Februar '09


14.Februar 2009, der erste Schritt ins Abenteuer beginnt! Wir haben das Auto bis unters Dach mit Waren vollgepackt und starten bei Schneetreiben in Richtung Burgund um auf unserer Mizar ein bisschen zu putzen, vielleicht innen etwas malen und uns aufzuschreiben, was alles noch gemacht werden muss. Nach knapp 5 Stunden Fahrt ist es soweit, wir sehen die Mizar zum ersten Mal seit dem letzten Herbst. Da liegt sie zwischen der Hendrika und der Anthonia! Wettermässig ist es zwar saukalt, aber es schneit nicht wie in der Schweiz. So weit so gut, dachten wir... 

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Der Blick auf die Saône war an diesem Abend wunderschön. Wir bezogen unser Zimmer in St.Jean de Losne (die Mizar ist ja eingewintert, das heisst keine Heizung, kein Warmwasser) und wärmten unsere kalten Füsse wieder auf. Für den nächsten Tag stand das Montieren vom Esstisch und den Stühlen, sowie das Ausmessen der Innendecke und der Kauf der Farbe an.

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Aber irgendwie hatte es Petrus auf uns abgesehen! Nach einer Rutschpartie über drei andere Schiffe (alles noch gefroren) richteten wir uns erstmal im Wheelhouse ein und inspizierten das ganze Schiff. Es war sausaukalt! Der Thermometer zeigte unentwegt 2 Grad an, und draussen schneite es! Nach einer wärmenden, dampfenden Suppe (zum guten Glück kochen wir mit Gas!) wendeten wir unsere Aufmerksamkeit dem Esstisch zu.  +%*/&`^%&*! Es fehlten zwei Teile! Da es sowieso zu kalt war noch irgendwas Gescheites anzufangen, kehrten wir in unser wunderbar warmes Zimmer zurück und versuchten, wieder aufzutauen.

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Nach diversen Treffen mit verschiedenen Mechanikern und Elektrikern machten wir uns dann am Mittwoch nach Dijon zum blau-gelben Möbelhaus auf, um die nicht vorhandenen zwei Teile zu bekommen. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken erhielten wir das Gewünschte. Und nach einem kurzen Aufenthalt in Dijon (da müssen wir dann im Sommer unbedingt wieder hin!) kehrten wir nach St.Jean zurück. Der Canal de Bourgogne sieht zur Zeit an mehreren Stellen nicht so befahrbar aus, hoffen wir, sie ändern das bis zum Sommer!

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St.Jean de Losne von Weitem und der super Sonnenuntergang auf dem Weg zum Apéro (das Tischchen neben dem heissen Radiator war schon gebucht!) 

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Wir sind nach einer Woche tiefgefroren wieder heimwärts gefahren. Nicht so viel erreicht wie geplant, aber super Freundschaften erneuert, wie zum Beispiel die mit dem Besitzerpaar des Restaurants l'Amiral in St.Jean. Wir fühlen uns dort schon total wie zu Hause!

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Und jetzt noch die Geschichte vom teuersten und hässlichsten Toilettenhäuschen Europas:

Es war mal ein Staat, der erfreute sich immer wieder am Bau spezieller architektonischer Strukturen. Es gab sicherlich ein paar, die unbestritten die Aufmerksamkeit der Menschen erregten, im negativen wie auch im positiven Sinn, und die die verschiedenste Preise und Anerkennung in der internationalen Architekturwelt gewannen. Allerdings gab es da auch ein paar andere, die ein finanzielles Desaster wurden und eigentlich zu nichts zu gebrauchen waren. Diese Geschichte erzählt von einem der letzteren.

Wenn man sich auf den französischen Kanälen auf die Reise macht, sieht man an jeder Schleuse ein Schleusenwärterhäuschen. Heute oftmals verwaist, da die Automatisierung auch in diesem Bereich nicht haltgemacht hat. Es gibt ein paar wunderbar herausgeputzte, ein paar normal unterhaltene und viele Halbruinen. Einige werden aber immer noch konstant von Schleusenwärtern gebraucht, um u.a. die Fernsteuerungen an die Boote herauszugeben oder wieder einzusammeln. Die Schleuse Nr.75 von St.Symphorien am Anfang des  Canal du Rhône au Rhin ist eben so eine.

Und hier schlug der Architekturwahnsinn zu: es musste ein neues Häuschen her, die Räder in Paris drehten sich wie wild und heraus kam..... das hier!

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Ok, lange Rede kurzer Sinn: das ganze Ding ist potthässlich und unbrauchbar. Das Gitter oben ist nicht für wahnsinnige Bootsführer, sondern wäre für die Schleusenwärter bestimmt gewesen. Diese weigern sich jedoch, das zu brauchen, denn sie müssen ja bei jedem Boot diese schwarzen Kästchen herausgeben und wieder einsammeln. Der Steingarten daneben ist sicherlich Zen, hat aber keinen Wasseranschluss. Die Lösung liegt von Paris aus darin, das ehemalige Trockendock dahinter ständig zu fluten, leider füllt sich dann aber auch der Keller des Häuschens auf der anderen Seite der Strasse mit Wasser. Das Ding hat ein 12 Meter tiefes Fundament, aber die Statik ist irgendwie wohl nicht ganz ausgegoren, denn es geht das Gerücht um, alles würde nach vorne kippen, wenn oben Glasfenster + Schleusenwärter + Armaturkasten für die Bedienung der Schleuse eingesetzt würden. Und vielleicht hat der Architekt ein bisschen zu viel 'Germany's next Topmodel' geschaut als er den danebenliegenden Steg ohne Anfang und Ende gebaut hat... Bootsfänger heisst es schon bei den Anwohnern, denn sie warten nur darauf, bis eines dort aufgespiesst wird. Das einzige, was funktioniert ist die Toilette!
Geplant 920'000 Euro, Endkosten über eine Million Euro.

(Die Schleusenwärten haben sich übrigens ein neues altes Häuschen direkt unter dem Käfig gebaut, dort werden sie jetzt ihren Dienst versehen!)

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