einfach zur Seite! Manchmal leichter gesagt als getan!
Die Rote Zora schlägt sich auf alle Fälle sicherheitshalber etwas in die Büsche... oder wird dort hinein gedrückt!

  

In Sens ist es drückend heiss, über 30 Grad und kein Schatten in Sicht!

  

Abkühlung ist nur in der Kirche oder im Fluss zu finden!

      

Am nächsten Tag besuchten wir den farbigen und vielfältigen Markt in der alten Halle. So schön!

   

Die nächste Etappe führte uns bis Villeneuve-sur-Yonne.

   

Ein Oldtimertreffen und ein nautisches Fest waren angekündigt; ein guter Grund zu bleiben!

       

Bald lag die Mizar inmitten des Geschehens. Alles war auf die Kinder ausgerichtet: Baby-Wasserski, Kanufahren, Segeln und verschiedene Vorführungen standen für sie zur Auswahl. Dazu ein herrliches Wetter, einfach perfekt!

   

        

Abends spielte im Park bei der Mairie noch eine Musik zum Tanz auf, auch das konnten wir uns nicht entgehen lassen! Ein absolut gelungener Tag.

Und übrigens: Ich bin auch ein Tram! (die VBZ von Zürich scheinen auch hier präsent zu sein)

Die Einfahrt nach Joigny war beeindruckend. Weniger beeindruckend aber war der Empfang dort. Für Privatschiffe gibt es keine Liegeplätze, vom Ponton der Ferienbootvermietung wurden wir entschieden weggeschickt und am Quai neben der Brücke floss die Kanalisation nach dem vorangegangenen Gewittersturm über und alles stank bestialisch. Mit etwas detektivischem Gespür fanden wir am anderen Ufer eine gute Möglichkeit anzulegen und konnten doch noch die mittelalterliche Stadt mit ihren schönen Bauwerken besichtigten.

        

Zwischendurch trifft man auch eher schräge Zeitgenossen (oder sollte man eher 'mutige' sagen?) Dieses englische Pärchen hat seinen gesamten Besitz in England verkauft, dieses Segelschiff erworben und ist losgefahren. Ziel: um die Welt segeln...

Plötzlich kamen wir einfach nicht mehr richtig vorwärts. Bei gleicher Tourenzahl wie vorher schlichen wir nur noch dahin. Da musste etwas in der Schraube sein! Ein erstes Stochern in einer Schleuse mit dem Bootshaken brachte schon etwas, aber es musste trotzdem sein - Tauchen!
Am nächsten Ponton legten wir an und Hansruedi stieg in Badehose, montierte Schnorchel und Taucherbrille. Seegras hatte sich um die Schraube gewickelt und hielt sich dort hartnäckig fest. Nach der nassen Übung lief alles wieder wie geschmiert!

Da uns Tochter Nina und ihr Freund Dani für eine Woche begleiten wollten, hatten wir Auxerre als Startort abgemacht. Wir kamen dort nach einem langen Reisetag erst am späten Nachmittag an, aber fanden trotzdem ein Plätzchen. Uff! Auch in Auxerre liegt man mitten in der Stadt, mit einem fantastischen Blick auf die gegenüberliegenden Kirchen und die Kathedrale.

Samstag war Anreisetag, daher liessen wir am Sonntagvormittag unsere Gäste ausschlafen und gingen Baguettes holen. Die farbenprächtige Vitrine in der Boulangerie war genial! Das Zvieri war damit auch schon klar!
Aber vorher erkundeten wir die mittelalterliche Stadt mit ihren engen Gässchen und Riegelhäusern.

      

Ab Migennes fängt der Canal de Bourgogne an. Als eine der kommerziellen Hauptverbindungen des französischen Kanalsystems geplant, begann der Bau 1775, 1832 wurde der Kanal offiziell als durchgängig erklärt. Etwa 150 Jahre später brach dann die Berufsschifffahrt ein und seither wird dieser Wasserweg nur noch touristisch genutzt. Wie lange dies noch so bleibt, sei dahingestellt.
Allerdings hatten wir nach dem Hörensagen einen ganz anderen Zustand des Kanals erwartet. Die Schleusen und die Kanalwände sind im Gegensatz zum Canal des Ardennes zum Beispiel tiptop unterhalten. Was für Schiffe unserer Grösse sicherlich bald zum Verhängnis werden wird, ist die Wassertiefe, die ohne das regelmässige Ausbaggern für die Péniches de Commerce langsam aber sicher zu wenig wird. Die kleineren Mietboote sind davon noch lange nicht betroffen.

  

Vor St.Florentin überquert der Kanal auf einem Aquädukt den Fluss l'Armançon. Leider regnete es stark, daher blieb es nur bei einem kurzen Fotostopp. Im Hafenbecken war dann wieder mal die Übung 'Abstandhalter setzen' angesagt. Da ein grosses Schild den offizielle Hafen klar als voll deklarierte und er uns sowieso zu eng schien, wollten wir am gegenüberliegenden Grasquai anlegen. Die Wassertiefe erwies sich beim laaangsamen Anfahren aber als ungenügend, in so einem Fall müssen wir weiterfahren oder aber unsere Abstandhalter einsetzen. Diese halten das Schiff dann etwa einen Meter vom Ufer entfernt.

  

Aus demselben Wassertiefe-Uferproblem versuchen wir jeweils die hier übliche Mittagspause der éclusiers (zwischen 12 Uhr und 13 Uhr) in einer Schleuse zu verbringen. Macht die Sache einiges einfacher!

Ob aufziehende Regenwand oder Sonnenschein, unseren Gästen scheint es zu gefallen!

  

Das Städtchen Tonnerre ist für sein Lavoir, das Waschhaus, berühmt. Klar mussten wir das auch sehen! Wirklich schön, dieser kreisrunde Bau mit dem glasklaren, grünlichblauen Wasser. Er wird von einem unterirdischen Wassersystem gespiesen, welches auch heute erst teilweise erforscht ist. Da es in der Vergangenheit schon drei Tote bei den Tauchgängen gegeben hatte, sind weitere verboten worden.
Matz schaffte es sogar knapp, beim Foto mit Selbstauslöser, rund um das Lavoir zu rennen und auch mit auf's Bild zu kommen! In die für sie vorhergesehene Lücke zwischen Nina und Hansruedi reichte es dann doch nicht mehr!

  

Aber auch das alte Spital ist ein Besuch wert. Das Highlight ist die Dachkonstruktion des grossen Saales: ein 1293 gebautes Tonnengewölbe, 90m lang, 18m breit und 27m hoch. Leider war eine Veranstaltung geplant, daher war die Grösse mit allem drin nicht so richtig erlebbar.
Das Modell des Dachstocks zeigt diese Meisterleistung der Zimmermannskunst eindrücklich.

  

Leider war hier die Woche schon vorbei. Nina und Dani mussten sich auf ihre Räder schwingen und in Richtung Schweiz zurückpedalen. Es war schön, Euch bei uns zu haben!

  

Mit den abgeernteten Feldern, die vorüberziehen, wird klar, dass der Sommer weit fortgeschritten ist. Dabei bringen sie die fast unendlichen Weiten der Landschaft erst richtig zur Geltung.

Tanlay wartet mit einem ungewöhnlichen Schloss auf. Nebst zahlreichen anderen fremdländischen Elementen, sticht vor allem der Torbogen über dem Eingangsbau mit seinen ungewohnten Ornamenten ins Auge. Mit etwas Suchen findet man Löwen- und Schlangenköpfe, Frösche und Schnecken darin!

     

Auf einer Velotour besuchten wir die Abbaye Notre-Dame de Quincy und das Château de Maulnes. Ersteres ist in einem kleinen paradiesischen Seitental gelegen, letzteres durch seine Form speziell. Ein Pentagon, einzigartig in Frankreich. Dass allerdings Besuche solcher Denkmäler so gefährlich sind, wussten wir bis anhin noch nicht! 

  

Eine Wespenspinne auf der Lauer...

Auch hier im Canal de Bourgogne zeigt die Landschaft ganz verschiedene Gesichter ...

     

In der Schleuse 80 von Lézinnes wartete dann ein echtes Rätsel auf uns. Wir fuhren in die offene Schleuse ein. Kein Schleusenwärter weit und breit - dafür dieser Anschlag:

Da stellten sich die Fragen: wo ist er jetzt, wann kommt er und (wahrscheinlich am Wichtigsten) kommt er überhaupt noch?
Da es etwa halb 12 Uhr war, begannen wir mit dem Zmittag und warteten. Etwa eine halbe Stunde später tauchte er auf. "Pas d' souci!"

Ancy-le-Franc ist für sein Renaissance-Schloss berühmt, daher blieben wir dort zwei Tage, machten erst die nötigen  Einkäufe und besuchten am nächsten Tag mit einer Führung das Schloss. Wir sind sonst nicht so die Museen-Tiger aber es lohnte sich!

Wow! Was dieser Maulbeerbaum schon alles gesehen haben muss!

     

  

Von Ravières aus machten wir eine kleine Velofahrt ins benachbarte Nuits-sur-Armaçon, wo wiederum ein Château steht. Dieses liessen wir dann aber aus. Zu viel ist zu viel.

  

Monat Juli:
- 65 h 55'
- 75 Schleusen
- 252 km

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